Blühende Pflanzen und Nistkästen für Vögel sollen der Bestattungsfläche eine freundliche Atmosphäre geben.
Als Martin Senbach nach dem "richtigen Baum" im Ruheforst Coburger Land suchte, ging es ausnahmsweise nicht um einen Bestattungsplatz. Im Gegenteil. Er will Leben auf das Gelände bringen, auf dem seit 2009 eine besondere Art von Beisetzungen möglich ist. Die Eiche, die der Vogelexperte aus dem Tambacher Wildpark ausgesucht hat, bekommt eine Nisthilfe für den Waldkauz.
Die Aktion ist Teil einer ganzen Reihe von gestalterischen Eingriffen im Ruheforst. "Wir möchten etwas vom Charakter eines Parks in den Ruheforst bringen", erklärt Heinrich Graf zu Ortenburg, dem das Waldstück gehört, das mittlerweile rund 1000 Bäume für Grabstätten vorhält, seit es 2015 um rund drei Hektar erweitert wurde.
Vielfalt vergrößern
"Wir haben hier alle Möglichkeiten, etwas für den Naturschutz zu tun", bekräftigt Friedericke Hafermann, die das Projekt Ruheforst für Graf zu Ortenburg betreut. Nistkästen gibt es daher nicht nur für den Waldkauz. Außerdem wurde die Artenvielfalt durch heimische Pflanzen bereichert. "Wir wollten auch etwas im Bestand haben, das blüht, das die ganze Atmophäre hier noch ein wenig freundlicher macht", erklärt Heinrich Graf zu Ortenburg und zählt auf: "Wildkirsche, Wildapfel, Wildbirne, Ginster, wilde Johannisbeere, Hartriegel und roter Fingerhut. Pflanzen, die zu unterschiedlichen Zeiten blühen und nicht nur Menschen anlocken. "Damit kommen Schmetterlinge, Vögel und viele andere Tiere. Das gefällt auch den Menschen, die hier her kommen", ist Friedericke Hafermann überzeugt.
Die Tiere haben längst gemerkt, dass in diesem Gebiet nicht gejagt wird. Um so vertrauter springen dort schon auch einmal ein paar Hasen herum, selbst wenn gerade eine Trauerfeier stattfindet.
Mit der Erweiterungsfläche stehen zurzeit sieben Hektar für die Baumbestattungen zur Verfügung. Viel mehr als auf kommunalen Friedhöfen, wo diese Art der Bestattung inzwischen auch oft angeboten wird. "Das kann man aber mit einer echten Naturbestattung wie hier nicht wirklich vergleichen", ist Graf zu Ortenburg überzeugt.
Wachsende Nachfrage
Die Nachfrage gibt ihm Recht. Sie hat seit 2009 um rund 130 Prozent zugelegt. Allein im vergangenen Jahr fanden im Ruheforst 185 Beisetzungen statt. "Wir merken das deutlich, die Menschen kommen mit viel Emotionen hier her", sagt Graf zu Ortenburg. Sie mögen diese Ruhe im Wald, der auch den Grabschmuck übernimmt. Denn von Menschenhand soll hier nichts abgelegt werden, das versichern die Nutzer der Grabstätten, wenn sie sich ihren Baum aussuchen. Auch dabei entscheiden die meisten "aus dem Bauch heraus", zeigt die Erfahrung von Friedericke Hafermann. Große, knorrige oder anders markante Bäume werden oft gewünscht. Manche wollen aber auch einen Nadelbaum, der gerade und hoch gewachsen ist, berichtet die Projektleiterin. Art und Form des Baumes, Baumart und Lage im Gelände beeinflussen durchaus den Preis. Dafür gibt es vier Wertstufen.
Aus allen Kategorien ständig auch etwas anbieten zu können, macht Erweiterungen des Geländes notwendig, selbst wenn noch nicht alle Plätze verkauft oder belegt sind. Viele kaufen sich ihren Platz zu Lebzeiten und kommen über Jahre immer wieder hierher, bis sie eines Tages dann für immer im Wald bei Weitramsdorf ihre Ruhe finden. Die neue Gestaltung des Geländes mit der artenreichen Flora, den Tieren und den angelegten Wegen, dürfte aber auch den einen oder anderen Spaziergänger anlocken, der weder Angehörige hier beigesetzt hat, noch selbst schon einen Baum für sich reserviert hat.
Führungen mit Anmeldung
Jeden Samstag und Mittwoch können sich Interessierte bei kostenlosen Führungen ein Bild vom Ruheforst machen und sich alles rund um diese Art der Beistzung erklären lassen. Die Führungen beginnen jeweils um 14 Uhr. Es ist lediglich eine Anmeldung unter der Telefonnummer 09567/981658 dafür erforderlich.