Was den Komponisten mit dem Dichter und Gelehrten verbindet, lässt ein musikalisch-literarischer Abend im "Haus des Gastes" in Bad Rodach hörbar werden.
Wer Felix Draeseke und Friedrich Rückert an einem Abend gemeinsam ehren will, ist in Bad Rodach ebenso am rechten Ort wie in Coburg. Schließlich verbrachte der 1835 in Coburg geborene Komponist Felix Draeseke einen erheblichen Teil seiner Kindheit in Rodach. Und der Dichter und Gelehrte Rückert ist nicht nur mit Coburg eng verbunden, sondern hatte über seine Freundschaft mit dem Superintendenten Christian Hohnbaum auch einen ganz lebendigen Bezug zu Rodach.
Draeseke- und Rückert-Abend im "Haus des Gastes" Gute Gründe also für die in Coburg ansässige "Internationale Draeseke-Gesellschaft", ihren literarisch-musikalischen Draeseke-Abend im Rahmen ihrer Jahrestagung in Zusammenarbeit mit dem Rückertkreis Bad Rodach auszurichten. Mehr noch: Das heute als "Haus des Gastes" firmierende ehemalige Jagdschloss ist nur wenige Meter entfernt vom Rodacher Elternhaus Draesekes.
Gedenktafel erinnert an den Komponisten Dort erinnert heute eine Gedenktafel über dem Eingang an den Komponisten. Und Friedrich Rückert begegnet man in der Kurstadt gleich mehrfach mit Gedenksteinen und Erinnerungstafeln. So zitieren Tafeln an den restaurierten Resten der einstigen Stadtmauer Rückerts geradezu ausuferndes Gedicht "Idylle Rodach, Denkmal einer Gastfreundschaft". Die Verbindung zwischen Draeseke und Rückert schließlich stellt ein Rückert-Gedenkstein her, der vor dem Rodacher Draeseke-Haus steht.
Wolfgang Müller-Steinbach souveräner Draeseke-Interpret Klug und beziehungsreich konzipiert war das Programm dieses Draeseke-Rückert-Abends. Dabei begegneten sich Rückert-Vertonungen Draesekes mit Rückert-Liedern aus der Feder von Schubert und Schumann. Garant für das musikalische Gelingen des Abends war Wolfgang Müller-Steinbach, der als Pianist seit vielen Jahren seine Stilsicherheit als Draeseke-Interpret in Konzerten unter Beweis gestellt hat.
In Bad Rodach bewährte er sich als jederzeit umsichtiger Liedbegleiter, stellte sich aber auch solistisch mit zwei kurzen Klavierwerken vor - zwei Stücken aus Draesekes Sammlung der "Ghaselen für Klavier". In ihnen unternahm der Komponist den interessanten Versuch, eine strenge Form der Lyrik mit striktem Reim-Muster auf die Musik zu übertragen.
Sängerin stellt sich in den Dienst von Draeseke und Rückert Mit großem Engagement und Gestaltungseifer stellte sich die Sängerin Uta Löffler-Raqué in den Dienst Draesekes und Rückerts. Das galt beispielsweise für Draesekes Versions von Rückerts "Mitternacht" ebenso wie für eine Auswahl aus den Rückertliedern Robert Schumanns.
Beste Text-Verständlichkeit Und mit Rezitationen der vertonten Rückert-Verse garantierte Udo-R. Follert beste Text-Verständlichkeit. Wenn der Applaus des Publikums ein Gradmesser ist, dann hat Felix Draeseke an diesem Abend die Herausforderung durchaus bestanden, sich neben Franz Schubert und Robert Schumann zu behaupten. Auch die Zugabe zum endgültigen Abschied war Rückert verpflichtet - Schumanns "Widmung".