Wurde Sido in Coburg ein Joint gereicht? Polizei ermittelt - "müssen das verfolgen"

- Coburg: Joint-Vorfall bei Sido-Konzert auf dem Schlossplatz
- Polizei und Staatsanwaltschaft wollen Besucher ausfindig machen
- "Keine Ermittlungen gegen Rapper Sido": Star hat trotz Kiffer-Aktion nichts zu befürchten
- "Aus anderen Bundesländern": Polizeisprecher äußert Vermutung
"Nie wieder fahr' ich nach Bayern und nehm' Gras mit", rappte Sido im Jahr 2006 auf seinem Album "Ich". Und diesem Motto ist der bekennende Cannabis-Konsument und wohl bekannteste deutsche Rapper offenbar treu geblieben. Um trotz der als besonders streng geltenden Kiffer-Strafverfolgung im Freistaat konsumieren zu können, griff der 41-Jährige bei seinem Konzert auf dem Coburger Schlossplatz am Mittwoch (24. August 2022) zu einem Trick. Doch der hat für einen Besucher möglicherweise ein juristisches Nachspiel.
Wer hat Rapper Sido in Coburg einen Joint gegeben? Trick ruft Polizei auf den Plan
Über Medienberichte habe man erfahren, dass Sido im Publikum nach einem Joint gefragt habe - und dieser ihm auch von einem Besucher oder einer Besucherin gereicht worden sei, erklärt ein Sprecher der Polizeiinspektion Coburg gegenüber inFranken.de. "Wir haben dann mit der Staatsanwalt Rücksprache gehalten", so der Sprecher.
"Gegen den Rapper Sido wird es keine Ermittlungen geben", sagt er. Aber: "Wer Sido den Joint gereicht hat, der hat sich strafbar gemacht wegen des Besitzes und der Weitergabe von Betäubungsmitteln", so der Polizeibeamte. "Der Konsum an sich ist in Deutschland straffrei. Und hier gibt es das klassische Beispiel einer Kiffer-Runde. Grundsätzlich ist es so: Wenn der Verausgaber den Joint an Sido weitergibt, dann war er der Besitzer des Joints. Erst wenn Sido den Joint dann an jemand anderen weitergibt, hat er sich selbst auch strafbar gemacht."
Es handle sich aber in dem Fall nur um einen "vermeintlichen Joint, das wissen wir nicht", betont der Sprecher. Anhand von Videoaufzeichnungen könne man die Person zwar vielleicht finden. "Wir können aber nicht mehr nachweisen, ob sich in diesem Joint Marihuana befunden hat, denn er ist ja weg." Die Chancen auf eine erfolgreiche Strafverfolgung seien daher "quasi nicht vorhanden".
"Danke KOburg": Rapper Sido zeigt Kiffer-Auftritt bei Instagram - Polizei hat Vermutung
Der Coburger Polizeisprecher äußert auch eine Vermutung: "Wir haben aus anderen Bundesländern mitbekommen, dass Sido dem Publikum dort ebenfalls die Frage nach einem Joint gestellt hat. Es könnte auch sein, dass das Ganze einfach nur Teil seiner Bühnenshow ist."
Aber sind die Ermittlungen dann überhaupt sinnvoll? Immerhin fallen hier ja Kosten an und wichtige Personalressourcen weg. "Die Polizei ist hier von Amts wegen verpflichtet, zu ermitteln. Wir müssen das verfolgen, eventuelle Kosten spielen dabei keine Rolle", so der Sprecher. Es handle sich nämlich um ein Offizialdelikt, also eine Straftat, bei der die Staatsanwaltschaft tätig werden muss, wenn sie davon Kenntnis erhält.
Auf seinem offiziellen Instagram-Kanal hat Sido nach dem Konzert in Coburg ein Video hochgeladen, das auch einen Ausschnitt zeigt, in dem er auf der Bühne am Schlossplatz offenbar kifft. "Danke KOburg", schreibt der Rap-Star hierzu.
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