Joseph Blatter hatte einst seinen Aufstieg bei der Fifa vor allem Horst Dassler zu verdanken, dem Sohn von Adidas-Gründer Adolf Dassler.
Seit 45 Jahren ist der Sportartikelhersteller Adidas Partner der Fifa. Doch Fragen der Presse zum Rücktritt von Fifa-Boss Joseph Blatter wollte man gestern in der Firmenzentrale in Herzogenaurach lieber nicht beantworten - aus Zeitgründen, wie es offiziell hieß. Am späten Nachmittag gab es dann per Mail eine Presseerklärung, die das wiederholte, was Adidas schon Ende der vergangenen Woche vor Blatters Wiederwahl hatte verlauten lassen: Das Unternehmen verfolge "höchste Standards, was ethisches Verhalten und Compliance angeht". Immerhin hieß es nun, die Neuigkeiten vom Dienstagabend "stellen einen Schritt in die richtige Richtung dar".
Büro in Frankreich Joseph Blatter und Adidas - eine Verbindung, die früh begann. Der Sportartikelhersteller war an Joseph Blatters Aufstieg bei der Fifa über Gründer-Sohn Horst Dassler direkt beteiligt.
1975 soll der spätere Adidas- Vorstandsvorsitzende Dassler darauf hingewirkt haben, dass Blatter Direktor für Entwicklungsprogramme bei der Fifa wurde. Blatter arbeitete eng mit Horst Dassler zusammen. Damals hatte der Schweizer sein Büro in der französischen Adidas-Niederlassung. Er soll sogar "nicht nur zeitweise von Adidas bezahlt" worden sein, schrieb die "Frankfurter Rundschau" bereits im Juli 2012 in einem Artikel über die Machenschaften bei der Vergabe von Fußball-Weltmeisterschaften.
Einer der größten Sponsoren Ob die Sache mit dem Gehalt zutrifft, ist allerdings offen. Das "Handelsblatt" vom vergangenen Wochenende berichtete, Blatter lege "viel Wert darauf, dass sein Gehalt immer von der Fifa bezahlt worden sei". Auch wenn er schon einmal bekannt habe: "Natürlich bin ich ein Adidas-Mann."
Das Amt des Fifa-Generalsekretärs im Jahr 1981 soll Blatter
ebenfalls durch die Förderung von Horst Dassler erhalten haben. Als Blatter schließlich seinen Aufstieg vollendete und im Juni 1998 als Nachfolger von João Havelange zum achten Präsidenten der Fifa gewählt wurde, war sein enger Freund Horst Dassler schon tot. Dassler erlag im April 1987 im Alter von 51 Jahren einem Krebsleiden. An der Beerdigung nahm auch Blatter teil.
Marketing-Perle Für den heutigen Adidas-Konzern ist der Umgang mit den Unruhen und Korruptionsvorwürfen rund um die Fifa nicht leicht. Neben weltweit agierenden Unternehmen wie Coca-Cola ist Adidas einer der größten Sponsoren der Fifa. Der Sportartikelhersteller entwickelt, wie auch bei den Europameisterschaften, für jede Fußball-WM einen neuen Spielball.
Die Herzogenauracher haben ihre Partnerschaft mit der Fifa bis zum Jahr 2030 festgemacht.
Hier jetzt aus ethischen Gründen einen Rückzieher zu machen, hieße, eine Perle der Vermarktung aufzugeben, die die Konkurrenz gerne hätte. Auch deshalb tut sich Adidas mit Äußerungen schwer. "Wir begrüßen Fifas Bekenntnis zu Veränderungen." Das soll reichen.