Adelsdorfer laufen 100 Kilometer für guten Zweck

3 Min
Peter und Daniel haben den schwierigen 100-Kilometer-Lauf geschafft. Dementsprechend glücklich waren die Teilnehmer aus Adelsdorf an dem Benefizlauf im Harz. Fotos: privat
Peter und Daniel haben den schwierigen 100-Kilometer-Lauf geschafft. Dementsprechend glücklich waren die Teilnehmer aus Adelsdorf an dem Benefizlauf im Harz.  Fotos: privat
Die erfolgreiche Gruppe aus Adelsdorf (vorne von li): Michael, Angie, Daniel, (hinten v. li): Bastian, Donna, Peter
Die erfolgreiche Gruppe aus Adelsdorf (vorne von li): Michael, Angie, Daniel, (hinten v. li): Bastian, Donna, Peter
 
Die Begeisterung war an der Laufstrecke groß.
Die Begeisterung war an der Laufstrecke groß.
 

Fast 300.000 Euro kamen beim "Oxfam-Trailwalker" zusammen. Mit über 2000 Euro Spendengeld startete das Team "Reaction" aus Adelsdorf. Zwei der vier Läufer hielten den anstrengenden 100-Kilometer-Lauf durch. Teilnehmer Peter Geier ließ in sein Logbuch schauen.

432 Läufer sind zusammengerechnet rund 40.000 Kilometer für eine gerechte Welt ohne Armut beim "Oxfam-Trailwalker" bei Osterode im Harz gelaufen. 216 Supporter und rund 300 freiwillige Helfer standen ihnen zur Seite. Rund 280.233 Euro kamen bei dem von Oxfam, einer Hilfsorganisation, initiierten Lauf zusammen.

Mit 2415 Euro Start- beziehungsweise Spendengeld war das Team "Reaction" aus Adelsdorf dabei. Zwei der vier Starter haben den 100-Kilometer-Lauf geschafft. Teilnehmer Peter Geier beschrieb den Zieleinlauf so: "Wir bogen um die Ecke und auf einmal war es da, das Ziel! 100 Kilometer lagen hinter uns. Ich spürte eine große Erleichterung plötzlich all die jubelnden Menschen zu sehen! Dieses Gefühl werde ich für immer in meinem Herzen behalten und auf einmal wusste ich: Alles hat sich gelohnt!"

Das lesen wir am Ende in Peters Logbuch. Doch wie anstrengend der Lauf war, lässt sich aus seinen weiteren Aufzeichnungen entnehmen.

Zu Beginn

"Am Freitag 6. September gelangten wir beim inoffiziellen Checkpoint in Osterode an: Zeltplatz Eulenburg. Die Läufer wurden mit Informationen über Zeltplatz, Lauf, Start und Ziel förmlich übergossen. Das eine gemeinsame große Ziel für alle hieß nur: ANKOMMEN!

Als am Samstag früh nach dem Gruppenfoto der Countdown erscholl, brach großer Jubel aus und um 7.30 Uhr ging's dann endlich los. Die ersten 15,7 Kilometer bis zum CP1 (Controllpoint) klebten die Teams noch förmlich aneinander - und waren noch locker drauf.

Bastian wurde langsamer

Jeder versuchte sein Tempo zu finden und bald waren wir warm gelaufen. Aber langsam wurde der Weg steiniger und schwieriger. Jeder Tritt musste bedacht sein. Heilfroh, unsere Supporter am CP2 zu sehen - der erste CP war für sie nämlich nicht erreichbar - quasselten wir drauf los und besprachen gleich, was wir am nächsten CP benötigen. Allen Läufern ging's noch gut und wir waren top motiviert.

Nun hieß es, die nächste Strecke bis 37,8 Kilometer in Angriff zu nehmen. Kurz vor dem Etappenziel fiel uns auf, dass Bastian immer langsamer wurde. Er hatte plötzlich wahnsinnige Wadenkrämpfe bekommen und musste leider aufhören! Unsere Supporter versorgten uns am CP3 mit Bananen und wir machten ein kurzes Picknick.
Mit Bastian hatten zu diesem Zeitpunkt schon 13 Läufer aufgegeben. Das schwüle Wetter machte vielen schwer zu schaffen! Der nächste CP war bei Kilometer 51,8. Nur noch wir drei: Daniel, Donna und ich machten uns auf den weiteren Weg.

