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Erlangen: Ladeninhaberin führt freiwillig 2G ein - und wird von ungeimpften Kundinnen provoziert


Autor: Elisabeth Offial

Erlangen, Montag, 20. Dezember 2021

In Erlangen gab es große Befürchtungen zu Umsatzeinbußen durch 2G. Boutique-Betreiberin Moira Drexler hat vorher schon freiwillig 2G eingeführt und ein schlechtes Erlebnis gehabt. Ein anderer Laden-Betreiber überrascht mit seiner Bilanz nach zwei Wochen.
In der Erlanger Innenstadt ziehen Händler eine Bilanz nach zwei Wochen 2G.


  • Erlangen: Ladeninhaberin führte 2G bereits früher ein - "richtig und wichtig"
  • "Ich habe geschrien": Betreiberin wird von ungeimpften Kundinnen angefeindet
  • Australiss Erlangen: Deutliche Auswirkung auf Weihnachtsgeschäft - "normalerweise" zwei Minijobber nötig
  • Situation im "Würfelbecher": Kunden "unbeeindruckt" von 2G-Regel

Zur Einführung der 2G-Regel im Einzelhandel am 8. Dezember befürchteten gerade kleine Händler*innen, die nicht hauptsächlich Waren des täglichen Bedarfs verkaufen, große Umsatzeinbußen im Weihnachtsgeschäft. Knapp zwei Wochen später ziehen Ladeninhaber*innen aus Erlangen dazu Bilanz.

Australiss Erlangen: "Get out of my shop" - Ladeninhaberin wird von ungeimpften Frauen verspottet 

"Ich habe definitiv weniger Kundschaft, seit ich 2G eingeführt habe", sagt Moira Drexler, Inhaberin des "Australiss" in der Friedrichstraße 11, inFranken.de. Sie verkaufe in ihrem Laden hauptsächlich Kleidung und zähle damit nicht zum täglichen Bedarf. "Ich habe 2G schon eine Woche, bevor es Pflicht war, gemacht", erklärt sie. Die Reaktionen ihrer Kundschaft seien gemischt gewesen, wenn auch größtenteils positiv.

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"Ich hatte eine ganz schlechte Erfahrung. Ich hatte einen Zettel an der Tür, dass nicht-vollständig Geimpfte bitte draußen bleiben sollen. Da waren zwei Damen da, die mich ausgelacht haben. Ich habe sie gefragt, ob sie geimpft sind und sie haben nein gesagt. Aber meine Schilder haben sie gesehen. Ich habe sie dann gebeten zu gehen", erinnert sich Drexler. Trotzdem hätten die beiden Frauen ihren Laden nicht sofort verlassen. "Ich war so verletzt danach, die beiden haben mich so geärgert, dass ich irgendwann geschrien habe 'Get out of my shop!'"

Seitdem habe sie solche Probleme glücklicherweise nicht mehr gehabt, sagt die Ladenbesitzerin. "Alle sind sehr verständnisvoll, sie haben alles schon bereit, wenn sie zur Tür hereinkommen", erklärt sie. Dennoch bemerke sie, dass weniger Kund*innen als für die Weihnachtszeit üblich zu ihr kommen. "Das ist so, seit 2G zur Pflicht wurde", bemerkt Drexler. "Es ist kurz vor Weihnachten, normalerweise musste ich zwei Minijobber fragen, ob sie kommen können, aber diesmal nicht", sagt sie bedauernd.

Erlanger Spielwarenhändler positiv überrascht - "Würfelbecher" hat genauso viel Kundschaft wie üblich

Dennoch ist für sie auch eine andere Ursache für das Ausbleiben der Kundschaft denkbar. "Ich kann nicht sagen, ob das wegen der 2G-Pflicht ist oder aus Angst vor der neuen Variante. Das kam gleichzeitig." Unabhängig von den Auswirkungen stehe sie der 2G-Regel positiv gegenüber. "Ich bin froh, dass wir sie haben, deswegen habe ich das schon früher angefangen. Ich finde es richtig und wichtig", erklärt sie.

Anders stellt sich die Situation im Spielwarenladen "Würfelbecher" in der Helmstraße 4 dar. Zwar zählt auch dieses Geschäft nicht zu denen des täglichen Bedarfs, doch über weniger Kundschaft als üblich könne sich Inhaber Daniel Rothenbücher nicht beschweren, erklärt er inFranken.de. "Bisher läuft es erstaunlich gut", sagt er. "Ich bin davon positiv überrascht. Ich hatte mich mental darauf vorbereitet, dass es anders läuft." Seine Kundschaft sei "unbeeindruckt" von der Regel. "Es ist ja schon fast Gewohnheit", sagt er. "Das Bewusstsein für die Wichtigkeit ist zumindest da." 

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Für den Umsatz sei Weihnachten beziehungsweise allgemein das vierte Quartal sehr wichtig, so Rothenbücher. Darüber, wie gut das Weihnachtsgeschäft mit den Spielen in diesem Jahr laufe, könne er aber keine Aussage machen. "Es gibt ja keine Vergleichswerte aus dem letzten Jahr, weil da dann der Lockdown kam", erklärt er. 

Nachdem die 2G-Regel im Einzelhandel in Niedersachsen bereits gekippt wurde, fordert die IHK das nun auch für Bayern. Sie will damit eine Chancengleichheit aller Läden erzielen.

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