Der Röttenbacher Hannsdieter Hirsch hat der örtlichen Kirchengemeinde ein besonderes Buch der Bücher geschenkt.
Die 1652 gedruckte Weimarer Bibel, die Hannsdieter Hirsch gemeinsam mit seiner Frau Ottilie der Kirchengemeinde in Röttenbach schenkte, war seit vielen Jahren im Besitz seiner Familie. Gedruckt in der Nürnberger Druckerei Endter, wurden diese Bibeln zunächst in Kirchen genutzt. Dabei sind sie nicht einfach zu lesen, stehen doch zwischen den Zeilen der lutherischen Übersetzung auch dessen Anmerkungen und Verweise.
Während die Bibel auf stolze 365 Jahre seit ihrer Herstellung zurückblicken kann, dürften heutige Datenträger keine so lange Lebenszeit erreichen, mutmaßte Hirsch. Er kann sich noch gut daran erinnern, wie er diese Bibel bei seinem Großvater lesen durfte. Besonders beeindruckt war er vom Jerusalemer Lageplan, aber auch vom Bild mit der Sintflut, auf dem Täler und Menschen im Wasser versinken, während ein riesiger Kasten mit vielen Zimmerchen die Überlebenden beherbergte.
Thilo Liebe ist Bibliotheksleiter im landeskirchlichen Archiv der evangelisch-lutherischen Kirche und erzählte viel Interessantes über die Thüringischen Kurfürsten und Herzöge, von denen etliche in dieser Bibel abgebildet sind: "Heute würde man sie wohl als Sponsoren bezeichnen", ist sich Hirsch sicher. Auch Gertraud und Karl-Heinz Schülein haben eine Hausbibel mitgebracht: Die Tante von Gertraud Schülein hatte sie ihr einst vermacht, "weil ich mich dafür interessiert habe und in die Bibel auch hineingeguckt habe". Das Ehepaar überlegt ebenfalls, die Bibel dem Museum zu überlassen. Diese ist deutlich abgegriffener als das Exemplar von Hannsdieter Hirsch, das jetzt der Kirchengemeinde Röttenbach gehört, und müsste vermutlich restauriert werden.
Eine solche Bibel kostete zwischen sechs und zehn Talern, berichtete Liebe, ebenso viel betrug beispielsweise das Jahresgehalt einer Köchin. Der hinten in der Bibel eingebundene "Ketzerbaum" ist nur bis zu dieser Ausgabe vorhanden, spätere Drucke enthalten dieses Bild nicht mehr, erklärt der Bibliothekar und weist auf eine weitere Besonderheit der Bibel hin: "In dieser steckt sogar ein Bild mehr". Die Christusdarstellung wurde als Lithografie gedruckt - und diese Druckart war 1652 noch gar nicht erfunden. Vielleicht wurde das auf spürbar anderem Papier gedruckte Bild bei einer Restaurierung zusätzlich eingefügt, mutmaßt der Fachmann.
Lektorin Martina Zunker las anlässlich des Lutherjahres eine Stelle aus ebenjener Bibel vor: Einmal mit und einmal ohne die original lutherischen Anmerkungen. Ab jetzt wird das Buch der Bücher seinen Platz in einer extra Vitrine des Franziskushauses einnehmen und somit für die ganze Gemeinde sichtbar sein, kündigte Pfarrerin Ulrike Lorentz an.