Fränkischer Autozulieferer expandiert mit Fabrik von insolventem Unternehmen
Autor: Ralf Welz
Ebersdorf, Donnerstag, 29. August 2024
Die Martin-Gruppe aus Oberfranken wächst weiter: Der Autozulieferer führt fortan den Geschäftsbetrieb der Allgaier Sachsen GmbH. Die Übernahme sei "strategisch sehr wertvoll", erklärt Peter Martin.
Das oberfränkische Traditionsunternehmen Martin expandiert: Der global tätige Spezialist für Metallumformung und langjährige Partner der Automobilindustrie aus Ebersdorf bei Coburg hat ein Werk des angeschlagenen Zulieferers Allgaier erworben. Die Unternehmensgruppe mit Hauptsitz im schwäbischen Uhingen durchläuft seit mehr als einem Jahr ein Insolvenzverfahren. Für den Standort im sächsischen Oelsnitz wurde nun ein Investor gefunden, wie die Kanzlei Pluta am Dienstag (20. August 2024) mitteilt.
Die Allgaier Sachsen GmbH geht demnach in den Besitz der fränkischen Martin-Gruppe über. Diese übernehme den Geschäftsbetrieb sowie alle rund 100 Mitarbeiter im Rahmen einer übertragenden Sanierung. Insolvenzverwalter Heinz-Joachim Hombach sprach mit Blick auf die Transaktion von "erfreulichen Nachrichten". Auch in Ebersdorf zeigt man sich zufrieden: "Die Übernahme ist strategisch sehr wertvoll für uns, da wir unser Produktspektrum sinnvoll erweitern können", erklärt Peter Martin, der geschäftsführende Gesellschafter der Martin-Gruppe.
Ebersdorf bei Coburg: Martin-Gruppe erwirbt sächsisches Autozulieferer-Werk von Allgaier
Laut Verlautbarung der Sanierungskanzlei fertigt Allgaier Sachsen große Struktur- und Zusammenbauteile im Stahl- und Aluminiumbereich an. Das 1967 gegründete Familienunternehmen Martin entwickelt und produziert unter anderem Komponenten für die E-Mobilität, Schweiß- und Nietbaugruppen sowie Stanz- und Umformteile, wie aus einem Portfolio auf der Firmenwebseite hervorgeht. Zur Unternehmensgruppe gehören die Martin Metallverarbeitung GmbH mit den Standorten in Ebersdorf-Kleingarnstadt und Rödental-Blumenrod sowie die Martin Stanz- und Umformtechnik GmbH mit Sitz in Parsberg und die MeTec UAB im litauischen Vilnius.
Nun kommt eine weitere Niederlassung hinzu. "Die Verantwortlichen unterzeichneten den Kaufvertrag in der vergangenen Woche", heißt in der Medieninformation von Pluta. Der wirtschaftliche Übergang erfolgt demzufolge zum 1. November 2024. Über die Details der Transaktionen wurde Stillschweigen vereinbart. Mit der Martin-Gruppe sei ein deutsches Familienunternehmen gefunden worden, das den Standort in Sachsen langfristig sichern werde, erklärt die Kanzlei. Künftig wird der Betrieb unter dem Namen Martin laufen. "Der strategische Investor setzt damit seinen Expansionskurs fort und erweitert sein bestehendes Angebot um größere Karosseriestrukturteile aus Sachsen", heißt es.
Der Automobilzulieferer aus dem Raum Coburg hat sich laut Eigenaussage permanent vergrößert. Unter der Leitung des geschäftsführenden Gesellschafters Peter Martin sei die Martin-Gruppe kontinuierlich gewachsen, konstatiert der Betrieb in einer Chronik. An den bisher vier Standorten arbeiten insgesamt um die 800 Mitarbeiter. Zu diesen gesellen sich nun die rund 100 bisherigen Allgaier-Angestellten.
"Strategisch sehr wertvoll": Fränkischer Familienbetrieb setzt
Die Produktionsstätte in Oelsnitz gehört laut der Kanzlei Pluta "zu den modernsten Werken" der Allgaier-Gruppe in Europa. Von dem Standort aus werden demnach zahlreiche Werke der Automobilindustrie im In- und Ausland mit Karosserieteilen und Baugruppen beliefert. Das Werk erstreckt sich über etwa 12.000 Quadratmeter und wurde vor acht Jahren in Betrieb genommen.
Das Mutterunternehmen, die Allgaier Sachsen GmbH, befand sich seit über einem Jahr im Insolvenzverfahren. Rechtsanwalt Hombach und sein Team führten den Geschäftsbetrieb 14 Monate weiter und initiierten einen Investorenprozess. Dieser sei nun "erfolgreich abgeschlossen" worden. "Dies ist eine großartige Nachricht für den Standort, die Mitarbeiter und die Kunden", wird der Insolvenzverwalter zitiert. "Wir haben mit dem mittelständischen Familienunternehmen Martin den idealen Investor gefunden. Er wird den Standort in Sachsen weiterführen." Auch für die Gläubiger werde damit "das bestmögliche Ergebnis" erzielt.