Wer werden die 15. Wirtsleute?

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Die Arnoldhütte auf dem 515,7 Meter hohen Muppberg ist ein weit über die Grenzen Neustadts hinaus beliebtes Ausflugsziel. Foto: Dieter Seyfarth
Die Arnoldhütte auf dem 515,7 Meter hohen Muppberg ist ein weit über die Grenzen Neustadts hinaus beliebtes Ausflugsziel. Foto: Dieter Seyfarth
Für manchen Hausherr war das Innere der Arnoldhütte wie sein eigenes Wohnzimmer. Wer führt hier bald das Regiment? Foto: Dieter Seyfarth
Für manchen Hausherr war das Innere der Arnoldhütte wie sein eigenes Wohnzimmer. Wer führt hier bald das Regiment? Foto: Dieter Seyfarth
 

Ende März haben die Stöwers ihr Pachtverhältnis "uom do Schutzhütt" auf dem Muppberg aufgegeben. Seitdem werden neue Hüttenwirtsleute gesucht.

Die Neustadter schauen derzeit gespannt auf die Arnoldhütte und hoffen, dass dort oben auf dem Neustadter Hausberg - auf rund 516 Metern Höhe - bald wieder Leben einzieht. Viele Familien, Stammgäste und Wanderer, Einheimische und Muppbergfreunde aus dem Coburger und Sonneberger Bereich vermissen die gemütliche Einkehr in der urigen Hütte mit dem gemütlichen Biergarten. Die Ausflugsgaststätte ist seit Ende März dieses Jahres geschlossen. Die letzten Pächter, die seit dem 1. April 2017 die Arnoldhütte bestens bewirtschafteten, haben, für alle Gäste überraschend, ihren bis Ende März 2020 laufenden Pachtvertrag nicht mehr verlängert.

Viele Gäste mussten sich "wie vor den Kopf gestoßen" fühlen; denn seitens des Pächterehepaares gab es kein Wort und keinen Hinweis auf die bevorstehende Geschäftsaufgabe. Lediglich durch Schilder "Arnoldhütte ab sofort geschlossen!" an der Eingangstür und an den Schaukästen an den zwei Muppbergaufgängen beim Grüntal und am Wanderparkplatz gegenüber dem ASV 06-Sportplatz wiesen Ende März darauf hin, dass die Arnoldhütte zu ist. Und erst eine ganze Zeit später stellte sich heraus, dass das beliebte Ausflugslokal nicht mehr bewirtschaftet wird. Das war eine mehr als unrühmliche Verabschiedung. Die Gäste wurden im Unklaren gelassen. Erst auf Nachfrage wurden sie informiert, wo die noch nicht eingelösten Gutscheine rückerstattet werden. Und auch der eine oder andere, der eine Feier fest ausgemacht hatte, war sehr enttäuscht.

Die Anfänge waren sehr bescheiden

Erster Pächter war Ernst Roßbach, der in der Rosenstraße wohnte. Als langjähriger Turmwart für den 1905 fertiggestellten Prinzregententurm oberhalb der Arnoldhütte sorgte er seit der Einweihung der Arnoldhütte am 16. Mai 1926 bis 1930 in der damaligen schlichten "Schutzhütte" (als solche wurde sie ursprünglich errichtet) dafür, dass Besucher an Wochenenden keinen Durst und Hunger leiden mussten. Freilich war damals alles sehr bescheiden. Es gab noch keinen abgeschlossenen Gastraum. Der Hüttenwirt musste die Getränke, Brot und Wurst mühsam im Rucksack oder vielleicht mit einem "Lastpferd" (daher wird der steil nach oben führende Weg auch "Reitweg" genannt) hinauf schaffen.

Anschließend führte Franz Unger bis 1936 die Arnoldhütte. Sie wurde übrigens erst 1932 nach dem Neustadter Ehrenbürger Max Oscar Arnold benannt, der sich in seiner Eigenschaft als langjähriger Vorsitzender des Verschönerungsvereins um den Bau der Schutzhütte sehr verdient gemacht hatte.

Nachfolger war Paul Pfannenschmidt, der bis 1947 die Hütte bewirtschaftete. In dieser Zeit fanden auch die Heimatabende "uom do Schutzhütt" statt. Diese wurden besonders gerne besucht von den sich auf Heimaturlaub befindlichen Neustadtern Landsern während des Zweiten Weltkrieges. Initiiert wurden diese vom Neustadter Heimatschriftsteller und -forscher Emil Herold und Mundartdichter Albert Arnold.

