Transparenz gegen Pauschalurteile

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Das Tierwohl spielt im Bild einer modernen Landwirtschaft nach Ansicht des Referenten eine wichtige Rolle. Foto: Ingo Wagner, dpa
Das Tierwohl spielt im Bild einer modernen Landwirtschaft nach Ansicht des Referenten eine wichtige Rolle. Foto: Ingo Wagner, dpa
Mit der Warnung "Landwirtschaftsschutzgebiete" machen die Landwirte überspitzt auf ihre Lage aufmerksam (von links): Heidi Bauersachs, Gerhard Ehrlich, Hans Vetter, Hubert Bittlmayer, Hans Rebelein und Dagmar Hartleb. Foto: Gabi Bertram
Mit der Warnung "Landwirtschaftsschutzgebiete" machen die Landwirte überspitzt auf ihre Lage aufmerksam (von links): Heidi Bauersachs, Gerhard Ehrlich, Hans Vetter, Hubert Bittlmayer, Hans Rebelein und Dagmar Hartleb.  Foto: Gabi Bertram
 

Der Bauernverband hatte Ministerialdirektor Hubert Bittlmayer beim Agrarpolitischen Abend zu Gast. Dieser machte den Landwirten Mut, die Herausforderungen anzunehmen und Chancen zu ergreifen.

Zum traditionellen Agrarpolitischen Abend im Gustav-Dietrich-Haus hatte sich der BBV-Kreisverband den Amtschef im Bayerischen Landwirtschaftsministerium, Ministerialdirektor Hubert Bittlmayer eingeladen. Erst seit sieben Monaten im Amt, setzte Bittlmayer ein paar grundlegende neue Akzente für die bayerische Agrarpolitik.

BBV-Kreisobmann Gerhard Ehrlich hatte dem Referenten eingangs die Schwerpunkte mit gegeben, die den Landwirten auf den Nägeln brennen: ausufernde Bürokratie, Kontrollen, schleichende Enteignung, Flächenverbrauch. Deutliche und ehrliche Worte, so Ehrlich, würden die Landwirte fordern und endlich Lösungen auch. Man fühle sich als hochqualifizierter Berufsstand von allen Seiten auf den Prüfstand gestellt, vom Verbraucher gleichermaßen wie von den Behörden.

Bittlmayer hatte darauf grundsätzliche Antworten parat.
Er will bei Auflagen Freiwilligkeit vor Ordnungsrecht, Angebote und eine zielgerichtete Förderpolitik vor Sanktionen gesetzt wissen und den Landwirten als Unternehmern Freiräume lassen. "Es geht um die Wettbewerbsfähigkeit", forderte er, "Landwirtschaft ist keine Hobbygärtnerei, davon leben Familien."

Die aktuelle Situation in der Landwirtschaft sei von einer schwierigen Preissituation, vor allem bei Milch und Ferkeln, und einer aufgrund der Trockenheit angespannten Futterlage geprägt. Die Politik müsse das Tal überbrücken helfen und nicht zusätzlich Druck ausüben.

Die öffentlichen Diskussionen um Pflanzenschutz oder Tierwohl sieht Bittlmayer oftmals als unfair und pauschalisiert geführt, das treffe die Seele der Landwirte erheblich. Die Antwort könne nur Offenheit und Transparenz heißen. Überdies sei es Aufgabe der ganzen Gesellschaft in der Kette Landwirt - Handel - Verbraucher, für die Umsetzung geforderter Auflagen auch den Preis zu zahlen oder zu subventionieren.

"Aus schönen Worten müssen harte Euros werden. Es wäre ansonsten ein unfaires Spiel, Forderungen aufzustellen, die zu Lasten einer Berufssparte gehen", betonte Bittlmayer. Er will zuerst nach Lösungen gesucht wissen und deren Praxistauglichkeit prüfen, bevor Regelungen und Verordnungen aufs Tapet gesetzt werden.
Der Dialog mit der Gesellschaft müsse intensiver geführt werden, um mit Wissen gegen ein falsches und romantisches Bild von der Landwirtschaft vorzugehen. Es sei oberste Aufgabe, das Bild einer modernen Landwirtschaft zu vermitteln, die Tierwohl ebenso im Fokus hat wie die Kulturlandschaftspflege und die Produktion hochwertiger Nahrungsmittel.

Als Schwerpunkte rückte Bittlmayer die Einstellung auf die Globalisierung und damit einhergehende höhere Preisschwankungen, auf den Klimawandel mit Sorten- und Anbauforschung, Bewässerungstechnik und Umweltverträglichkeiten sowie auf die Digitalisierung in den Fokus. "Aus Daten müssen Informationen werden", so Bittlmayer, "aber wir wollen auch nicht den gläsernen Landwirt. Der Landwirt soll Herr seiner Daten sein."

In der bayerischen Agrarpolitik, setzte Bittlmayer die Prämisse, seien die bäuerlichen Landwirtschaften das Wertgefüge in der Symbiose von Unternehmertum und Eigenverantwortung. Dafür stünden in Bayern ein hochqualifizierter Berufsstand, qualitativ hochwertige Produkte und eine gute Kaufkraft. Es gehe um regionale Produkte, um Bioprodukte als Chance, um Vielfältigkeit und in der Umsetzung einer modernen Landwirtschaft um Freiwilligkeit statt Ordnungsrecht. Bei der Düngeverordnung beispielsweise habe man die durchaus heftigen Auflagen wieder auf eine vernünftige Praktikabilität gebracht, sich aber noch mit solchen Baustellen wie Einarbeitungsfristen, Herbstdüngung oder Nitraterfassung zu beschäftigen.

Bittlmayer appellierte an alle, die Herausforderungen anzunehmen, die Chancen anzupacken und Landwirtschaft noch transparenter werden zu lassen.

Mit diesen Bittlmayer'schen Impulsen, da waren sich die Landwirte des Coburger Landes einig, könne die Landwirtschaft durchaus optimistisch in die Zukunft sehen.

Allein die Praxis der Kontrollen, Auflagen oder Sanktionen spreche derzeit noch immer eine andere Sprache. Hier erwarten die Bauern im Coburger Land schlichtweg mehr Vertrauen in ihren Berufsstand.