Adelsdorf: Mühle tagelang von Außenwelt abgeschnitten - "sieht aus wie in der Nachkriegszeit"
Autor: Ralf Welz
Adelsdorf, Donnerstag, 15. Juli 2021
Die Laufer Mühle wurde vom "Jahrhunderthochwasser" hart getroffen. Die Therapieeinrichtung in Adelsdorf war tagelang von der Außenwelt abgeschnitten. "Jetzt schaut es bei uns so aus wie in der Nachkriegszeit", sagt Leiter Michael Thiem.
- "Jahrhunderthochwasser" in Adelsdorf: Laufer Mühle tagelang von Außenwelt abgeschnitten
- Therapiezentrum evakuiert - Patienten auf Feldbetten in Großraum untergebracht
- Hochwasser erreicht Rekordstand von 6,12 Metern - Bayerns Umweltminister Thorsten Glauber vor Ort
- Wasser in Innenräumen steht teils 80 Zentimeter hoch - Schadensausmaß nach wie vor ungewiss
Der andauernde Starkregen hat im Aischgrund für überflutete Straßen und vollgelaufene Keller gesorgt. In Adelsdorf (Landkreis Erlangen-Höchstadt) war die Laufer Mühle über Tage hinweg von der Außenwelt abgeschnitten. Wegen des "Jahrhunderthochwassers" musste die Therapieeinrichtung für Suchtkranke evakuiert werden. "Jetzt schaut es bei uns so aus wie in der Nachkriegszeit", schildert Leiter Michael Thiem inFranken.de die verheerende Tragweite des Unwetters.
"Jahrhunderthochwasser" in Adelsdorf: Laufer Mühle meldet Rekordwert - "Jetzt haben wir verloren"
Die Wassermassen bahnten sich am vergangenen Samstagvormittag (10. Juli 2021) binnen kürzester Zeit ihren Weg auf das Grundstück des Therapiezentrums. "Innerhalb einer Stunde ist das Wasser um einen Meter gestiegen", hält der Einrichtungsleiter fest. "Das war natürlich die ganz kritische Marke - wo klar war: Jetzt haben wir verloren. Das wird gleich alles gnadenlos überschwemmt sein."
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Schuld daran sei nicht zuletzt die "ungünstige" geografische Lage der Adelsdorfer Einrichtung. "Die Laufer Mühle liegt ganz einfach am tiefsten Punkt des Landkreises", erklärt Thiem. "Und Wasser fließt nach unten." Der Höchststand wurde schließlich am Nachmittag erreicht. "Da hatten wir um 15 Uhr einen Wasserstand von 6,12 Meter - und ab 6,10 Meter spricht man von einem Jahrhunderthochwasser"
Der Leiter des Therapiezentrums hat ein derartiges Hochwasser in seinen mehr als drei Jahrzehnten Berufstätigkeit noch nicht erlebt. "Uns gibt es als suchttherapeutische Einrichtung 31 Jahre. In dieser Zeit gab es sechs Hochwasser - aber nicht in diesem Ausmaß." Das letzte Hochwasser ereignete sich 2013 - höchster Pegel damals: 5,86 Meter.
"Psychische Belastung": 15 Patienten verlassen vorsorglich Einrichtung
Trotz zwischen den Türen errichteter Aluminium-Barrikaden bahnte sich das Hochwasser seinen Weg ins Innere des Therapiezentrums. Sämtliche Gebäudeteile seien betroffen, berichtet Einrichtungsleiter Thiem. "Wir haben streckenweise 80 Zentimeter Wasserstand in den Innenräumen gehabt." Am Samstagabend verschaffte sich Bayerns Umweltminister Thorsten Glauber mit dem Chef des Wasserwirtschaftsamtes, Ulrich Fitzthum, vor Ort selbst ein Bild von der Lage.
Insbesondere für die Patienten stellt der aktuelle Ausnahmezustand "eine Stresssituation" dar. "Das ist natürlich auch eine psychische Belastung", sagt Zentrumsleiter Thiem. Die 15 Bewohner, die in den ursprünglichen Räumlichkeiten der Laufer Mühle lebten, verließen demnach bereits am Freitag (9. Juli 2021) vorsorglich die Einrichtung. Sie müssen seitdem auf Feldbetten übernachten. Diese befinden sich im Neubau der Einrichtung, der "glücklicherweise vom Hochwasser verschont geblieben ist".