Sehr unterhaltsam geriet das jüngste Rathauskonzert in Neustadt. Auf dem Programm: Kaffeehausmusik.
Musik muss nicht immer tierisch ernst sein. Sie kann auch charmant unterhaltend sein, so wie sie entspannend in den Kaffeehäusern Europas erklang.
Diese Kaffeehausatmosphäre wurde beim jüngsten Neustadter Rathauskonzert beschworen, das drei hochkarätige Künstler bestritten, die sonst eher im klassischen Repertoire zu Hause sind. Florian Sonnleitner ist Konzertmeister im Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks,
Heinrich Klug war lange Zeit Solocellist bei den Münchner Philharmonikern und Maria Reiter ist eine bekannte, mehrfach ausgezeichnete Akkordeonistin. Ein Trio, dessen Besetzung zwar ungewöhnlich ist, aber klanglich hervorragend harmoniert und sich für diese Art Musik bestens eignet.
Unterhaltsame Musik
Man hörte einen bunten Strauß unterhaltsamer Musik, technisch wie musikalisch brillant dargeboten und durch Kaffeehauslyrik von Nestroy, Polgar, Kästner und anderen immer wieder aufgelockert.
Den spritzigen Auftakt bildete die Tritsch-Tratsch-Polka von Johann Strauß, dem ein lyrischer Walzer von Moritz Moszkowsky und eine wehmütige Romanze von Adolf Leffle folgten. Cello und Akkordeon boten schwungvoll den Walzer "Je te veux" von Eric Satie, der Geiger gefühlvoll "Liebesleid" von Fritz Kreisler.
Feurig erklang ein "Ungarischer Tanz" von Johannes Brahms, expressiv der Tango aus der Suite Espana von Isaac Albeniz. Dankbare Aufgaben bekam der Primas sodann mit der "Liebesfreud" von Kreisler und der virtuosen Ungarischen Rhapsodie von Franz Lehár.
Zunächst rein "klassisch" ging es nach der Pause weiter mit den "Kaffeehaus-Variationen" von Ludwig van Beethoven, wo jedes Instrument auch mal stärker gefordert war. Bewundernswert meisterten Violine und Violoncello einen anspruchsvollen, virtuosen Satz aus dem Duo von Maurice Ravel.
Tango von Piazzolla
Violine und Akkordeon intonierten harmonisch die eher tiefsinnige Humoreske IV von Jean Sibelius. Die hohe Schule der Akkordeonkunst zeigte Maria Reiter in einem Tango von Angel Villoldo. Dann wurden die Zuhörer ins Cafe Oriental entführt, wo Cello und Akkordeon leidenschaftlich und mit höchster Intensität einen Tango von Astor Piazzolla musizierten.
Witzig und virtuos ging es dann dem Ende entgegen mit einem lustigen "Maulwurf"-Boogie für Geige und Cello von Thomas Mifune, dem für die Violine halsbrecherischen Perpetuum mobile von Franz Ries und einem flotten Galopp von Johann Strauß. Begeisterter Beifall des vollen Saals sicherte noch eine Zugabe, bei der Florian Sonnleitner - jetzt als Sänger - ein Wiener Heurigenlied zur Begleitung anstimmte.