Giftköder im Raum Coburg: Warum musste Lisa sterben?

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Lisa, als sie noch lebte: aufmerksam und freundlich, Foto: privat
Lisa, als sie noch lebte: aufmerksam und freundlich,  Foto: privat
Mandy Hecht mit Marei, Lisas Halbschwester. Die Beaucerons sind eine französische Hütehunderasse. Foto: Simone Bastian
Mandy Hecht mit Marei, Lisas Halbschwester. Die Beaucerons sind eine französische Hütehunderasse. Foto: Simone Bastian
 

Die Schäferhündin lebte auf dem Großwalburer Hessenhof und hütete in Coburg an mehreren Stellen Schafe. Irgendwo fraß sie Gift.

Es sieht aus, als schliefe sie: Lisa, die achtjährige Beauceron-Hündin, ruht in ihrem Zwinger. Aber sie schläft nicht. Sie ist tot. Gestorben, weil sie vermutlich Gift gefressen hat. So vermuten es Detlef Heß und Mandy Hecht, ihre Besitzer, so vermutet es auch Tierarzt Peter Schunk, der vergeblich versucht hat, Lisa zu retten.

Lisa lebte auf dem Hessenhof bei Großwalbur, zusammen mit den drei Doggen Joe, Jacky und Mecky, einem Schafpudelmischling namens Alf, ihrer Halbschwester Marei und den beiden jungen Border Collies Horst und Ami. Letztere waren sozusagen Lisas Azubis. Von der erfahrenen Schäferhündin sollten sie lernen, wie Schafherden zusammen und vorwärts getrieben werden. "Da war sie einfach spitze", sagt Detlef Heß.


Hütehunde arbeiten selbstständig

Sechs Jahre lebte Lisa auf dem Hessenhof, und vermutlich war es bei der Hütearbeit, als sie den Giftköder aufnahm. Einem Stück Fleisch oder anderen Leckereien direkt vor der Nase können Hunde kaum widerstehen, und mögen sie noch so gut gezogen sein, sagt Detlef Heß. Lisa ging nicht an der Leine - wenn sie mit ihrer Partnerin Ami und dem Schäfer die Herden kontrollierte, lief sie frei. Vier Koppeln beweiden die Schafe des Hessenhofs derzeit im Dienste der Landschaftspflege: bei Oettingshausen, im Coburger Stadtgebiet in Creidlitz-Hambach, im Kürengrund und im Probstgrund hinter dem Hofgarten. Dort bewahren die Schafe Wiesenflächen vor dem Verbuschen.

Die vier Schäferhunde des Hessenhofs arbeiten paarweise und abwechselnd. Am Freitag war Lisa noch im Dienst, am Samstag hätte sie frei gehabt - und da bemerkten Detlef Heß und seine Partnerin Mandy Hecht am Morgen die Vergiftungssymptome. Lisa wollte nicht fressen, Schaum tropfte ihr aus dem Maul, sie konnte das Wasser nicht mehr halten. Ihre Menschen brachten sie sofort zum Tierarzt nach Heldritt. "Infusionen, das Gift verdünnen" sei die einzig mögliche schnelle Therapie gewesen, sagt Detlef Heß. Ansonsten helfe nur Blutaustausch, aber dafür müssen Mensch und Hund in eine Spezialklinik nach Nürnberg, ergänzt Mandy Hecht.

"Zwei Tage haben wir mit ihr gekämpft", erzählt Heß. Am Montagmorgen sah es fast schon so aus, als habe die Hündin es geschafft. Doch dann kollabierte sie während der Infusion und starb. Wo Lisa das Gift gefunden und gefressen hat, wissen Heß und Hecht nicht. Nach Lage der Dinge könne es aber nur in oder nahe bei einer der Koppeln geschehen sein, meinen beide.


Schwer zu ersetzen

Die Polizei ermittelt nun wegen Verstoß gegen das Tierschutzgesetz und Sachbeschädigung und bittet um Hinweise aus der Bevölkerung. Wirbeltieren darf kein unnötiges Leid zugefügt werden. Hinzu kommt, dass Lisa als Hütehündin sozusagen eine Arbeitskraft auf dem Hof war. Mit zwei Jahren kam sie nach Großwalbur, "war gerade so zum Hüten fit" (Heß). Nun, mit acht Jahren, war die Chefin des kleinen Schäferhunderudels und zeigte den jungen Border Collies, wie sich die Schafe im Zaun und in der Spur halten lassen. "So einen Hund kriegen wir nie wieder", sagt Heß bedauernd. Ein ausgebildeter Schäferhund sei "nicht unter 1000 bis 2000 Euro" zu haben, und "Schäfer geben kaum ihre besten Hunde weg".

Heß hätte das auch nicht getan: Als Hütehündin Leica, eine der Vorgängerinnen von Lisa, zu alt wurde für den Job mit den Schafen, musste sie nicht mehr mit hinaus und passte stattdessen auf die Hühner auf, die auf dem Hessenhof in Freilandhaltung leben. Fünf Jahre konnte Leica ihren Ruhestand genießen. Aber auch die Doggen, die in erster Linie als Nachtwächter gehalten werden, suchen sich Aufgaben. Joe, der gerade mal siebeneinhalb Monate alte Rüde, apportiert schon die Hühner, die ausbüchsen, und bringt sie unverletzt im Maul zu Mandy Hecht zurück.