Seit über 50 Jahren ist Rudolf Albrecht Bonbonmacher in Adelsdorf. Damals hat er die Süßigkeit noch per Hand hergestellt, inzwischen übernimmt fast alles die Maschine. Die Leidenschaft für den Beruf ist geblieben.
Der Geruch ist sein täglicher Begleiter. Schon während er in der Umkleideschleuse seinen Mundschutz überstreift. Ständig hat er ihn der Nase. Seit über 50 Jahren. Satt hat er ihn deshalb noch lange nicht. Im Gegenteil. Manch einer wird ihn dafür sogar beneiden.
Mit gerade mal 13 Jahren begann Rudolf Albrecht seine Ausbildung bei "Soldan" in Adelsdorf. Ein halbes Jahrhundert ist er jetzt schon Bonbonmacher - oder wie es neudeutsch heißt: Fachkraft für Süßwarentechnik. Für den 64-Jährigen kam kein anderer Beruf in Frage: "Wenn man hier wohnt, riecht man das ständig. Das ist wie ein Magnet."
Am 5. August 1963 hatte Albrecht seinen allerersten Arbeitstag. Damals machte er noch alles per Hand, war der Beruf noch ein echtes Handwerk. Maschinen wie heute, die die Bonbons fast selbstständig produzieren und quasi als verlängerter Arm des Bonbonmachers funktionieren, hat es noch nicht gegeben.
Bis zu 2000 Kilo Bonbons konnten pro Tag hergestellt werden. Heute sind es acht Tonnen. "Früher ging viel nach Gefühl. Da musste man genau spüren, wie lange man die Masse rühren durfte", erinnert sich Albrecht. Die Arbeitsschritte sind aber nach wie vor dieselben, auch wenn sie jetzt maschinell vonstatten gehen: "Früher musste man die Masse selbst verarbeiten, heute gibt man die Rezeptur auf ein Zehntel genau in den Computer ein."
Bevor die Bonbons in Papier eingewickelt werden, durchlaufen sie einige Maschinen, die Albrecht nach all den Jahren wie seine Westentasche kennt. Am Anfang werden Zucker, Wasser und Glucosesirup miteinander verrührt, gekocht und vakuumiert, um der Masse Feuchtigkeit zu entziehen.
Zusammen mit dem gewünschten Aroma - zum Beispiel gerade jetzt in der Weihnachtszeit Pflaume-Zimt - werden sie dann temperiert, um anschließend den sogenannten Kegelroller und Prägestempel zu durchlaufen, in dem schließlich die Form der Bonbons festgelegt wird. "Danach kommen sie in den Kühlkanal, werden eingewickelt und in Tüten verpackt", erklärt Albrecht.
Doch auch wenn jetzt alles die Maschine übernimmt, die Kostprobe darf natürlich nicht fehlen: "Das fertige Produkt muss probiert werden. Aber das mache ich gerne", lacht der Bonbon-Liebhaber. Manchmal, als Albrecht in der Produktentwicklung arbeitete, testete er bis zu 20 verschiedene Sorten pro Tag. Bis zu seiner Rente hat er noch über ein Jahr. Und auch dann wird ihm - wie jedem Adelsdorfer - der Geruch erhalten bleiben. Zwar nicht mehr direkt an der Maschine, aber dafür ganz ohne Mundschutz.
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