"Zeit ist ein kostbares Gut" - Immer mehr Väter in Coburg nehmen Elternzeit

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Immer mehr Väter beantragen Elterngeld um mehr Zeit für ihre Kinder zu haben. Foto: Archiv
Immer mehr Väter beantragen Elterngeld um mehr Zeit für ihre Kinder zu haben. Foto: Archiv

Auch im Raum Coburg nehmen immer mehr Väter eine Auszeit und beantragen Elterngeld. Ein betroffener HUK-Mitarbeiter berichtet über seine Erfahrungen.

Es werden immer mehr: Seitdem das Elterngeld 2007 das Erziehungsgeld ersetzt hat, wird es immer häufiger von jungen Eltern in Anspruch genommen, wie Michael Neuner vom Zentrum Bayern Familien und Soziales (ZBFS) bestätigt. "Mit dem Elterngeld sollen sich Eltern Zeit für die Betreuung und Erziehung ihrer Kinder nehmen können", erklärt er. Auffällig ist dabei auch die steigende Zahl der Väter, die nach der Geburt ihrer Kinder eine Auszeit nehmen.

Einer von ihnen ist Torsten Bittorf, der in der Personalabteilung der HUK Coburg tätig ist: "Ich habe schon 2011 für zwei Monate Elternzeit genommen und werde auch diesen August und nächstes Jahr im Januar die beiden Partnermonate in Anspruch nehmen", erklärt der dreifache Vater.

Wie er nehmen in Bayern knapp 85 Prozent der Väter, die Elterngeld beantragen, die Mindestbezugsdauer von zwei Monaten in Anspruch. Das sind oft die sogenannten "Partnermonate", um die die zwölfmonatige Elternzeit des Partners verlängert werden kann. Doch wieso wird dieses Angebot von immer mehr Vätern genutzt?
"Die Kinder werden so schnell groß", meint Torsten Bittorf. "Es ist ein kostbares Gut, Zeit mit der Familie zu verbringen." Während er Elternzeit nimmt, ist er vollständig von seiner Arbeit freigestellt.

Auch die Beantragung war für den HUK-Mitarbeiter kein Problem. Als einzigen Nachteil sieht er die finanziellen Einbußen während der zwei Monate Elternzeit. Denn ab einem Nettoeinkommen von 1000 Euro beläuft sich das Elterngeld auf 67 Prozent dieses Einkommens. Die maximale Auszahlung beträgt 1800 Euro.


Letztes Jahr über eine Mrd. Euro

"Wir müssen schon auf das Geld achten", erklärt der 38-Jährige, "aber die finanziellen Einbußen sind uns die Zeit als Familie wert", fügt er hinzu.

Torsten Bittorf würde auch wieder Elternzeit nehmen: "Für jemanden wie mich ist es absolut zu empfehen", meint er zufrieden. Allerdings könne er das nicht verallgemeinern, da es "von den Rahmenbedingungen abhängt, ob man sich eine Elternzeit finanziell leisten kann", gibt er zu bedenken.

Michael Neuner, Pressesprecher des ZBFS, berichtet, dass in Bayern im letzten Jahr zum ersten Mal über eine Millarde Euro an Eltern ausgezahlt wurde.

Dieser Anstieg läge laut ZBFS zum einen an der zunehmenden Geburtenzahl, zum anderen aber auch daran, dass in den letzten Jahren immer mehr Väter Elterngeld beziehen. Als Grund dafür nennt das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ), dass Väter wie Torsten Bittorf heutzutage eine aktivere Rolle im Familienleben einnehmen möchten.

Zahlen und Fakten zur Elternzeit

Anspruch
Elterngeld beantragen können Eltern in Deutschland, die ihre Kinder selbst betreuen und erziehen, mit ihnen in einem Haushalt leben und während der Zeit, in der sie Elternzeit nehmen, nicht mehr als 30 Stunden in der Woche erwerbstätig sind.

Coburg Im Jahr 2013 haben 99 der 278 Männer, die in diesem Jahr Vater geworden waren, Elterngeld beantragt, was circa 35,6 Prozent sind.
Zum Vergleich waren es 2012 nur 25,7 Prozent.
Obwohl der Prozentsatz im Jahr 2000 schon bei 30,2 Prozent lag, ist die Zahl der Väter, die Elternzeit nehmen, seitdem angestiegen.

Landkreis Im Coburger Land haben 2013 sogar 42,1 Prozent der frischgebackenen Väter Elternzeit genommen.

Bayern Nach Sachsen hatte Bayern 2013 mit 39,9 Prozent den höchsten Anteil an Vätern, die Elternzeit nehmen in Deutschland. Allerdings nahmen bayerische Väter das Elterngeld am häufigsten für nur zwei Monate in Anspruch.
Quelle: Statistisches Bundesamt