Noch nie in meinem Leben habe ich so eine sachte, frische Luft eingeatmet. Das tut gut, so leicht und sorgenfrei zu atmen! CP4 war erreicht. 50 Kilometer waren geschafft! Nun bereiteten wir uns auf die Nacht vor. Kleidung und Leuchtmittel wurden herausgesucht. Da schnappten wir auf: ,Ab jetzt beginnt der Trailwalker für einige Läufer!' Die Sonne ging unter. Eine Art Ehrfurcht kroch in unseren Körpern hoch - ein Gefühl von Respekt vor der gesamten Welt.

Nur bergauf

Die nächsten Stunden ging es nur bergauf. Mit gesenktem Kopf liefen wir weiter, um mit Hilfe von Taschen- und Stirnlampen jede Hürde zu entdecken. Keiner fällt gerne hin! Trotz der Dunkelheit merkten Daniel und ich, wie Donna kämpfte - sie war an ihre Grenzen gestoßen! Bei CP5 gab unser Willenspaket auf. Ab jetzt, noch etwa 40 Kilometer lagen vor uns, waren Daniel und ich alleine. Der Vorschrift nach mussten wir uns nun einer anderen Gruppe anschließen. Wir ziehen das Ding durch!

Bei CP6 , der mehr einem Lazarett glich, waren 67,1 Kilometer geschafft. Keiner hatte viel mehr als das Wörtchen "Vorsicht" gesprochen. Wir waren in einen Automationsmodus gefallen. Nach einer kurzen Erholung ging's weiter zu CP7. Die Uhr schlug 6 und unsere Gefühle fuhren Achterbahn. Das Ziel hieß nicht mehr 100 Kilometer zu knacken sondern heil den nächsten Checkpoint zu erreichen. Irgendwann wird das Ziel schon kommen...

Der Boden bewegte sich wie ein Laufband unter unseren Füßen. Plötzlich war eine kleine Lichtung in Sicht: der "Schwarzwald" war mit einem Schlag kurzzeitig vorbei und wir standen mitten im Universum. Der Himmel war voller Sterne und es fühlte sich an als würde man schweben. Nach einer Minute Freiheit tauchten wir aber wieder im nächsten dunklen Wald ein. Wie die Roboter liefen wir weitere fünf Kilometer zum CP8. Nur die Hoffnung, dass alles irgendwann vorbei ist und das Ziel vor Augen brachte uns dazu weiter zu gehen.

Traum von einem Bier im Ziel

Daniel träumte von einem Bier nach dem Zieleinlauf. Bei CP8 munterten uns die Supporter auf. Michael überschüttete uns mit Witzen und wir lachten sogar. Bis CP9 war es grausam. Unsere Beine waren so schwer als müssten sie einen Elefanten mit sich schleppen. Schon über 24 Stunden waren wir nun unterwegs.

Bei CP9 wurden wir mit einem Cheerleader-Chor und tosendem Applaus empfangen. Wir schmierten unsere müden Glieder kurz mit Franzbranntwein ein und tranken etwas Warmes. Weiter ging's - und auf einmal wurde uns bewusst, dass wir es geschafft hatten.

Im nächsten Jahr vielleicht wieder

Wir erblickten die Stadt Osterode in der Ferne. Einige Zuschauer am Straßenrand riefen uns zu ,Heeyy, ihr habt es gleich geschafft! Super, ihr seid spitze!', ertönte es von überall her. Um 10.52 Uhr überquerten wir die Ziellinie. Ein kühles Bier, eine Medaille und eine Massage erwartete uns - und mich eine Umarmung der Superlative von meiner Donna!

Ob wir im nächsten Jahr im September wieder antreten? Wer weiß?"