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Sparkasse Coburg-Lichtenfels erhöht Kontogebühren - bei Nicht-Zustimmung droht Kündigung


Autor: Daniel Krüger

Coburg, Dienstag, 08. August 2023

Die Sparkasse Coburg-Lichtenfels erhöht die Kontoführungsgebühren ab Oktober auf fast zehn Euro. Das sorgt bei vielen Kunden für Unmut. Wer den neuen Preisen nicht zustimmt, dem droht die Kündigung. Das Geldinstitut erklärt gegenüber inFranken.de den Hintergrund.
Die Sparkasse Coburg-Lichtenfels erhöht ihre Kontogebühren ab Oktober, die VR-Bank hat die Erhöhung bereits im Mai durchgeführt.


Die Sparkasse Coburg-Lichtenfels erhöht zum 1. Oktober 2023 ihre Kontoführungsgebühren. Das bestätigt ein Sprecher des Geldinstituts gegenüber inFranken.de. Zuvor hatte es in den sozialen Medien heftige Debatten und viel Unmut über die geplante Erhöhung und ihre Umstände gegeben. 

Denn wer den neuen Preisen nicht zustimmt, dem droht die Kündigung. Gleichzeitig verweisen mehrere Nutzer und Nutzerinnen in lokalen Facebook-Gruppen auf kostenlose Girokonto-Angebote anderer Banken und äußern Unverständnis für die Erhöhung. Auch die VR-Bank Coburg, die bereits seit Mai höhere Kontoführungsgebühren verlangt, ist in den Kommentaren in die Kritik geraten. Gegenüber inFranken.de äußern sich beide Banken zu den Hintergründen der Entscheidung - und dazu, was hinter der Zustimmungspflicht steckt. 

"Sehr dreist": Kunden äußern Unverständnis - heftige Kritik an Sparkasse und VR-Bank in Coburg

"Die Sparkasse Coburg-Lichtenfels erhöht ab 01.10.2023 die monatlichen Kosten fürs Girokonto auf 9,50 Euro und fordert die Kunden zur Zustimmung auf. Einer Bekannten wurde gesagt, wenn sie nicht zustimmt, muss sie mit Kontokündigung rechnen. Es ist egal, wie lange sie schon Kundin dort ist. Das ist sehr dreist und ich bin froh, dass ich nicht bei denen bin", ärgert sich inFranken.de-Leser Herbert Degel, der sich an unsere Redaktion gewandt hat. In zwei lokalen Coburger Facebook-Gruppen hat Degel die Information gepostet - mit vielen negativen Reaktionen von Usern und Userinnen. 

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"Ich kann das bestätigen", schreibt etwa eine Sparkassenkundin. "Es kam ein Brief, wo ich unterschreiben sollte. Vor dem nächsten Geld abgeben sollte ich dann bereits am Automaten bestätigen und konnte nur fortfahren, wenn ich 'kostenpflichtig bestellen' klicke. Ich werde nun kündigen, hab sowieso schon ein anderes Konto", kündigt sie an. "Wer jünger ist, wird vermutlich kündigen. Besonders hart trifft das ältere und alleinstehende Menschen. Die können diesen Schritt nicht gehen. Diese werden jetzt voll über den Tisch gezogen", schimpft eine andere Frau. 

Auch an der VR-Bank Coburg hagelt es in den Kommentarspalten Kritik. "Onlinebanking erst kostenlos, dann 3,50, jetzt 9,50. Wenn man die neuen Geschäftsbedingungen nicht mit Unterschrift anerkennt, wird das Konto gekündigt", berichtet eine Kundin. Sie äußert Unverständnis über die Erhöhung in der "jetzigen Zeit, in der die Banken wieder satte Kreditzinsen erwirtschaften und auch bei EZB wieder Zinsen bekommen". Es gebe "viele andere Banken, bei denen man kostenlos ein Konto führen kann und auf das Tagesgeldkonto gute Zinsen bekommt", merkt ein weiterer Nutzer an. Auch die Sparkasse München zog kürzlich Kunden-Unmut auf sich, weil sie eine saftige Gebührenerhöhung angekündigt hatte.

"Auswirkungen der Inflation" und "hohe Investitionen": Sparkasse Coburg-Lichtenfels begründet höhere Kontogebühren

Wie die Sparkasse Coburg-Lichtenfels auf Anfrage von inFranken.de erklärt, stünden Kunden zwei Girokonten-Modelle zur Verfügung. "Das Giro Flexibel hat derzeit einen Grundpreis von 3,50 Euro pro Monat", so ein Sprecher. Hier kosten demnach Überweisungen, Daueraufträge und Lastschriften zusätzlich 35 Cent pro Buchung. Ab dem 1. Oktober 2023 soll sich der Grundpreis auf 4,50 Euro erhöhen, jede Buchung kostet dann 45 Cent. "Das Giro Pauschal hat derzeit einen Grundpreis von 7,50 Euro pro Monat und beinhaltet alle wesentlichen Leistungsbestandteile eines Girokontos in einem Preis", erklärt der Sprecher. Auch hier steht ab Oktober eine Preiserhöhung an: auf 9,50 Euro

Doch was sind die Hintergründe für die Erhöhung der Gebühren? Es sei dem Geldinstitut "sehr wichtig, unseren Kunden nicht nur attraktive Produkte, sondern umfangreiche Beratungs- und Serviceleistungen zu bieten", so der Sprecher. In den vergangenen Jahren seien rund um das Girokonto "viele Leistungen wie beispielsweise Apple pay oder Mobiles Bezahlen (...) ohne zusätzliche Preise eingeführt" worden, heißt es. Gleichzeitig sei die Sparkasse Coburg-Lichtenfels "ebenfalls von den Auswirkungen der Inflation, gestiegener Personalkosten sowie von deutlich gestiegenen Energiekosten betroffen".

