Endlich zurück auf der Bühne: Ein fränkischer Musicaldarsteller erzählt

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Armin Kahl, Erwin Windegger und Alexander Franzen (v. l.) in "Drei Männer im Schnee" Foto: Christian Pogo Zach
Armin Kahl, Erwin Windegger und Alexander Franzen (v. l.) in "Drei Männer im Schnee"     Foto: Christian Pogo Zach
Armin Kahl spielt den Tick in "Priscilla - Königin der Wüste". Foto: Marie-Laure Briane
Armin Kahl spielt den Tick in "Priscilla - Königin der Wüste".     Foto: Marie-Laure Briane
 
Armin Kahl in "Priscilla - Königin der Wüste", hier zusammen mit Tanja Schön Foto: Marie-Laure Briane
Armin Kahl in "Priscilla - Königin der Wüste", hier zusammen mit Tanja Schön     Foto: Marie-Laure Briane
 

Der Höchstadter Musicaldarsteller Armin Kahl ist froh, endlich wieder auf der Bühne stehen zu können.

Die Situation könnte kurioser, widersprüchlicher kaum sein: Publikum und Künstler im Gärtnerplatztheater in der Landeshauptstadt werden nach langer, pandemiebedingter Spielpause eindringlich auf Mund-Nasen-Bedeckung, Abstand und Hygiene eingeschworen. Und draußen auf dem Theaterplatz herzen sich die Münchner zu Hunderten ohne Maske so ausgiebig und innig, dass der Gärtnerplatz inzwischen den zweifelhaften Titel "Ort der Unruhe" trägt und die Polizei im September sogar mit Schlagstöcken eingriff. Vergnügen kann in diesen Tagen gegensätzlicher nicht sein.

In diesem aufgeladenen Spannungsfeld geht Armin Kahl seinem Beruf nach. Der Darsteller, der ursprünglich aus Höchstadt stammt, spielt aktuell Hauptrollen in den beiden Produktionen "Priscilla - Königin der Wüste" und "Drei Männer im Schnee" am Gärtnerplatztheater. "Endlich dürfen wir hier wieder auf die Bühne", hat er diesem Augenblick über Wochen entgegengefiebert.

Bedrohliche Unvernunft

"Einige Szenen mussten gestrichen werden. Die Stücke wurden umgeschrieben, damit wir uns nicht zu nahe kommen. Wir dürfen uns nicht mehr ansingen. Wenn ich aus Wien anreise, muss ich einen negativen Corona-Test vorweisen. Die Zuschauerzahl ist von 1000 auf 200 reduziert." Er könnte die Liste der Auflagen und Einschränkungen beliebig fortsetzen. "Und dann wird vor dem Theater gefeiert, als hätte es Corona nie gegeben." Dem Musicaldarsteller, der auf der Bühne ein Garant für gute Laune ist, ist ungläubiger Ärger ins Gesicht geschrieben.

Armin Kahl will es nicht akzeptieren, dass die Unvernunft Feiernder ihm und vielen in allen Genres der Kunst und Kultur tätigen Menschen die Ausübung des Berufes gefährdet. Die Branche sei mit am härtesten getroffen und kämpfe sich gerade mit viel Aufwand für die Gesundheit der Zuschauer ins Leben zurück. "Wir baden es mit unserer Existenz aus, wenn aufgrund steigender Fallzahlen das öffentliche Leben wieder stärker eingeschränkt werden muss." "Wir müssen uns alle umstellen."

Das Jahr 2020 ist für den Mittelfranken völlig anders gelaufen, als er dies geplant hatte. Als für Armin Kahl im Februar der vorerst letzte Vorhang nach einem Engagement am Gärtnerplatztheater fiel, ahnte er noch nicht, dass statt eines Urlaubs nun eine längere Zwangspause folgen würde. Auf seinem Tourplan für den Sommer standen erneut die Freilichtspiele Tecklenburg. Dort war er für die Stücke "Sister Act" und "Besuch der alten Dame" gebucht. Mehr als 50 000 Karten waren im März für diese Shows bereits verkauft. Auch hier führte dann Corona Regie: Die Festspiele 2020 wurden abgesagt, für die Darsteller Kurzarbeit angemeldet.

Kreative Sommerengagements

Gegen die Woche für Woche steigende Ungewissheit stemmte sich Kahl mit Kreativität und Eigeninitiative. "Ich habe im Münchner Hofspielhaus eine Solonummer gegeben. Im August habe ich dann mit Bettina Mönch in Bad Hersfeld ,Die letzten fünf Jahre‘ gespielt, stand dann in Wien auf der Bühne und bin Magdeburg in den ,Musketieren‘ eingesprungen. Jetzt endlich wieder München!"

Am Gärtnerplatztheater steht der in Höchstadt aufgewachsene Kahl wieder in zwei Paraderollen auf der Bühne. Für die Darstellung des Dr. Fritz Hagedorn in der Operetten-Uraufführung "Drei Männer im Schnee", war er als "Bester Darsteller in einer Hauptrolle" mit dem "Deutschen Musical Theater Preis 2019" ausgezeichnet worden.

Das zweite Stück "Priscilla - Königin der Wüste" ist für ihn nach "Mama Mia" eines der besten Musicals überhaupt. Vor drei Jahren durfte Kahl bei der Premiere in München die Hauptrolle spielen. Bis Februar dieses Jahres war er fester Bestandteil der Show.

Verzicht auf Emotionen

Sieben Monate später sind die Darsteller dieselben. Die Inszenierung ist es keineswegs. Sie wurde so umgeschrieben, dass die Darsteller Abstand halten können. "Das ist ungewöhnlich in einem Stück, mit dem immer auch Emotionen transportiert werden." Im Februar endete das Stück mit einer innigen Umarmung des Hauptdarstellers mit seinem Sohn. In der aktuellen Inszenierung kappt der Vorhang diese emotionale Schlussszene. "Das ist ungewöhnlich. Aber wir sind nur froh, dass wir wieder spielen dürfen", hofft Armin Kahl darauf, dass die Unvernunft anderer ihm und seinen Kollegen der Unterhaltungsbranche keinen Strich durch die Rechnung machen.