Auszeichnung in Ebrach: Ehrenamt als Selbstverständlichkeit

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Stolz nahm die Erstplatzierte Alica Frerichs ihre Auszeichnung als Realschulchampion in der Kategorie Soziales Engagement von Edgar Marmitt (KSB) und Heinrich Hausknecht (Ministerialbeauftragter) entgegen. Foto: privat
Stolz nahm die Erstplatzierte Alica Frerichs ihre Auszeichnung als Realschulchampion in der Kategorie Soziales Engagement von Edgar Marmitt (KSB) und Heinrich Hausknecht (Ministerialbeauftragter) entgegen. Foto: privat

Die Schlüsselfelderin Alica Frerichs ist für ihr soziales Engagement als oberfränkischer Realschul-Champion ausgezeichnet worden. Sie hat aber auch schon erfahren, dass man sich nicht nur Freunde macht, wenn man sich für andere einsetzt.

Wenn wieder einmal von akutem Nachwuchsmangel im Bereich des Ehrenamts oder gar vom Untergang desselbigen die Rede ist, braucht sich Alica Frerichs nicht angesprochen zu fühlen. Die 17-jährige Schülerin aus Schlüsselfeld engagiert sich nämlich in besonderem Maße für ihre Mitmenschen. Die Liste ihrer bisherigen Ehrenämter ist dementsprechend lang: Schüler- und Klassensprecherin, Tutorin, Mitglied im schulischen Serviceteam sowie der Arbeitsgemeinschaft "Kompetenzen zeigen".

Doch auch außerhalb der Steigerwaldrealschule Ebrach wird der Zehntklässlerin nicht langweilig. In ihrer evangelischen Kirchengemeinde Aschbach-Hohn betreut sie nicht nur Kinder, sondern bereitet auch das jährliche Krippenspiel und regelmäßig stattfindende Kindergottesdienste vor.

Besonders aktiv ist Alica auch in der Evangelischen Jugend des Dekanats Bamberg.
Leitende Positionen hat sie hier sowohl in der Dekanatsjugendkammer als auch im so genannten Leitenden Kreis inne. Um ihre Arbeit in diesem Bereich vertiefen zu können, hat die Realschülerin im vergangenen Jahr sogar eine Jugendleiterausbildung absolviert. Im Rahmen eines eigens dafür ins Leben gerufenen Arbeitskreises setzte sie sich zudem zwei Jahre lang für Asylbewerber in Bamberg ein.

Ehrenamtliche Tätigkeit als Selbstverständlichkeit

"In der Schule lassen sich viele nur zum Klassen- oder Schülersprecher wählen, weil sich das gut im Zeugnis macht", weiß Alica. Für sie selbst ist ehrenamtliche Tätigkeit in allen Bereichen ihres Lebens aber eine Selbstverständlichkeit. "Ich hatte einfach schon immer das Bedürfnis, anderen zu helfen und Dinge zu ändern, die mich stören", erläutert sie bescheiden.

Von ihrem ehrenamtlichen Engagement hat sie sich nie abbringen lassen - auch, wenn sie dabei schon auf erheblichen Widerstand gestoßen ist. Vor allem ein Vorfall im vergangenen Schuljahr machte der Jugendlichen zu schaffen. Weil der Rektor ihrer Schule im Internet übel verunglimpft worden war, entschied sie sich, zu handeln. "Es kursierte ein Bild mit Anspielungen auf den Nationalsozialismus, und das machte schnell die Runde", berichtet Alica. Damit sei bei ihr eine echte "Schmerzgrenze" überschritten worden.

Die Sprecherin von insgesamt 750 Schülern wandte sich an den Vertrauenslehrer, und dann ging alles ganz schnell. "Als unser Schulleiter von der Beleidigung erfahren hat, wandte er sich direkt an die Polizei", erinnert sich die 17-Jährige. Schrittweise konnten die Behörden nachvollziehen, wer hinter der Verunglimpfung steckte und die Verantwortlichen zur Rechenschaft ziehen.

Weil bekannt geworden war, dass Alica sich für ihren Rektor stark gemacht hatte, musste die Schülerin in der Folgezeit einen wahren Spießrutenlauf durch das Schulgebäude absolvieren. "Vor allem die neunten und zehnten Klassen schoben regelrechten Hass auf mich", so Alica. Viele ihrer Kameraden beschuldigten sie, als Schülersprecherin mehr auf Seiten der Lehrer als auf Schülerseite zu stehen.

Auszeichnung erhalten

Halt gab ihr in dieser schwierigen Zeit nicht nur ihre beste Freundin: "Auch viele Lehrer versicherten mir immer wieder, dass ich das Richtige getan hätte." Für ihren unermüdlichen Einsatz und ihr besonderes Engagement auch außerhalb des Schullebens erhielt Alica nun eine ganz besondere Ehrung: In Pegnitz wurde sie mit dem oberfränkischen Realschul-Champion-Preis in der Kategorie soziales Engagement ausgezeichnet. Der einzige Preis dieser Art, wie Alica berichtet.

Ob Alica später auch einen Beruf im sozialen Bereich ergreifen möchte, weiß sie allerdings noch nicht. Bei den Johannitern in Schlüsselfeld hat sie jedoch schon ein Freiwilliges Soziales Schuljahr im Bereich der Demenzbetreuung absolviert und könnte sich aufgrund ihrer Erfahrungen dort vorstellen, nach ihrem Abschluss im kommenden Frühjahr ein ganzes Jahr lang bei den Johannitern tätig zu sein. "Die Alternative ist der soziale Zweig an der Fachoberschule", erklärt die Schülerin. Welchen Weg auch immer sie letztendlich einschlagen wird, eine Erkenntnis wird sie dabei sicher stets begleiten: "Man darf sich nicht unterkriegen lassen von Leuten, die keine Ahnung haben."