Wie zwei Cembalisten aus Argentinien ihre Zuhörer in St. Moriz mit ihrem Spiel und ungewöhnlichen Bach-Bearbeitungen in Bann ziehen.
Selten kann man ein Duo aus zwei Cembali erleben. Das jüngste Konzert der Musica Mauritiana in der Coburger Morizkirche machte es möglich.
Da das Konzert am Tag der Kirchenvorstandswahl stattfand, gab man ihm das Motto "Wählerisches Cembalo". Die Ausführenden waren zwei Künstler, die beide in Argentinien geboren wurden, aber ihren Wirkungskreis seit vielen Jahren in Europa haben.
Interessante Bach-Bearbeitungen
Mario Raskin lebt seit 1983 als Cembalosolist in Paris und unterrichtet am Conservatoire Joinville-le Pont. Oscar Milani war ab 1981 an der Hochschule für Musik Nürnberg und ab 1993 an der Hochschule für Evangelische Kirchenmusik Bayreuth tätig. Als Duo Raskin Milani konzertieren beide in Frankreich, Deutschland und Dänemark.
Ein Cembalo hat nicht wie die meisten Instrumente die Möglichkeit, seinen Ton anschlagsmäßig zu beeinflussen, wodurch eine gewisse Eintönigkeit des Klangs entsteht. So könnte man sich zum Beispiel Werke aus Klassik und Romantik auf diesem Instrument kaum vorstellen. Anders ist es bei der Barockmusik mit ihrer rhythmischen Motorik in den raschen Sätzen.
In den langsamen ist es schon wieder von Nachteil, eine Melodie nicht richtig hervorheben zu können. Wie dem auch sei - Barockmusik, vor allem von Bach, klingt auf jedem Instrument großartig, auch wenn das gewöhnlich nur als begleitendes Generalbassinstrument eingesetzte Cembalo nun verdoppelt und den gesamten Orchesterpart zu stemmen hat.
So gab es zu Beginn die Bearbeitungen der Suite Nr. 2 in h-Moll (im Original für Querflöte und Streicher) sowie das 6. Brandenburgische Konzert in B-Dur (ursprünglich für tiefe Streichinstrumente) von Bach in mustergültigem, präzisem Zusammenspiel, wobei Mario Raskin mit gewandt verzierter Oberstimme aufwartete und Oscar Milani für die harmonischen Unterstimmen sorgte. Man spielte auf zwei gleichrangigen zweimanualigen Instrumenten, wovon eines im Besitz der Musica Mauritiana ist. Das bestens aufeinander eingespielte Duo beeindruckte durch überlegene Technik und stilistisch einfühlsames Musizieren.
Unverwüstlich und in jeder Bearbeitung klingend wie die Musik Bachs ist auch die des Argentiniers und Schöpfers des Tango nuevo Astor Piazzolla. Kein Wunder, dass sich das Duo Raskin Milani den Werken ihres Landsmanns angenommen und sie in ihr Repertoire aufgenommen haben. So hörte man im zweiten Teil vier melancholische bis rassige Tangos und den vierteiligen Zyklus "Las estaciones portenas" (Die Jahreszeiten von Buenos Aires) mit seinen unterschiedlichen Stimmungen in mustergültiger, mitreißender Wiedergabe.