Erlangen: Grüne erzielen stärkstes Ergebnis ihrer Geschichte - auch in Nachbargemeinden
Autor: Daniel Krüger
Erlangen, Mittwoch, 29. Sept. 2021
In Erlangen und den Nachbargemeinden Möhrendorf und Spardorf haben die Grünen bei der Bundestagswahl 2021 stärker abgeschnitten als je zuvor. Aber wieso konnte die Öko-Partei hier deutlich mehr Wahlberechtigte überzeugen als anderswo in Franken?
- Erlangen: Grüne erzielen bei Bundestagswahl bestes lokales Ergebnis seit Parteigründung
- Spardorf: 28 Prozent der Wahlberechtigten geben Grünen ihre Stimme
- Landkreis Erlangen: Öko-Partei legt auch im ländlichen Raum fast sieben Prozent zu
- "Davon haben wir auch profitiert": Grüne Kreisvorständin mit eigener Erklärung zum Wahlerfolg
Im Wahlkreis Erlangen haben die Grünen bei der Bundestagswahl 2021 einen großen Wahlerfolg einfahren können. Im Vergleich zur Bundestagswahl 2017, bei der die Öko-Partei 13,5 Prozent erlangt hatte, steigerte sie ihren Anteil bei den Zweitstimmen um fast sieben Prozent auf 20,2 Prozent. Das ist aus zweierlei Sicht ein außergewöhnliches Ergebnis: Denn zum Wahlkreis Erlangen gehören auch viele ländliche Gemeinden - deren Bewohner gelten eigentlich nicht als die klassische Wählerklientel der Partei. Gleichzeitig konnten die Grünen in der Stadt Erlangen das stärkste Ergebnis seit ihrem Bestehen erzielen. Wie ist das möglich?
Erlangen: Grünes Ergebnis bei Bundestagswahl fast doppelt so stark wie bayerischer Schnitt
In der Stadt Erlangen wurden die Grünen mit 26,1 Prozent der Zweitstimmen sogar stärkste Kraft. Bei den Erststimmen unterlag Grünen-Direktkandidatin Tina Prietz in der Stadt CSU-Mann Stefan Müller um 3,1 Prozentpunkte. Müller gewann auch im gesamten Wahlkreis und zieht wieder in den Bundestag ein. Doch auch in mehreren Gemeinden rund um Erlangen konnten die Grünen bei den Wahlberechtigten punkten.
In Bubenreuth etwa kommen die Grünen nach Auszählung aller Zweitstimmen auf 22,3 Prozent, in Möhrendorf auf 24,5 Prozent und in Spardorf gar auf 28 Prozent. Zum Vergleich: 2017 holte die Öko-Partei in der Stadt Erlangen knapp zehn Prozentpunkte weniger Stimmen, in Spardorf konnten sich die Grünen ebenfalls um rund zehn Prozent steigern.
Im Bund hingegen lag die Partei rund um Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock weit hinter den Erwartungen und vielen Umfragen zurück. Nach mehreren Patzern im Wahlkampf landeten die Grünen letztlich bei 14,8 Prozent. In Bayern wurde dieses Ergebnis noch untertroffen. Mit 13,6 Prozent legte die Partei im Vergleich zu 2017 zwar zu - doch die Stadt Erlangen zählt seitdem mit München zu den grünen Hochburgen des traditionell "schwarzen" Freistaats.
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Wieso aber konnten die Grünen in Erlangen und Umgebung so viele Menschen überzeugen? "Die Wähler der Partei haben überdurchschnittlich hohe Einkommen und sind vornehmlich im Dienstleistungs- und Bildungsbereich beschäftigt", schreibt ein Autor der Bundeszentrale für Politische Bildung in einer Analyse. Erlangen hat sich bereits in den vergangenen Jahren immer mehr zu einer Grünen-Hochburg entwickelt, wie nicht nur die Wahlergebnisse beweisen.
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"Wir haben kürzlich unser 250. Mitglied gefeiert", so die Vorständin des Grünen-Kreisverbands Erlangen, Luisa Weyers, gegenüber inFranken.de. Der Verband habe einen "starken Anstieg" bei den Mitgliedszahlen zu verzeichnen, berichtet sie. Gleichzeitig ist der Großraum Erlangen durch die Ansiedlungen von Siemens, aber auch den Sitz von Puma und Adidas im nahen Herzogenaurach ein extrem wirtschaftsstarker Standort, der Fachkräfte anzieht und im fränkischen Vergleich als sehr international gilt.