Reinhard Klaus zieht einen Schlussstrich. Nachdem er bereits die Abgabe seines Postens als Vizebürgermeister bekanntgegeben hatte, tritt er auch als Gemeinderat und Zweiter Vorsitzender der Kulturgemeinschaft zurück.
Reinhard Klaus ist enttäuscht und verletzt. Die Sprüche auf den Plakaten, die Pfiffe und die Forderung "Ein Klaus muss raus" bei der Demonstration vor der vergangenen Gemeinderatssitzung in Mühlhausen hätten den in der konstituierenden Sitzung gewählten Zweiten Bürgermeister sehr getroffen. Enttäuscht sei er zudem, dass in der Sitzung - sowohl im öffentlichen als auch im nichtöffentlichen Teil - die Aktion "totgeschwiegen" worden sei. "Keiner hat den Mund aufgemacht", stellt Klaus fest.
Auch kein Gemeinderat mehr
"Ab diesem Moment war die Schwelle von politischer Kritik zu persönlicher Diffamierung überschritten", findet Klaus, der inzwischen offiziell um seinen Rücktritt nachgesucht hat. Und zwar nicht nur vom Amt des Zweiten Bürgermeisters, sondern auch von dem des Gemeinderats. Darüber hinaus legt er sein Amt als stellvertretender Vorsitzender der Kulturgemeinschaft Mühlhausen nieder: "Seinem Verein", in dem er sich seit der Gründung und beim Aufbau außergewöhnlich stark engagiert hat. Mitglied in der Kulturgemeinschaft will er aber bleiben.
Dabei ist Reinhard Klaus, der seit 2014 Marktgemeinderat und ein Mühlhausener Urgewächs ist, nicht einmal CSU-Mitglied. Hauptsächlich gegen die örtliche CSU richtete sich aber die Kritik der Demonstranten. Schon vor Jahren sei er aus der Partei ausgetreten, nachdem er mit der "großen Politik" der Christ-Sozialen nicht mehr einverstanden gewesen sei. Für seine Gemeinde kandidierte er dennoch auf der Liste der CSU.
Vermittlungsversuche gescheitert
Was ihn dazu geführt habe, sich als Zweiter Bürgermeister zur Wahl zu stellen, legt Klaus im Gespräch mit dem FT dar. Wie berichtet, habe es Differenzen zwischen dem Kandidaten der Freien Wähler, Alexander Schüpferling, und der Gemeinde gegeben. Als Mitglied des Gemeinderats habe er sich - noch in der Zeit vor dem Wahlkampf - bemüht, zwischen Schüpferling und der Gemeinde zu vermitteln. Echte Verhandlungen seien jedoch nicht zustande gekommen. Aus dieser Erfahrung heraus habe er für sich entschieden, Schüpferling nicht als Zweiten Bürgermeister zu wählen.
Als sich kein weiterer Kandidat der Freien Wähler für den Stellvertreterposten fand, sei er in der Sitzung als Gegenkandidat vorgeschlagen worden. Mit 1236 Stimmen habe er das beste Ergebnis aller Gemeinderatskandidaten, mit Ausnahme von Klaus Faatz, erreicht. Klaus habe damit mehr Stimmen als Schüpferling, der 1206 Stimmen auf sich vereinen konnte. Bei der Abstimmung sei er mit 7:6 Stimmen zum Vizebürgermeister gewählt worden.
Zusammenhalt gefährdet
Klaus stellt fest, dass sich in den vergangenen Jahren ein starker Zusammenhalt im Gemeindeleben, eine gute Zusammenarbeit im Gemeinderat, zwischen dessen Mitgliedern und den Vereinen entwickelt habe. Dies alles sei durch die Differenzen stark gefährdet. "Das ist nicht mehr mein Mühlhausen", sagt er. Seiner Meinung nach könne jeder seine eigene Sicht der Dinge haben und dürfe diese öffentlich vertreten. Dies habe jedoch in einem angemessenen Maß, ohne persönliche Angriffe "und nicht mit solchen Bandagen" zu geschehen.
Die Entscheidung, nicht nur als Vizebürgermeister, sondern auch als Gemeinderat und 2. Vorsitzender der Kulturgemeinschaft zurückzutreten, habe er sich nicht leicht gemacht. Das "allgemeine Schweigen" während und nach der Sitzung habe maßgeblich dazu beigetragen: "Außer Bürgermeister Klaus Faatz, der nach der Sitzung auf mich zukam, hat sich niemand zu diesen in hohem Maße persönlich verletzenden Plakaten geäußert. Unter diesen Umständen kann ich in der Gemeinde vorerst kein Ehrenamt mehr ausüben." Auch aus Rücksicht auf seine Gesundheit sehe er sich zu diesen Schritten gezwungen.