Auf Herbergssuche in Höchstadter Kirchengemeinde

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Im Benefiziatenhaus hat die katholische Gemeinde Höchstadt bereits eine Flüchtlingsfamilie aufgenommen. Foto: Elias Pfann
Im Benefiziatenhaus hat die katholische Gemeinde Höchstadt bereits eine Flüchtlingsfamilie aufgenommen.  Foto: Elias Pfann

Am Sonntag verkündete der Papst, dass er zwei Flüchtlingsfamilien im Vatikan unterbringen möchte. Welche Kirchengemeinden im Landkreis Höchstadt folgen seinem Aufruf, Asylsuchende in Pfarrhäusern unterzubringen?

Es begab sich aber zu der Zeit, dass ein Gebot von Papst Franziskus ausging, dass alle Pfarreien eine Flüchtlingsfamilie aufnehmen sollen ... Zwar steht es in der Bibel im Lukas-Evangelium ein bisschen anders, aber der Aufforderung von Kaiser Augustus sind die Einwohner nach den biblischen Überlieferungen damals gefolgt. Heute wie damals sind täglich mehrere tausend Menschen auf Herbergssuche.

Weil viele Turnhallen und Zeltlagerstätten bereits belegt sind, hat Papst Franziskus am Sonntag für eine christliche Unterkunftslösung plädiert: Jede Pfarrei, sämtliche religiösen Gemeinschaften und alle Klöster in Europa sollen eine Flüchtlingsfamilie aufnehmen. Jetzt soll der Aufruf im Erzbistum Bamberg - und somit auch im Landkreis Höchstadt - ernst genommen und umgesetzt werden.
"Alle Kirchengemeinden und alle anderen kirchlichen Einrichtungen sollen ihre Möglichkeiten, Flüchtlinge aufzunehmen, noch einmal prüfen und das Ergebnis melden." Das erklärt Erzbischof Schick in seiner Reaktion auf die Sonntagsworte des Papstes.


Hilfe schon vor Ort

Mehrere Pfarreien und Ordensgemeinschaften beherbergen bereits Flüchtlingsfamilien, vor allem Caritaseinrichtungen der Erzdiözese, heißt es in einer Mitteilung des Erzbistums weiter. Seit Februar sind auch die Höchstadter aktiv: Im Benefiziatenhaus wurde bereits Anfang des Jahres eine Flüchtlingsfamilie aufgenommen. "Momentan müssen wir ernsthaft überlegen, welche Räumlichkeiten wir noch zur Verfügung stellen können", sagt Dekan Kilian Kemmer.

Allerdings sei es gar nicht so einfach, geeigneten Leerstand zu finden. "Gemeindehäuser sind zum Beispiel nicht richtig ausgestattet", sagt der evangelische Pfarrer Hans-Friedrich Schäfer. Ein Problem, das beiden Kirchenvertretern bekannt ist, sind fehlende Duschen in den Gemeindehäusern. Aber es gehe auch um einen vorhandenen Internet- oder Fernsehanschluss: "Die brauchen nicht nur ein Dach über dem Kopf, sondern müssen auch kommunizieren können", erklärt Pfarrer Schäfer.

Noch nicht wirklich geklärt sei allerdings, wie schnell und unbürokratisch ein Dach über dem Kopf geschaffen werden könne. So ist Regionaldekan Georg Holzschuh, der für die Dekanate Ebermannstadt, Forchheim und Höchstadt zuständig ist, nicht klar, "ob man Flüchtlinge einfach in eine leerstehende Wohnung reinlassen kann", oder wie es auf Dauer weitergehen soll. Zumal er es wünschenswert fände, dass in einem alten Pfarrhaus zum Beispiel, auch weiterhin eine christliche Familie leben würde, sagt Holzschuh.

Da die evangelische Kirche in Höchstadt keinen leerstehenden Eigentum mehr zu Verfügung habe, erkundigte sich die Familie von Pfarrer Schäfer selbst nach Möglichkeiten, Obhut zu bieten. An Auflagen des Landratsamtes - separate Küche und Sanitäreinrichtungen für die Asylanten - scheiterte die Bereitschaft allerdings bislang.
Dekan Kilian Kemmer sieht "für Höchstadt in der Relation genau so wenig Schwierigkeiten wie für München". In Bamberg kündigte Generalvikar Georg Kestel an, dass die zuständigen Mitarbeiter der Bistumsverwaltung in den nächsten Tagen konkrete Vorschläge vorlegen sollen. "Wir müssen kreative Lösungen suchen", sagte Kestel und wies zugleich darauf hin, dass bereits Unterkünfte für Flüchtlinge angeboten wurden, jedoch von Seiten der Behörden kein Bedarf signalisiert wurde.

Abgesehen von dem Bereitstellen von Unterkünften für Flüchtlinge weiß Pfarrer Schäfer noch etwas anderes, "was Kirche machen kann". Den Menschen zur Seite stehen, die einen freien Wohnraum haben. "Wer sich darauf einlässt", müsse unterstützt werden, sagt Pfarrer Schäfer.

Dekan Kemmer hofft, dass in anderen Pfarreien des Dekanates dieselbe Offenheit besteht: "Verordnen kann man da nichts, sondern letztlich nur für eine Willkommenskultur werben." In Wachenroth in der St. Gertrudspfarrei sei die Gemeinde auch schon aktiv.


Höchstadt mit Vergangenheit

Dass die Herbergssuche eine gemeinsame Aufgabe für Politik und Kirche sein soll, erklärt Kemmer mit einem Beispiel aus der Vergangenheit: "Alt-Bürgermeister Anton Schell hat mir immer gesagt, dass Höchstadt ohne die Flüchtlinge nie zu dem geworden wäre, was es ist."

Nach dem Krieg seien zwölf Millionen Heimatvertriebene und Flüchtlinge aus Osteuropa ins Nachkriegsdeutschland gekommen. "Warum sollten wir das 70 Jahre später, in einem der reichsten Länder der Welt, in dem die wenigsten Kinder geboren werden, nicht auch schaffen?", fragt sich Kemmer.

Die Angst vor einem Problem scheint ihm jedenfalls kein guter Ratgeber für den Weg der Integration zu sein: "Die Vandalen, die Freitag- und Samstagnacht während des Altstadtfestes in der Steinwegstraße und am Kirchplatz wüteten - 13-Jährige, mit Maßkrug und alkoholisiert - kamen allesamt nicht aus Syrien, sondern aus Höchstadt", stellt Kemmer fest. Um das Verhalten dieser einheimischen Jugendlichen mache er sich zumindest momentan mehr Sorgen, als um Menschen, "die zu uns kommen, um einfach zu leben, in Sicherheit und ohne Angst".