Immer der Nase nach konnte man in früheren Zeiten in der Herzogenauracher Altstadt dem Aroma der leckersten Weihnachtsspezialitäten folgen. Alle paar Meter kam schon wieder ein neuer appetitanregender Hauch aus einer Backstube.
Besondere Düfte und optische Reize sind schon immer mit Weihnachten verbunden gewesen. Die Vorliebe für Weihnachtsgebäck ist geblieben, anderes hat sich verändert.
Am 5. Dezember 1822 erhielt der Herzogenauracher Maurermeister Adam Seitz nach mehrmaligen erfolglosen Versuchen endlich die Genehmigung zum Backen und dem Verkauf von Marzipan und weißen Lebkuchen. Maurermeister Adam Seitz hatte neben seinem Handwerk eine Vorliebe für die Herstellung von süßem Gebäck gezeigt, für deren ausgiebige Verwirklichung der Weihnachtsmonat die günstige Gelegenheit bot.
Der Herzogenauracher Heimatforscher Luitpold Maier erinnerte sich daran, dass in seiner Kindheit im Anwesen Seitz neben der ehemaligen Metzgerei Habermeier an der Ecke Reytherstraße/Erlanger Straße im Schaufenster leckeres Gebäck, bunt bemalt in altmodischer Form durch das Winterfenster grüßte und den Weihnachtszauber
vervollständigte.
Maier schien es, als ob der vornehme Reiter vom prächtig aufgezäumten Pferd herabsteigen und seine Reverenz machen wollte, um sich von der koketten Rokokodame mit einer Rose aus zarter Hand beglücken zu lassen. Es gab noch die fleißige Jungfrau am Spinnrad, den Weihnachtsstern und den Glück verheißenden Fisch.
Aber auch bei den Bäckern war vor Weihnachten Hochkonjunktur, unterschiedlichstes Weihnachtsgebäck und Stollen waren heißbegehrt. Denn nicht jede Hausfrau hatte eine geräumigen und vor allem gut zu temperierenden Herd, in dem das Backen gelang. Viele Haushalte griffen dazu auf die bewährte Bäckerei zurück, die sich früher quasi um jede Ecke befand.
Dorthin wurden dann ganze Bleche mit Plätzchen getragen, aber auch Stollenteig; nach dem Familienrezept zusammengeknetet und mit einem Fähnchen versehen, damit man nach dem Backen auch gewiss den richtigen Stollen zurückerhielt.
Spezialitäten
In den 1930er-Jahren gab es allein in der Hauptstraße fünf Bäckereien. Die Bäckerei Rudert, Hauptstraße 14; die Bäckerei Stadelmann, Hauptstraße 34 (jetzt Lang); und die Konditorei August Adler, Hauptstraße 50. Eine gute Adresse war auch die Konditorei Weiss mit Café und Weinstube in der Hauptstraß 16, die mit feinen Torten, Kuchen und Dessertgebäck warb; Veit Neudecker hat in der Hauptstraße 24 sein Kaffeegebäck angepriesen.
Ludwig Römmelt hatte am Marktplatz 13 "Stets hausgemachte ff. weiße und Elisenlebkuchen" im Sortiment.
Die Bäckerei Bucher, Steggasse 1, pries als Spezialitäten Anislaibchen, Schokoladen, Pralinen und Bonbons an.
Die Brot- und Feinbäckerei Werner Weiß, Bamberger Straße 4, hatte feinstes Tee- und Kaffeegebäck im Angebot, die Bäckerei der Witwe Wagner in der Bamberger Straße 13 offerierte "Conditoreiware und Torten auf Bestellung".
Brot- und Feinbäckerei titulierten sich die Firmen Christian Kaiser, Würzburger Straße 12; Matthias Mauser, Erlanger Straße 3; und Oskar Heubeck, Hintere Gasse 42; sowie Georg Neudecker in der Würzburger Straße 7. Außerdem versorgte noch die Bäckerei Bauer in der Bahnhofstraße 5 Kunden mit Backwaren.
In der Hauptstraße 65 stellte die Bäckerei Freudenberger, Inhaber Josef Kummeth, für die Kunden Backwaren her, zeitweilig betrieb Georg Landsmann die Bäckerei.