Von 1947 bis 1951 war Emil Adelberg Hüttenwirt. Sehr beliebt waren Hermann und Aloisia Faber, die von 1951 bis 1958 die Arnoldhütte pachteten. Der "Hermann" verstand es bestens, seine Gäste mit Gitarre und Gesang zu unterhalten. Danach folgten Ilse Meusel (1959 - 1962), Erich Schindhelm (1963 - 1966), Willi Kob (1967 - 1971), Frieda Hesse (1971 - 1974) und Horst und Ursula Fenzel (1975 - 1976). Nun übernahmen die Eheleute Gerhard und Else Thieg die Arnoldhütte. Die Hütte war inzwischen aus- und umgebaut und bot den Wirtsleuten auch eine kleine Wohnung.

Von allen Hüttenpächtern, die der Verschönerungsverein Neustadt seit Eröffnung der Arnoldhütte im Jahre 1926 unter Vertrag hatte, verbrachte Gerhard Thieg als Hüttenwirt mit seiner Frau Else die längste Zeit auf der "Schutzhütte", wie sie die Neustadter zu nennen pflegen. Am 1. April 1976 begann das Pachtverhältnis des 41-jährigen Gerhard Thieg, nach fast 25 Jahren, Ende September 2000, gab er mit dem Eintritt ins Rentenalter die Bewirtschaftung auf.

Manchmal haben sie gezaubert

Da die Küche zu Thiegs Zeit nur ganz einfach ausgestattet war, konnte den Gästen auch nur ein begrenztes Essensangebot gemacht werden. Berühmt war vor allem "Käse mit Musik". Deftig waren aber auch Hausmacher Wurst- und Schinkenbrote, Wienerle und Gulaschsuppe. Natürlich gab es am Wochenende auch Kuchenangebote zum Kaffee. Ab und zu zauberten Gerhard und Else in ihrer kleinen Küche für kleine Gruppen aber auch Klöße mit Braten. Die Stammtischler freuten sich immer auf den November. Dann gab es auch mal scharfen "Merch mit Klöß". An den Wochenenden wurden sie auch von ihren Kindern bei der Bedienung unterstützt, während sich Gerhard Thieg wie ein "Steuermann" an der Theke um den Ausschank kümmerte.

Als 1985 im großen Wirtschaftsraum vom Verschönerungsverein ein Natursteinofen eingebaut wurde, musste sich Gerhard Thieg in der Folgezeit ständig um Holznachschub kümmern. Holz gab es ja im Muppberg mehr als genug. So sah man den Hüttenwirt im Sommerhalbjahr häufig auch beim schweißtreibenden Holzmachen.

Aufschwung nach der Wende

Nach der Wendezeit gab es einen Aufschwung, da nun auch Wanderer aus der Sonneberger Region die Arnoldhütte aufsuchen konnten. Viele Generationen und viele Stammgäste erinnern sich heute noch gerne an die Schutzhüttenzeit beim "Thieg'n Gerhard".

Als zwölfter Hüttenwirt wirkte ab 1. November 2000 bis Ende Februar 2005 Georg Gehrlicher. Immerhin elf Jahre bis November 2016 verbrachten dann die Eheleute Otto und Claudia Suffa (die letzten Jahre nach dem Tod von Otto nur noch Claudia Suffa) auf der Arnoldhütte, und schließlich von April 2017 bis März 2020 die Eheleute Christine und Jochen Stöwer.

Nun konnte der Verein froh sein, dass er mit dem Ehepaar Stöwer wieder tüchtige Hüttenwirtsleute gefunden hatte. Diese hatten es mit neuen Ideen, freundlicher Bedienung und hervorragender Kochkunst verstanden, dass in der Arnoldhütte wieder "richtiges Leben" eingekehrt ist. Die Schutzhütte wurde erfreulicherweise wieder gut besucht, ja, sie platzte manchmal aus allen Nähten. Auch kleinere und größere Geselligkeiten füllten die Hütte des öfteren aus. Viele Einheimische und auswärtige Gäste kamen regelmäßig auf den Neustadter Hausberg, um sich nach einem Spaziergang in der Hütte zu stärken. Dass ein vielseitiges Speiseangebot möglich geworden ist, ist dem Verschönerungsverein zu verdanken, der erhebliche Mittel in eine verbesserte technische Ausrüstung der Küche investiert hat, und natürlich dem Hüttenwirt, der es verstand, neben der regulären Speisekarte zusätzlich auch besonders leckere Gerichte auf den Tisch zu zaubern.

Doch dies gehört schon wieder der Vergangenheit an; denn die Hüttenwirtsleute haben das Pachtverhältnis aufgegeben. So ist zu hoffen, dass es dem Verschönerungsverein gelingt, neue Hüttenwirtsleute zu finden. Wie bekannt wurde, gibt es Bewerber, und es soll in Kürze eine Entscheidung fallen.