Michael Köhlmeier und Jan Weiler sind die Stargäste der auch sonst viel versprechenden 12.Coburger Literaturtage.
"Pubertiere", verbrecherische Künstler, ein Diamanten klauender Großvater in der Nachkriegszeit, ein kulturell hart in Ostholstein aufschlagender japanischer Ofenbauer: Da dürfte wieder heftig was zusammenkommen bei den Coburger Literaturtagen, die heuer vom 18. bis 23. April stattfinden werden. Gestern stellte das versierte Organisationsteam von "Coburg liest" zum zwölften Mal ein Programm vor, das renommierte Autoren neben Debütanten, fantasievoll Abhebendes neben Sachliches stellt. Auch der musikalische Beigeschmack klingt in der Ankündigung reizvoll.
Als Stars der deutschen Literaturszene werden Jan Weiler und Michael Köhlmeier erwartet, beide nicht zum ersten Mal zu Gast in der Vestestadt.
Verantwortlich zeichnen nach wie vor die Buchhandlung Riemann, der Coburger Literaturkreis, die Volkshochschule, unterstützt von engagierten Einzelkämpfern.
Auch das Landestheater geht in diesem bewährten Rahmen an einem Abend, am 22. April, wieder in die Häuser der Stadt, wo bei neun Veranstaltungen Schauspieler ihre Lieblingsbücher vorstellen werden. Erstmals lädt auch Intendant Bodo Busse zu sich ins Heim. Das Programm im Einzelnen wird in etwa zwei Wochen auf der Homepage des Landestheaters veröffentlicht.
Der Roman-Marathon zum Auftakt am 18. April ab 19 Uhr in der Reithalle startet mit der Debütantin Sabine Kray. In "Diamanten Eddie" zeichnet sie ein lebendiges Porträt der Kriegs- und Nachkriegszeit bis in die 80er Jahre. Sie folgt ihrem Großvater seit seinem Dasein als Zwangsarbeiter in einem polnischen Lager auf seiner Karriere als Diamanten- und Pelzdieb.
Sabine Kray wurde 1984 in Göttingen geboren. Nach dem Studium der Amerikanistik entschied sie sich gegen eine Promotion und recherchierte stattdessen das Leben ihres Großvaters.
Der längst etablierte Autor Christoph Peters liest aus seinem jüngsten Buch "Herr Yamashiro bevorzugt Kartoffeln". Zur Installation eines Anagama-Ofens zum Brennen feinster Keramiken kommt ein japanischer Altmeister nach Ostholstein, was zu amüsanten kulturellen Dissonanzen führt.
Christoph Peters begann als bildender Künstler. Große schriftstellerische Erfolge gelangen ihm mit Romanen wie "Stadt, Land, Fluss" (1999) und "Wir von Kahlenbeck" (2012 in der Longlist des Deutschen Buchpreises).
Als Dritte folgt beim Coburger Roman-Marathon Kathrin Groß-Striffler. In ihrem Roman "Zum Meer" lässt uns die in Würzburg geborene und in Jena lebende Autorin teilhaben an der Gedankenwelt der 20-jährigen Ich-Erzählerin Saskia, die bei einem Aufenthalt in Brasilien ungewollt schwanger wurde. Als alleinerziehende Mutter ist sie mit der Sorge um ihre noch nicht zweijährige Tochter Mia völlig überfordert und hin- und hergerissen zwischen der Liebe zu ihrem "Milchkaffeebaby" und ihrem egoistischen Drang nach Freiheit.
Kathrin Groß-Striffler, 1955 geboren, studierte Anglistik und Romanistik in Deutschland, Frankreich und den USA. Für ihren Roman "Die Hütte" erhielt sie den Alfred-Döblin-Preis.
Musikalisch umrahmt wird der Roman-Marathon von den Landestheater-Musikern Phi lipp Grzondziel, Klarinette, und Diana Zohrabyan, Klavier.
Alltagskomik Am Montag, 20. April, um 20 Uhr wird der Satiriker und Kolumnist Jan Weiler, erneut zu Gast sein im Contakt. Unter anderem mit "Maria, ihm schmeckt's nicht" füllte er zuletzt 2008 das Haus mit großem Gelächter. "Das Pubertier", das Weilers Erlebnisse mit seiner Tochter Clara verarbeitet, stürmte gleich nach seinem Erscheinen die Bestsellerlisten.
Jan Weiler, 1967 in Düsseldorf geboren, arbeitete zunächst als Texter in der Werbung, später als Journalist, zuletzt als Chefredakteur des SZ-Magazins. Seit 2005 ist Jan Weiler freier Schriftsteller.
Schlimme Finger An ungewöhnlichem Ort, aber dem Thema des Abends angemessen, werden die Coburger Literaturtage danach fortgesetzt: Im Schwurgerichtssaal der Justizbehörden stellt das Bamberger Autoren-Ehepaar Gudrun Schury und Rolf-Bernhard Essig am Dienstag, 21. April, um 20 Uhr sein neuestes Gemeinschaftswerk vor: "Schlimme Finger. Eine Kriminalgeschichte der Künste". Es handelt sich um Skizzen zum Leben von Künstlern, die "ganz nebenbei" mit dem Gesetz in Konflikt gerieten. Das Spektrum reicht vom eher harmlosen Karl May bis zu Mördern wie Gesualdo, dem Komponisten der Renaissance, und dem florentinischen Bildhauer Benvenuto Cellini.
Als juristischer Beistand wird der Direktor des Amtsgerichtes Coburg, Bernd Buhl, am anschließenden Gespräch teilnehmen. Der Abend bietet zudem eine musikalische Besonderheit: Die Coburger Kantorei unter der Leitung von Stadtkantor Peter Stenglein präsentiert ein "Ave Maria", das Karl May komponiert hat.
Autoren Gala Zum Abschluss erwarten die Organisatoren am Donnerstag, 23. April, um 20 Uhr im großen Saal von St. Augustin Michael Köhlmeier zur Autoren-Gala. Köhlmeier wurde für sein beeindruckendes und vielseitiges Œuvre schon vielfach ausgezeichnet. Sein Opus magnum "Abendland", aber auch Romane wie "Madalyn" und "Die Abenteuer des Joel Spazierer" oder der Gedichtband "Der Liebhaber bald nach dem Frühstück" wurden regelmäßig hoch gelobt.
Von der Kritik gefeiert wurde auch sein jüngstes Werk "Zwei Herren am Strand". Erzählt wird die Geschichte der Freundschaft zwischen Charly Chaplin und Winston Churchill, zweier höchst unterschiedlicher Herren, die, jeder auf seine Art, gegen Depressionen und später gegen Hitler kämpften. Fiktion und tatsächliches Geschehen vermengen sich in dem Roman zu einer Geschichte des 20. Jahrhunderts zwischen Kunst und Politik, Komik und Ernst.
Michael Köhlmeier wrude 1949 Vorarlberg geboren, die Familie seiner Mutter stammt aus Coburg. Köhlmeier studierte Politikwissenschaft und Germanistik, Mathematik und Philosophie. Seit Anfang der 80er Jahre ist ein umfangreiches Romanwerk entstanden, neben einer großen Zahl von kürzeren Texten und feuilletonistischen Beiträgen.
C.H./as