Moritz Regenspurger hat am Planspiel "Jugend und Parlament" im Deutschen Bundestag teilgenommen und sogar schon eine Rede im Plenarsaal gehalten.
Maximilian Müller hat drei Kinder, ist 40 Jahre alt und von Beruf Rechtsanwalt. Er sitzt für die CVP, die Christliche Volkspartei, im Deutschen Bundestag. Ach, diese Partei gibt es gar nicht? Stimmt! Max heißt ja in Wirklichkeit auch Moritz, ist Schüler und wird demnächst erst volljährig, aber die CVP existierte für vier Tage tatsächlich, zumindest virtuell - beim Planspiel "Jugend und Parlament" des Deutschen Bundestages. Moritz Regenspurger, Stellvertretender Vorsitzender im noch jungen Ortsverband der Jungen Union
Bad Rodach, hat auf Einladung des Coburger Bundestagsabgeordneten Hans Michelbach (CSU) teilgenommen und ist begeistert vom Blick hinter die Kulissen der großen Bundespolitik.
Gemeinsam mit 314 weiteren Jugendlichen zwischen 16 und 20 Jahren bildete Moritz Regenspurger das Parlament. Zunächst wurden die Teilnehmer auf vier unterschiedlich starke Fraktionen verteilt, die sich an den Stärken der echten Parteien orientieren. Die Christliche Volkspartei bildete mit 155 "Abgeordneten" die stärkste Kraft und entspricht natürlich der CDU/CSU. Dass er als JU-Politiker ausgerechnet dort landete, sei aber purer Zufall gewesen, sagt Moritz Regenspurger. Schließlich geht es beim Planspiel nicht darum, seine eigene, sondern eine vorgegebene politische Meinung zu vertreten.
Erstmal Posten besetzen
Zunächst lautete die Aufgabe, in Landesgruppen, Fraktionen, Arbeitsgruppen und Ausschüssen die jeweiligen Posten zu besetzen, eine Pressekonferenz vor jungen Journalisten abzuhalten und sich in diversen Sitzungen zu besprechen. Dann ging es ans Eingemachte: Die 315 Teilnehmer simulierten vier Gesetzesinitiativen. Zur Debatte standen die Entwürfe zur Festschreibung von Deutsch als Landessprache im Grundgesetz, zur Einführung bundesweiter Volksabstimmungen, zur Ausweitung der Beteiligung deutscher Streitkräfte an einer EU-geführten Militäroperation im fiktiven Staat Sahelien sowie zur Verbesserung des Tierschutzes in der Landwirtschaft.
Moritz Regenspurgers Thema war der Sahelien-Einsatz. "Wir haben ein Infoblatt bekommen, auf dem beschrieben war, wor um es bei dem Einsatz geht." Dann arbeiteten die Jugendlichen ein Konzept aus, stellten es ihrer eigenen Fraktion vor, ehe in der Ausschusssitzung, gemeinsam mit den drei übrigen Parteien, hinter verschlossenen Türen weiter beraten wurde, um eine gemeinsame Linie zu finden.
Kreativ bis tief in die Nacht
Natürlich musste das Ergebnis dann auch vor dem gesamten Parlament im Plenarsaal vorgetragen werden. Hier schlug Moritz Regenspurgers große Stunde. Bis halb zwei in der Nacht saßen die Redenschreiber zusammen, er selbst habe dann noch bis halb vier daran gefeilt, wobei der erste Entwurf in den Mülleimer gewandert sei. Um 5.30 Uhr klingelte schon der Wecker. Viel Schlaf bekommt man als Politiker offenbar nicht. Der 17-Jährige lacht: "Stimmt. Ich hatte nur ungefähr 13 Stunden Schlaf in fünf Tagen."
Die Zeit, bis er dann endlich ans Rednerpult im Bundestag treten durfte, zog sich hin. "Angespannt war ich schon, aber nicht aufgeregt", sagt er. Immerhin verfolgten auch noch Schulklassen von den Besucherplätzen aus die Debatte. Innerhalb von ein paar Minuten musste er dann auch noch seine Rede leicht abändern, weil einer der Vorredner ähnliche Inhalte hatte. Moritz Regenspurger lacht: "Ich hatte aber extra schon mehr aufgeschrieben, damit ich notfalls wieder etwas wegstreichen kann."
Sein Fazit der vier Tage fällt absolut positiv aus: Eine Rede selbst zu schreiben, den Aufwand und die Abläufe selbst zu erleben, das habe ihm großen Spaß gemacht, sagt der Bad Rodacher. Ganz nebenbei seien noch einige Freundschaften entstanden. Nach dem Abitur im nächsten Jahr will er auf jeden Fall Politikwissenschaften und Wirtschaft studieren. Und Hans Michelbach hat ihn für diesen Sommer zum Praktikum in seinem Berliner Büro eingeladen.
Auf Opas politischen Spuren
Im Gepäck nach Berlin hatte der 17-Jährige übrigens auch ein ganz besonderes Erinnerungsstück: Eine Bundestagskrawatte seines Großvaters, Otto Regenspurger. Der Untersiemauer saß von 1976 bis 1998 als Abgeordneter der CSU im Wahlkreis Coburg/Kronach im Deutschen Bundestag und war eine der politischen Größen der Region. "Die Krawatte hat mir meine Oma mitgegeben", erzählt Moritz Regenspurger lachend. So war zusammen mit ihm zumindest ein Teil seines 2003 verstorbenen Großvaters im Berliner Reichstag. Otto Regenspurgers großer Traum war es nämlich immer gewesen, einmal noch als Bundestagsabgeordneter im Reichstagsgebäude zu sitzen. 1998 schied Otto Regenspurger aus dem Bundestag aus, ein Jahr später zog das Parlament von Bonn in den Berliner Reichstag. Ein Begriff ist Otto Regenspurgers Name dort aber offenbar auch heute noch, wie sein Enkel grinsend erzählt: "Der Mann vom Besuchsdienst wusste jedenfalls gleich, wo er mich einordnen muss, als er meinen richtigen Namen gelesen hat."
Was steckt hinter "Jugend und Parlament"? Die Teilnehmer 315 Jugendliche zwischen 16 und 20 Jahren spielten auf Einladung des Deutschen Bundestages Parlamentarier - im echten Plenarsaal des Berliner Reichstagsgebäudes.
Die Parteien Das Planspiel lehnt sich soweit wie möglich an die tatsächlichen politischen Gegebenheiten an. Um den Spielcharakter zu verdeutlichen, werden jedoch nicht die realen Bezeichnungen der Fraktionen wie CDU oder SPD gewählt. Im Jugend-und-Parlament-Plenum saßen daher die folgenden vier Fraktionen: Christliche Volkspartei (CVP, 155 Abgeordnete) Arbeitnehmerpartei Deutschlands (APD, 97), Partei der sozialen Gerechtigkeit (PSG, 32) und Ökologisch-Soziale Partei (ÖSP, 31).
Ziele Die Teilnehmer sollen in ihrer Rolle Meinungen vertreten, die nicht notwendigerweise ihrer eigenen politischen Überzeugung entsprechen. Das Planspiel soll in erster Linie die Verfahrensweise des Deutschen Bundestages vermitteln, nicht politische Inhalte.
Die Rede von Moritz Regenspurger ist unter dem folgenden Link zu finden:
https://webtv.bundestag.de/player/macros/_x_s-144277506/scalablePlayer.html?content=6878836&singleton=true&bandwidth=514Die Rede beginnt im Video bei einer Stunde und 49 Minuten.
red