So lernen Schüler in Neustadt den richtigen Umgang mit digitalen Medien

2 Min
Einmal im Monat erscheint das 15-minütige Magazin "Kids News", unter anderem mit Janne Weber (16) und Christine Rebhan (links). Fotos: Dominic Buckreus
Einmal im Monat erscheint das 15-minütige Magazin "Kids News", unter anderem mit Janne Weber (16) und Christine Rebhan (links). Fotos: Dominic Buckreus
Nicht nur hinter der Kamera, sondern auch vor der Kamera sind die Schüler bei NEC TV aktiv.
Nicht nur hinter der Kamera, sondern auch vor der Kamera sind die Schüler bei NEC TV aktiv.
 
Hinterher werden die Aufnahmen am Computer geschnitten.
Hinterher werden die Aufnahmen am Computer geschnitten.
 

Im Internet lauern überall Gefahren. Damit die Schüler diese erkennen, gibt es am Arnold Gymnasium mehrere Projekte.

Anfang März findet in Coburg eine Podiumsdiskussion über soziale Medien statt, anlässlich eines weltweiten Aktionstages für den sicheren Umgang mit dem Internet.


"Extrem im Netz" lautet das diesjährige Motto und setzt sich unter anderem auch mit Gewalt und Mobbing auseinander. Die Schüler vom Arnold Gymnasium in Neustadt haben sich mit diesen Themen bereits mehrfach auseinander gesetzt. In der vom Freistaat ausgezeichneten "Referenzschule für Medienbildung" lernen die Schüler aller Jahrgangsstufen auf mehreren Wegen den Umgang mit den modernen Medien.


Das Vorzeigeprodukt ist der hauseigene TV-Sender "NEC TV". Geleitet wird er von Christine Rebhan (40). Sie ist dort Lehrerin und Moderatorin zugleich. Unterstützt durch die Kommunalbetriebe Neustadt und andere Sponsoren, war es der Schule möglich, sich mit modernster Technik auszustatten.


Im kleinen Studio stehen so zwei Kameras, ein Teleprompter, ein Pult für den Moderator und ein Bluescreen für grafische Einblendungen. Umringt von Scheinwerfern, Bildschirmen und Computermonitoren. Eben wie in einem richtigen Studio.

Neben einer kommerziellen Sendung mit Werbeeinblendungen sei die Ausstattung aber vor allem für die Sendung "Kids News" der Schüler gedacht, die von den Neunt- bis Zwölftklässlern, hauptsächlich in deren Freizeit produziert wird.


Ihre Aufgaben bewegen sich in allen Bereichen: Redaktionelles, Inhaltliches, Schnitt, vor und hinter der Kamera, zählt Rebhan auf. Manche Teilnehmer würden nach dem Abitur auch beruflich ähnliche Wege einschlagen, "aber ich möchte mit dieser Arbeit nicht unbedingt lauter Nachfolge-Gottschalks produzieren", sagt Rebhan. Vielmehr sollen die Schüler dadurch Teamfähigkeit, Eigenständigkeit und eigenverantwortliches Organisieren lernen. Wenn sie beispielsweise für Interviews auf Erwachsene oder gar Promis zugehen müssen, würden sie ein ganz anderes Auftreten entwickeln und selbstbewusster werden. Das helfe später auch in schwierigen Situationen wie Bewerbungsgesprächen.


Aufklärung ist das Zauberwort

Im regulären Unterricht lernen die Schüler der Oberstufe zudem kritisch mit Medien umzugehen. Zwei Mal pro Woche erklärt Rebhan zum Beispiel, warum in den Nachrichten nicht jedes Thema seinen Platz findet.
Zusammen mit der Uni Bamberg betreibe man das Projekt "Netzgänger", bei dem ältere Schüler die Jüngeren über Sicherheit oder Mobbing im Netz aufklären. "Das Schöne dabei ist, dass nicht die Lehrer erklären, was richtig oder falsch ist, sondern dass es Jugendliche sind, die noch einen ganz anderen Zugang zu den Kindern haben", erklärt Rebhan.


Aber nicht nur Kinder, sondern auch die Eltern sollen vom Programm profitieren. Die Sprösslinge hätten in diesem Bereich meist viel mehr Kompetenzen, daher sei es wichtig, dass sich die Vermittlung von Gefahren nicht nur an Jugendliche richtet, meint die Lehrerin. Am besten wäre es, wenn sich die Generationen untereinander austauschen, um sich gegenseitig besser zu verstehen.


"Nur weil die Mutter es doof findet, werden die Kinder das Handy nicht weniger benutzen. Das glaube ich nicht", sagt Rebhan. Eltern müssten ihre Ängste und Probleme mitteilen und sich mit dem Thema auseinandersetzen, sonst würden die Kinder sie nicht ernst nehmen. Am Arnold Gymnasium hat man auch mit den Problemen der jungen Generation zu kämpfen. In der Vergangenheit hätte es rege Diskussionen über ein Handyverbot gegeben. Dieses blieb zwar bestehen, doch viele Lehrer hätten es "für nicht zielführend" gehalten, etwas zu verbieten, das zum Alltag der Schüler gehört, berichtet Rebhan. Vielmehr sollte man versuchen, Aufklärungsarbeit zu leisten.


Wenn Kinder Außenseiter werden

Ähnliches gelte auch für das Einstiegsalter im Umgang mit Medien. Rebhan findet es wichtig, dass auch schon Fünftklässler damit in Berührung kommen. Allerdings glaubt sie nicht, dass man in diesem Alter ein eigenes Smartphone benötigt. Die Krux sei aber, dass das Kind dann zum Außenseiter werden könnte, wenn es Informationen über Hausaufgaben, Treffen oder Gerüchte nicht mehr erhielte. Auch beim Mobbing sei Aufklärung das Zauberwort.