Der Konzern schließt im nächsten Jahr seinen Standort in Offenbach. Die dortigen Beschäftigten sollen unter anderem in Erlangen weiterarbeiten. Doch auch dort ist die Unsicherheit groß.
Zumindest den Aktionsplan 2016 haben die 3100 Beschäftigten, die derzeit am Standort Erlangen für Areva arbeiten, erst einmal überstanden. Der französische Nukleartechnikkonzern hatte darin vorgesehen, bis Ende 2015 in Deutschland 1500 Stellen abzubauen - und dies mittlerweile auch in die Tat umgesetzt.
Zähes Geschäft
Areva leidet unter dem schrumpfenden Markt in Deutschland. Der Neubau von Kernkraftwerken findet nur noch im Ausland statt. Aber auch dort läuft das Geschäft zäh. "Die Investitionen in bestehende Kraftwerke sind rückläufig", berichtet Stefan vom Scheidt, Sprecher der Geschäftsführung von Areva in Deutschland.
Auch die Wiederinbetriebnahme der Kernkraftwerke in Japan verzögere sich. "Weil die Kunden weniger investieren, verschieben sich Projekte oder werden in kleineren Paketen vergeben", ergänzt Carsten Haferkamp, kaufmännischer Geschäftsführer und Personaldirektor. "Großprojekte wie früher wird es am Markt nicht mehr geben."
Das alles zwinge Areva zu "Veränderungsprozessen" und "Standortkonsolidierung", wie es Haferkamp ausdrückt.
Bis Mitte 2016 ist Offenbach dicht
4300 feste Mitarbeiter hat Areva derzeit in Deutschland, verteilt auf vier Standorte (ausgenommen die Windkraft-Aktivitäten im Joint Venture mit einem spanischen Anlagenhersteller). Einer wird in Kürze geschlossen: Offenbach.
"Die dortigen Arbeitsplätze werden bis Mitte nächsten Jahres nach Karlstein oder Erlangen verlagert", sagt Haferkamp. Die Offenbacher Mitarbeiter erhalten das Angebot, ab Februar umzuziehen. Von den einst 700 Beschäftigten in Offenbach sind aktuell noch 600 da. 170 sollen in Karlstein (Landkreis Aschaffenburg) unterkommen, 430 in Erlangen ihre Arbeit fortführen.
Eine Milliarde Euro Umsatz
Doch in Erlangen stößt diese Planung auf Skepsis. "Es werden viele Offenbacher nicht hierher kommen. Aber das ist ein Bestandteil des Erlanger Personalkonzepts. So muss man hier weniger Personal abbauen", sagt Wolfgang Niclas, politischer Sekretär der IG Metall Erlangen. Niclas glaubt, dass es bis Ende 2017 nochmals einen deutlichen Stellenabbau geben wird. "Wir sehen für die nächsten drei Jahre keine Notwendigkeit für weitere Maßnahmen", sagt dagegen Personalchef Haferkamp.
Schließlich gebe es die Möglichkeit, über Altersteilzeit und Fluktuation Stellen abzubauen, um die geplante Zahl von 3800 in Deutschland zu erreichen. Doch in Erlangen ist die Unsicherheit groß. Dem Vernehmen nach werden Mitarbeiter damit konfrontiert, Aufhebungsverträge zu unterschreiben.
Noch acht Meiler in Deutschland
Rund eine Milliarde Euro Umsatz hat Areva Deutschland im vergangenen Jahr mit den Aktivitäten in der Kerntechnik erzielt. Der Umsatz soll laut Stefan vom Scheidt auch in diesem Jahr so hoch ausfallen. "Der Export ist unsere Stärke in Deutschland. Das hilft uns, innerhalb des Konzerns zu bestehen", sagt vom Scheidt.
Der Rückbau von Atomkraftwerken in Deutschland werde dagegen nicht ausreichen, um die wirtschaftlichen Folgen des Atomausstiegs zu kompensieren. Immerhin bleibe noch bis 2022 der Service für einige der noch bestehenden acht Meiler in Deutschland.
Noch kein Markt für Speichertechnologien
In Erlangen, wo Projekt- und Ingenieurleistungen gebündelt sind, ist man heute schon froh, dass seit 2011 nicht noch mehr Personal verschwunden ist. Mitte 2011, vor dem Ausstiegsbeschluss der Regierung, arbeiteten mit 4000 fest Angestellten hier 900 mehr als jetzt.
Noch ganz am Anfang steht das Engagement der Erlanger in Speichertechnologien für Energie mittels Wasserstoff oder Batterie. Doch momentan sind das Testanlagen, die industriell keine Rolle spielen. "In fünf Jahren werden wir vielleicht eine Idee haben, wo die Reise hingeht. Zurzeit ist der Markt hierfür nicht reif", sagt vom Scheidt.