Genervte Gesichter hinter der Windschutzscheibe, Autofahrer, die sich quer stellen, und Stau in der ganzen Stadt.
Geduld brauchten Autofahrer & Co., die vom Oberen Bürglaß in die Heiligkreuzstraße gelangen wollten, am gestrigen Vormittag. Weil zwischen Steinweg und Oberem Bürglaß die Fernwärmeleitung erneuert wird, gibt es dort seit Montag eine Baustelle. Außer den Anliegern kommt aus Richtung Theater keiner weiter als zum Gebäude von Arbeitsgericht und Gewerbeaufsichtsamt.
Eine Umleitung schickt die Fahrer durch die Allee, am Kino Utopolis vorbei in Richtung Rosenauer Straße. Wer hier gestern nach links abbiegen wollte, musste gute Nerven und vor allem Zeit haben.
Denn die Autofahrer, die von der Rosenauer Straße, aus Richtung Freibad, angefahren kamen, standen selbst bereits im Stau und machten selten Platz für die Linksabbieger aus der Allee.
Dreiste Fahrer kommen voran Wer flink war, drängte sich irgendwie zwischen die anstehenden und herbei fahrenden Autos der Rosenauer Straße. Da stand auch mal ein Auto kurz quer auf der Straße und versperrte der anderen Spur den Fahrweg. Dreistigkeit siegt eben doch. Mancher entschied sich nach kurzem Warten lieber für einen Umweg und fuhr nach rechts ab.
Ob das nicht besser geregelt werden könnte? Etwa mit einer zusätzlichen Ampelschaltung für Allee und Rosenauer Straße? "Eine Ampelschaltung wäre aufwendig und unverhältnismäßig, da die gesamte Einmündung der Allee signalisiert werden müsste", erläutert Kai Holland vom Ordnungsamt. "Die Baustelle wurde bewusst in die Ferienzeit gelegt." Das sei bereits am gestrigen Nachmittag spürbar gewesen, wo der Verkehr stark abgenommen habe.
Außerdem sei der Stau, wie bei allen Baustellen, vor allem durch Gewohnheit der Fahrer zustande gekommen. "Jetzt, wo sie wissen, dass dort eine Baustelle ist, werden sie viele umfahren."
Doch manche Fahrer, die vielleicht bereits gestern von der Baustelle wussten, wichen über Bamberger-, Casimir- und Goethestraße aus, wodurch sich am gestrigen Morgen auch dort Staus bildeten. "Das kann auch am Schützenfest liegen", sagt Holland und bezieht sich damit auf die Absperrung der Schützenstraße.
Bald wieder umgewöhnen Die gesamten Baumaßnahmen sollen voraussichtlich bis Ende September dauern. In etwa zwei Wochen wird die Baustelle allerdings in die Bahnhofstraße/Allee verschoben. Dann dürfen sich alle Autofahrer wieder an eine neue Umleitung gewöhnen, denn dann ist das Stück zwischen Hindenburgstraße und Heiligkreuzstraße dicht.
Einfach mal das Auto stehen lassen. Coburg und Umgebung haben ein ganz gutes ÖPNV-System.
Mit Fahrrad oder zu Fuß kann man den Stau auch umgehen.
Vielleicht sollten sich das die ganz schlimm geplagten mal überlgen.
...da wo alle 6 Minuten die Tram 19 nach Downtown Melbourne verkehrt...oder?
Das Coburg, was hier im Artikel gemeint ist, können Sie nicht ernsthaft gemeint haben, wenn Sie von einem guten ÖPNV-System sprechen.
Die innerstädtischen SÜC-Linien mögen noch verhältnismäßig gut funktionieren, aber alles jenseits der Stadtgrenze kann man ohne Auto kaum angemessen erreichen.
Nehmen Sie nur mal die Ortschaft Waldsachsen her. Sie liegt unmittelbar an der Stadtgrenze zwischen Cortendorf und Neershof (deutlich näher am Stadtkern und 3,4x so viele Einwohner als Neershof), jedoch ist sie mit dem öffentlichen Personalverkehr kaum zu erreichen. Unter der Woche verkehrt nur 6x mal am Tag ein klappriger VW-Bus, der sich "SBR" nennt, zum Bahnhof Rödental. Von dort müssen Sie mit dem Zug zum Bahnhof Coburg, wo Sie am ZOB in einen SÜC-Bus umsteigen müssen. Das direkte Umsteigen ohne einen Takt zu warten, ist in 75% der Fälle aufgrund von Verspätungen und dem langen Umsteigeweg nicht möglich.
Werden wir mal ganz konkret: Wenn Sie um Punkt 10:30 an einem Montag am Anger (Kongresshaus, Brose, Gericht, etc.) sein müssen, dann dürfen Sie um Punkt 08:06 an der Haltestelle Waldsachsen Jägersruh stehen, damit Sie um 08:33 Anschluss den Zug nach Coburg haben, der dann 08:40 in Coburg eintrifft. Um 08:49 geht die Linie 1 am ZOB ab, die Sie höchstwahrscheinlich aufgrund von Verspätungen und dem langen Weg zum ZOB nicht bekommen, in Richtung Theaterplatz ab und ist um 09:04 am Kongresshaus. Wenn sie den Bus verpassen, sind Sie halt um 09:34 am Kongresshaus.
In Summe sind Sie also knapp 2,5h unterwegs oder müssen sinnlos die Zeit totschlagen und brauchen insgesamt auch noch 3 separate Fahrscheine.
Mit dem Auto reicht es locker, wenn sie um 10:15 losfahren.
So...und wie sieht es am Samstag aus? Da verkehrt in Rödental gar kein Stadtbus und Sie dürfen 2,5km an der Landstraße zum Rödentaler Bahnhof laufen. Am Sonntagmorgen fahren dann auch noch zusätzlich in Coburg keine Busse.
Ganz hart gesagt: Wer in die Pampa zieht, hat selbst schuld.
Polemik beiseite:
Ich gebe Ihnen recht, was die Anbindung der Randgemeinden angeht. Aber die Adresse ist im Fall Waldsachsen nicht Coburg, sondern die Gemeinde Rödental. Wenn die Waldsachsener zudem die Busse nicht annehmen und lieber mit dem Auto nach Coburg fahren, wird es nicht besser werden. Rödental könnte auch mit der SÜC eine Verlängerung der Linie 3 oder 7 nach Waldsachsen aushandeln.
Aber es gibt ja auch andere Alternativen: Wenn man die derzeit "schwierige Situation" in der Innenstadt Coburg umgehen möchte, kann man Park & Ride benutzen. Oder eben das Fahrrad. Von Waldsachsen ist das jetzt nicht soooo unmenschlich.
Wenn das alles "zu umständlich" ist, dann darf man sich aber auch nicht beschweren, wenn die Straße mal gesperrt oder umgebaut wird. Die Alternativen sind da. Mit ein bischen guten Willen sogar gut nutzbar