Sowohl Bürgermeister Wolfgang Bauersachs als auch seine gesamte "Bürger für Bürger"-Fraktion blieben der Abstimmung für die Planung fern.
Die Gemeinde Weitramsdorf macht den Weg frei für die Verlegung des Hauptsitzes der Diakoniestation Weitramsdorf-Seßlach nach Dietersdorf. Einstimmig votierte der Gemeinderat in seiner Sitzung am Montagabend für die Planung, die Architekt Peter Eichhorn (bauwerk GmbH) und Christian Gunsenheimer (Vorsitzender des Krankenpflegevereins) zuvor vorgestellt hatten. Zufall oder Absicht? Sowohl Bürgermeister Wolfgang Bauersachs (BfB) als auch seine gesamte "Bürger für Bürger"-Fraktion blieben der Abstimmung fern. Einzig Fraktionsvorsitzender Hans-Jürgen Marschollek kam zur Sitzung, allerdings erst kurz vor Ende des öffentlichen Teils.
Fast 250 Quadratmeter reiner Nutzfläche werden der Diakoniestation in dem Fachwerkgebäude samt Anbau auf zwei Etagen zur Verfügung stehen. Das über Treppe wie Rampe zugängliche Erdgeschoss wird neben dem Sekretariat unter anderem einen großen Besprechungsraum, das Büro von Pflegedienstleiterin Silvia Schinkel und einen Therapieraum beherbergen. Im Obergeschoss sind Büros für die Geschäftsführung und die geronto-psychiatrische Leitung, ein Zimmer für die Schwestern und ein Ruheraum geplant, dazu Toiletten und Duschen. Ohne Dachgeschoss beträgt die Hauptnutzfläche rund 400 Quadratmeter. Archiv und Technik werden in die nebenliegenden ehemaligen Stallungen ausgelagert. Im Innenhof sowie neben dem Gebäude sollen 30 Stellplätze entstehen.
Den neuen Standort hatte der Weitramsdorfer Ferienausschuss am 25. August 2016 bereits gebilligt
Das Volumen der Gesamtmaßnahme bezifferte Gunsenheimer auf rund 1,17 Millionen Euro, von denen 851.000 Euro auf die Bau- sowie 320.000 Euro auf die Grunderwerbskosten entfielen. "Welche Kosten genau förderfähig sind, muss noch geklärt werden", erläuterte der Geschäftsführer. Neben 340.000 Euro an Eigenmitteln hat die Diakoniestation derzeit 327.000 Euro an Drittmitteln in Aussicht. "Es verbleibt ein KfW-Darlehen von 500.000 Euro", informierte Gunsenheimer. In den genannten Kosten seien die bereits für die ursprünglich an gleicher Stelle geplante Demenz-WG ausgegebenen 200.000 Euro enthalten, beantwortete er die Nachfrage von Norbert Bär (SPD). Bis auf die Versetzung weniger Wände könnten die schon getätigten Umbauarbeiten verbleiben. Für unvorhergesehene Ausgaben stünden zudem noch ausreichend Liquiditätsreserven zur Verfügung. "Jeden Euro mehr an Fördermitteln werden wir aber nicht in den Bau stecken, sondern zur Schonung der Eigenmittel verwenden", versprach Gunsenheimer. Die jährliche Belastung für Zinsen und Tilgung schätzt der Geschäftsführer auf rund 30.000 Euro. Wenn nötig, biete das Objekt reichlich Möglichkeiten zur Erweiterung, versicherte er Tobias Ehrsam (CSU): Mit erworben wurden zwei derzeit vermietete Gebäude, Scheunen, weitere landwirtschaftliche Nebengebäude sowie das 1,8 Hektar große angrenzende Gelände, das bislang als Feld genutzt wird. Den Erwerb des gesamten Grundstücks (Flur-Nr. 66) und den Umbau des Gebäudes zum neuen Standort der Diakoniestation hatte der Weitramsdorfer Ferienausschuss am 25. August 2016 bereits gebilligt.
Wenn am Dienstag auch der Krankenpflegeverein sowie der Seßlacher Stadtrat in ihren Sitzungen grünes Licht gegeben haben, kann am heutigen Mittwoch die Gesellschafterversammlung den endgültigen Startschuss für den Bau geben.
"Nach 14 Monaten Stillstand möchten wir endlich in Tritt kommen", warb Gunsenheimer vor der Abstimmung. "Ich gehe davon aus, dass wir im Februar die Genehmigung des Landratsamts bekommen", sagte Eichhorn. Mit Einwänden rechnet der Architekt nicht.
Die Fertigstellung des Gebäudes ist für das dritte Quartal 2017 geplant. Nach Wetterbesserung, so bot Gunsenheimer dem Sitzungsleiter, Drittem Bürgermeister Michael Rädlein (CSU) an, könne er eine Baustellenbegehung für den gesamten Stadtrat durchführen.
Die Historie der Suche nach neuem Domizil für die Diakoniestation
Juli 2016 Ursprünglich sollte die Diakoniestation, die in den jetzt in Seßlach angemieteten Räumlichkeiten aus allen Nähten platzt, in die Alte Schule nach Neundorf umsiedeln. Anstelle des zunächst geplanten Umbaus des alten Schulhauses hatte der Weitramsdorfer Gemeinderat im Juli 2016 plötzlich dessen Abriss beschlossen - aus wirtschaftlichen Gründen. Dies hatte zu vehementen Protesten der Neundorfer Bürger und Vereine geführt.
August 2016 Als der Abriss-Beschluss in der Oktober-Sitzung des Gremiums wieder aufgehoben und der Abriss vorerst ausgesetzt wurde, hatte sich die Diakoniestation längst anderweitig orientiert. Bereits im August 2016 beauftragte die Gesellschafterversammlung die drei Geschäftsführer Christian Gunsenheimer (Krankenpflegeverein), Werner Hanke (Weitramsdorf) und Martin Mittag (Seßlach), den Sitz in ein leer stehendes Anwesen in der Dietersdorfer Schulstraße zu verlegen. Pläne, an gleicher Stelle eine Demenz-WG zu errichten, waren da bereits verworfen worden, weil sich abzeichnete, dass sie nicht wirtschaftlich zu betreiben wäre.
Gemeinderat will mehr Bandbreite
Ohne Gegenstimme billigte der Gemeinderat Weitramsdorf in seiner Sitzung am Montag die Beantragung von Beratungsleistungen für Breitbandprojekte. Wie Geschäftsleiter Heiko Geuß ausführte, fördert die Bundesregierung im Rahmen ihres Programms "Förderung zur Unterstützung des Breitbandausbaus" die "Beratungsleistungen für Wirtschaftlichkeitslückenförderung" zu 100 Prozent, bis zu einer Summe von 50.000 Euro. Der Kommune entstünden weder Kosten noch sei sie verpflichtet, die sich aus der Beratung ergebenden Ausbauvorschläge umzusetzen, sagte Geuß. Bedenken von Anke Schäfer (ÜPWG), die Planung sei doch bereits erfolgt, vermochte er auszuräumen: Dass in der Gesamtgemeinde nochmals nach Verbesserungsmöglichkeiten geschaut werde, erachtete Geuß für sinnvoll. Die Erkenntnisse würden in die Gesamtplanung zum Breitbandausbau einfließen.