Zeitzeugen verhelfen Jugendcamp-Teilnehmern in Autenhausen zu "Grenzerfahrungen"

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Rund 80 Kinder und Jugendliche aus Bayern, Thüringen und Kärnten nehmen derzeit am internationalen Jugend- und Freizeitcamp "Grenzenlos" in der Freizeitanlage am neuen Naturbad in Autenhausen teil. Verantwortlich für das Freizeitprogramm zeichnet Jürgen Forscht, der am Donnerstag Teilnehmer um sich versammelte, um ihnen die anstehenden Termine zu erläutern. Foto: Bettina Knauth
Rund 80 Kinder und Jugendliche aus Bayern, Thüringen und Kärnten nehmen derzeit am internationalen Jugend- und Freizeitcamp "Grenzenlos" in der Freizeitanlage am neuen Naturbad in Autenhausen teil. Verantwortlich für das Freizeitprogramm zeichnet Jürgen Forscht, der am Donnerstag Teilnehmer um sich versammelte, um ihnen die anstehenden Termine zu erläutern. Foto: Bettina Knauth

Rund 80 Jungen und Mädchen nehmen am Jugend- und Freizeitcamp "Grenzenlos" in der Freizeitanlage am neuen Naturbad in Autenhausen teil.

"Warst Du bei der Bundeswehr?" Der junge Pascal Fleischmann blickt Walter Bauer in seiner Uniform am Ummerstädter Kreuz neugierig an. Der frühere DDR-Grenzaufklärer erläutert ihm den Irrtum und verweist auf seine Gürtelschnalle mit Hammer und Sichel. Dass Bauer dabei mit einem Bein in Thüringen steht, während Pascal noch in Bayern weilt, kann der Bub kaum glauben. "Wer sich früher hinter die "Bayernpfähle" begab, die von Westseite her den Verlauf der Grenze markierten, lief Gefahr, inhaftiert zu werden", erklärt Bauer seinen faszinierten jungen Zuhörern: "Nach dreimaliger Aufforderung, das DDR-Hoheitsgebiet zu verlassen, wurde jeder festgesetzt."

Erinnerungen an die Zeit vor und während des Falls der Mauer lässt unter dem Motto "Geschichte erleben" derzeit das Jugend- und Freizeitcamp "Grenzenlos" in Autenhausen aufleben. Die Wanderung zum Ummerstädter Kreuz mit Initiator Hendrik Dressel und dem bis 1990 in Ummerstadt stationierten Bauer war am Donnerstag nur einer von vielen Programmpunkten. Am Morgen hatte bereits eine Gruppe das Zweiländermuseum in Streufdorf mit der Station am Kreuz besucht. Andere Teilnehmer erprobten sich im 3D-Bogenschießen oder Kanufahren. Später standen noch eine Stadtführung und ein Abendessen in Seßlach an.

Der 14-jährige Julian Götz aus Gompertshausen kennt die Geschichte des 1972 geschleiften Dorfes Leitenhausen, das im Sperrgebiet innerhalb der Sperrzone lag. Hier kennt sich Jochen Voit bestens aus, der als Lehrer die Schüler begleitet. Er ist als Kind in Ummerstadt aufgewachsen und kann sich daran erinnern, wie oben am Ummerstädter Kreuz Menschen standen, während er im Ort Fußball spielte. Ihnen zuzuwinken war strengstens verboten.

Während einer Wanderung von Autenhausen über das Ummerstädter Kreuz zum ebenfalls geschleiften Dorf Bilmuthausen machten rund 30 Jugendliche am gestrigen Freitag weitere "Grenzerfahrungen". An der Schautafel oberhalb von Ummerstadt erläuterte der ehemalige Grenzpolizist Willi Beetz ihnen den Aufbau der Grenze, von ersten Barrieren 1952 über Minenfelder 1963 bis zum zweifachen Streckmetallzaun ab 1979.

Grenzenlos für alle

Am heutigen Samstag sind beim Jugendcamp "Grenzenlos" ab 14 Uhr Gäste willkommen. Interessierte können ab 14.30 Uhr mit Hendrik Dressel, Willi Beetz und Walter Bauer zum Ummerstädter Kreuz wandern oder sich beim Geschichtsgeocaching auf eine Erlebnistour ins frühere Grenzgebiet begeben. Außerdem besteht die Möglichkeit, sich mittels Drehleiter der Seßlacher Feuerwehr das heutige Grüne Band von oben anzusehen. Wer will, kann auch an der Bärenjagd auf dem 3D-Parcours teilnehmen, Beachvolleyball spielen oder sich einfach den Rückblick auf die Campwoche auf der Leinwand ansehen. Andreas Gsänger, Vorsitzender des Fördervereins Freizeitanlage Freibad Autenhausen, informiert über den Fortschritt des Naturbades "Autilus". Und ab 17 Uhr können sich alle mit Pizza, Bratwürsten und Getränken stärken. Für Besucher wie Teilnehmer spielt ab 19 Uhr noch die Bad Rodacher Band "Art Birds" auf. Alle Einnahmen aus dem Verkauf der Speisen und Getränke kommen dem Förderverein der Freizeitanlage Freibad zu Gute.