Auch steige "der Aufwand der Sparkasse für die technische Infrastruktur sowie die sichere und störungsfreie Abwicklung des Zahlungsverkehrs immer weiter an. Dabei sind insbesondere hohe Investitionen in die Sicherheit des Onlinebankings sowie zur Abwehr von Phishing- oder Hackerangriffen zu nennen", erläutert der Sprecher. Hinzu kämen weitere "hohe Investitionen" aufgrund "stark zugenommener Geldautomatensprengungen" sowie "stetig steigende regulatorische Anforderungen". Mit den Gebühren für das Girokonto finanziere man unter anderem Filialen, Mitarbeitergehälter, Bargeldbereitstellung sowie "Strom-/Serverkosten und Wartungskosten für die Internetfiliale"

"Kommt nicht in Frage": VR-Bank äußert sich zu gestiegenen Zinsen und Auswirkungen aufs Girokonto

Doch wie sieht die Sparkasse die immer größere Konkurrenz und ihre Preise? "Kostenfreie Kontomodelle werden nur noch von wenigen Finanzdienstleistern wie etwa Direkt-/Onlinebanken oder ausländischen Banken angeboten. Im Vergleich zur Sparkasse stellen diese Banken jedoch keinen persönlichen Kundenservice vor Ort beziehungsweise keine oder lediglich stark vereinzelte Geldautomaten zur Verfügung", heißt es gegenüber inFranken.de. Bislang stelle man "keine markanten Anstiege der Kündigungen von Girokonten aufgrund der Preisanpassungen fest".

Die VR-Bank Coburg hat bereits zum 1. Mai 2023 eine Preiserhöhung vorgenommen, wie ein Sprecher erklärt. Auch hier zahlen Kunden und Kundinnen seitdem grundsätzlich 9,50 Euro Kontoführungsgebühren. Wer besonders viele Leistungen bei der VR-Bank in Anspruch nehme, könne als "Bonus" jedoch bis zu 7,50 Euro zurückerstattet bekommen - das sei Teil des neuen Kontomodells. Als Gründe für die gestiegenen Gebühren nennt der Sprecher vor allem höhere Kosten. "Wir sind keine Computerbank, sondern betreiben Filialen mit Menschen in der Fläche. Die Inflation hat zu Lohnerhöhungen geführt, die Energiekosten sind höher, Vorschriften werden ausgeweitet, dazu kommen immer mehr Geldautomatensprengungen", sagt der VR-Bank-Sprecher. Im Mai wurden drei mutmaßliche Automatensprenger in Niederlanden gefasst.

Außergewöhnlich viele Konto-Kündigungen habe es hier aber nicht gegeben, heißt es. Warum trotz gestiegener Zinsen die Kontogebühren nicht sinken, erklärt die VR-Bank mit einer Trennung der Geschäftszweige. "Eine Quersubvention zwischen Kredit- beziehungsweise Einlagezinssätzen und den Kosten für unsere Kontoführung und die dazugehörigen Dienstleistungen im Zahlungsverkehr kommt für uns aus Transparenzgründen nicht in Frage." Man müsse sich "in allen Sparten auf dem Markt vergleichen". 

Zustimmung "zwingend erforderlich": Sparkasse Coburg und VR-Bank äußern sich zu drohender Kündigung

Doch was passiert, wenn nicht zugestimmt wird? "Ab dem 11. Juli 2023 haben wir unsere Kundinnen und Kunden aktiv über die Anpassung der Kontoführungspreise informiert", erklärt ein Sprecher der Sparkasse Coburg-Lichtenfels. "Dies erfolgte, je nach Nutzungsverhalten, per Brief oder Information im Onlinebanking. Nach den neuesten gesetzlichen Vorgaben ist eine aktive Zustimmung des Kunden im Zuge einer Anpassung der Bedingungen und Entgelte zwingend erforderlich und Grundlage für die Fortführung der Geschäftsbeziehung", heißt es.

Daher habe man "die Kunden gebeten, die Zustimmung zur Fortführung der Geschäftsverbindung so schnell wie möglich zu erteilen". Früher sei es üblich gewesen, dass "Änderungen bei bestehenden Verträgen als wirksam angesehen wurden, wenn Kunden nach einer entsprechenden Information nicht innerhalb von zwei Monaten widersprochen hatten". 

Der Bundesgerichtshof habe allerdings "in einem Verfahren gegen die Postbank AG entschieden, dass diese Art der Zustimmung unwirksam ist und zur Wirksamkeit wesentlicher Vertragsänderungen eine aktive Zustimmung des Kunden erforderlich ist", so der Sprecher der Sparkasse Coburg-Lichtenfels. Auch die VR-Bank verweist auf die "rechtliche Lage". Im Oktober 2022 hatte die Sparkasse Nürnberg fast 100.000 Kunden und Kundinnen eine Kündigung geschrieben, weil sie den AGBs nicht aktiv zugestimmt hatten.  Weitere Nachrichten aus Coburg findet ihr hier.