Beim Türöffnertag erleben Kinder das Landestheater aus völlig neuer Perspektive und erobern sogar die Bühne.
"Hört ihr das?", fragt Luca Pauer die Kinder am Montag im Landestheater. Gemeinsam mit ihnen bleibt sie in der Garderobe im Großen Haus stehen. Für einen Augenblick sind die sieben Kinder mucksmäuschenstill und lauschen. Tatsächlich können sie hören, wie jemand ganz leise Klavier spielt. Aber warum musiziert jemand, wenn doch im Moment gar keine Aufführung ist? Theaterpädagogin Luca Pauer klärt auf: "Unser Klavier wird gerade gestimmt, damit es später dann einen guten Klang hat."
Das und noch viel mehr konnten sieben Kinder im Landestheater erleben. Im Rahmen des "Türöffnertages" der Sendung mit der Maus dürfen sie hinter die Kulissen des Landestheaters schauen, lernen, was ein Theaterschauspieler den ganzen Tag macht und zeigen am Nachmittag dann sogar selbst ihr schauspielerisches Können in der Reithalle.
Doch davon ahnen sie am Anfang noch nichts.
Zunächst geht es in den Spiegelsaal, wo Luca Pauer mit den Kindern Aufwärmübungen macht. Die sind wichtig, auch wenn die jungen Schauspieler noch nichts von ihrem Glück wissen. "Wir wollen die Kinder so spontan wie möglich auf die Bühne kriegen, deshalb lassen wir sie vorerst im Glauben, dass sie sich nur die Kulissen anschauen", erklärt Luca Pauer.
"Petterson und Findus"
Dass man die Kinder am Türöffnertag aktiv in ein Stück mit einbinden könnte, hatte der Schauspielleiter Matthias Straub vorgeschlagen. "Er hatte die Idee, weil die Aufführung von ,Petterson und Findus' ohnehin für diesen Tag angesetzt war und das dann super gepasst hat", sagt sie.
Die Schwierigkeit liege dann aber darin, dass man das vorher kaum proben könne.
"Deshalb hatten wir die Idee, dass die Kinder die Kühe spielen könnten", sagt Luca Pauer. Der Vorteil liege darin, dass die Kinder recht frei im Spiel seien. "Die Kinder bekommen Aufgaben, die sie sicher beherrschen, und die Schauspieler können dann darauf reagieren", sagt sie.
Probe in der Reithalle
Neben dem pädagogischen Effekt, der das Theaterspielen auf Kinder habe, sei es sehr wahrscheinlich, dass das Theater zusehen den Kindern nach diesem Erlebnis auch mehr Spaß mache. "Wenn sie sehen, wie viel Arbeit hinter so einem Theaterstück steckt, dann können sie den Theaterbesuch besser genießen", erklärt sie.
Nachdem die Kinder schmatzend imaginäre Äpfel gegessen, in Fantasiesprachen miteinander gesprochen und wie ein Tiger die Zähne gezeigt haben, ist das Warm-Up beendet.
Weiter geht es noch zum Bühnenaufbau für das Stück "Die Schatzinsel", das am Abend im Großen Haus aufgeführt wird, in die Garderoben der Schauspieler, in den Orchestergraben und in den Kostümfundus. Dann erst stößt Matthias Straub dazu und sagt den Kindern, dass sie noch an diesem Nachmittag im Stück "Petterson und Findus" mitspielen dürfen. Luca Pauer führt die jungen Darsteller in die Reithalle, wo ab kräftig geprobt wird.
"Es juckt und kribbelt überall"
Die zehnjährige Lotte aus Nürnberg freut sich sehr darüber, dass sie mitspielen darf. "Aber ich bin auch sehr aufgeregt", verrät sie. Vorher habe sie auch schon Bühnenerfahrung gesammelt. "Ich habe schon mal Schattentheater gespielt, das hat sehr viel Spaß gemacht", erzählt sie. Der elfjährige Stefan hat das Stück "Petterson und Findus" sogar schon mal gesehen.
"Das war wirklich sehr schön", erzählt er. Er finde es sehr toll, hinter die Kulissen des Theaters schauen zu dürfen, aber auch er sei aufgeregt. "Es juckt und kribbelt überall, ich bin schon so gespannt wie es wird", sagt er.
"Toi, toi, toi"
Die elfjährige Anna hingegen ist noch gar nicht aufgeregt. "Wahrscheinlich werde ich erst kurz vor dem Auftritt so richtig nervös", sagt sie. Sie sei für den Türöffnertag aus Zella-Mehlis nach Coburg gekommen. "Ich war schon oft im Theater, da habe ich mir zum Beispiel Peter Pan angesehen", erzählt sie. Aber auch sie habe schon mal auf der Bühne gestanden. "Wir haben mal ein selbst ausgedachtes Stück gespielt", erklärt sie. Und nachdem sich die Kinder ihre Kostüme angezogen und in der Maske waren, kann es auch schon losgehen.
Aber natürlich nicht, ohne sich vorher noch "Toi, toi, toi" zuzurufen - so wie die richtigen Schauspieler.