Ängste und Prognosen in Höchstadt

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Paul Podolay
Paul Podolay
 

Ums Bankgeheimnis und um Hochrechnungen zur künftigen Migrantenzahl ging es bei der AfD-Veranstaltung am Lauberberg.

Das Jackett im Retro-Landhausstil hätte auch Paul Podolay tragen können. Denn der Direktkandidat der AfD, ein 71-jähriger Spätaussiedler aus Pressburg, wohnt in München. Seinem Habitus und seiner Diktion nach nach liegt er aber ganz auf der Linie eines altösterreichischen distinguierten Herrn.
Bei ihm kann man es sich nicht vorstellen, dass er in weniger als eineinhalb Minuten sich sieben Mal der Fäkalsprache bedient, wie der Börsenmakler Dirk Müller (Mister Dax), der in einem Trailer bei der Wahlkampfveranstaltung auf dem Lauberberg eingespielt wurde. Podolay ist zurückhaltend, sein Auftritt währte auch nur wenige Minuten. Mit leiser Stimme trug er die gleichzeitig an die Leinwand projizierte Zusammenfassung einer Hochrechnung von Gunnar Heinsohn vor, der in 40 Jahren - mehrmals gut nach oben gerundet - 40 Millionen Migranten und deren Nachkommen in Deutschland prognostiziert.
Danach gab Podolay das Heft an Christian Bessler weiter, dem Mann, der das Vintagekleidungsstück trug. Zu ihm passt es, denn er ist ein bekennender Franz-Josef-Strauß-Fan, der beklagt, dass sich Edmund Stoiber (75) und Günther Beckstein (73) nicht in die aktuelle politische Debatte einmischen.
Bessler, der Vorsitzende des AfD-Ortsverbands Aischgrund/Höchstadt, war vor mehr als 20 Jahren JU-Vorsitzender in seiner Heimatstadt, der nach eigenem Bekunden zwei Jahrzehnte von politischen Aktivitäten Abstand hielt, ehe er in die AfD eintrat und im Mai den Ortsverband gründete. Wie Strauß, der wiederum seinerzeit Martin Luther zitierte, will Bessler nun dem Volk aufs Maul schauen.
Erster Stein des Anstoßes ist für ihn die GEZ-Fernsehgebühr. Und die Abschaffung des 500-Euro-Scheins. Den hätte er wohl gern in seinen Sparstrumpf gesteckt, denn er ist davon überzeugt, dass dieses Utensil der Geldaufbewahrung fröhlich Urständ feiern wird, mache doch das "nicht mehr existierende Bankgeheimnis" vielen zu schaffen. Bessler sieht darin eine Einschränkung der Freiheit. "Kämpfen Sie dafür, um uns nicht transparent zu machen", forderte die gut 40 Zuhörer auf, die zum großen Teil vom Alter her doch einige Schwierigkeiten hätten mit der Umsetzung des Wahlslogans "Neue Deutsche? Machen wir selber".
Das liebe Geld, genauer der Euro-Rettungsschirm, war für Siegfried Ermer das Motiv, 2013 in die AfD einzutreten. Heute ist er ihr Kreisvorsitzender und damit auch zuständig für das seiner Meinung nach "rot-grün durchsiffte" Erlangen. In dieser Funktion bestritt er einen Großteil der Veranstaltung auf dem Lauberberg, bis hin zum Hinweis auf das Hausrecht und Pseudolob für die Presse. Eigens hob Ermer heraus, dass die Zuhörer bei den öffentlichen Stimmauszählungen nach Wahlende anwesend sein sollten.
Bei der letzten Landtagswahl habe es Unstimmigkeiten gegeben, führte er als Grund an, weshalb man auch für sein Kreuzchen nicht die ausliegenden Bleistifte, sondern Kugelschreiber nutzen solle. Und: Dass Wahlhelfer auch Bürger sein können, von denen man nicht wisse, "wie der ein oder andere tickt".
Gemeint sind damit wohl Menschen des von ihm oft und oft genannten "Mainstreams", der die Meinungsfreiheit einschränke, wenn sie eben nicht mit ihm konform sei.