Wie das Publikum im Coburger Kongresshaus die Uraufführung des Hornkonzerts von Hans Stähli erlebt.
Unter besonderen Vorzeichen stand das 2. Sinfoniekonzert des Landestheaters, das im Coburger Kongresshaus stattfand. Hans Stähli, langjähriger Erster Kapellmeister am Landestheater, ist schon mehrfach mit größeren Orchesterwerken an die Öffentlichkeit getreten.
Auftragswerk für Claudio Flückiger
Seine neueste, im vergangenen Jahr entstandene Komposition - das Hornkonzert G-Dur - schrieb er als Auftragswerk für den Solohornisten an der königlichen Oper in Kopenhagen Claudio Flückiger auf Vermittlung von dessen Hornlehrer, einem ehemaligen Studienkollegen Stählis.
Das Konzert verwendet formal die klassische Dreisätzigkeit und ist in erweiterter Tonalität komponiert, wobei die gekonnte, raffinierte Instrumentation besonders ins Ohr dringt. Bereits im 1. Satz (Poco Allegro) beeindrucken schwelgerische Melodik und farbige Orchestrierung.
Der 2. Satz (Andante sostenuto) zeigt eine ernste Note, bevor es attacca in den dritten (Vivace) mit dem Untertitel "La chasse" (Die Jagd) geht. Hier zeigt sich der Komponist von seiner heiteren Seite: Lustig schmettert das Horn, die Bässe zupfen Boogie, der Kuckuck ruft in den Klarinetten (ein "Markenzeichen" Stählis auch in anderen Kompositionen), das Fagott klingt vergnüglich, ein Schuss knallt, ja sogar ein Jodler fehlt nicht, das ganze Orchester sorgt für quirliges Treiben und endet in einer wirkungsvollen Apotheose. Genial!
Man hörte eine vorbildliche, sorgfältig einstudierte Uraufführung mit dem kompetenten Widmungsträger Claudio Flückiger, der mit flexibler Tongebung und makelloser, virtuoser Technik glänzte, einem überlegenen, sorgsam gestaltenden, temperamentvollen Dirigenten Johannes Braun und einem souverän alle Tücken der anspruchsvollen Partitur meisternden Orchester.
Bravorufe
Es gab lange anhaltenden, begeisterten Beifall und Bravorufe für den anwesenden Komponisten und die Ausführenden. Der interessanten Komposition wäre eine anschließende weitere Verbreitung zu wünschen, zumal gemäßigt moderne Hornkonzerte nicht gerade oft zu finden sind.
Begonnen hatte der Abend mit einem klassischen Werk von Joseph Haydn, der Sinfonie D-Dur "La chasse" - eine bewusste Gegenüberstellung zu der neoklassizistischen Komposition Stählis und des am Ende folgenden Poulenc. Johannes Braun, seit Beginn der Saison neuer Erster Kapellmeister des Landestheaters, dirigierte forsch, temperamentvoll, achtete aber stets auf dynamische Differenzierung und führte das brillant spielende Orchester mit schöner Geschlossenheit und kammermusikalischen Durchsichtigkeit.
Ausflug in die Romantik
Nach der Pause gab es einen Ausflug in die Romantik mit der melodienseligen wie furiosen Ouvertüre zu "Oberon" von Carl Maria von Weber, virtuos wie ausdrucksvoll musiziert und zum Abschluss die viersätzige Sinfonietta für Orchester von Francis Poulenc in einer leidenschaftlichen, beseelten und musikantischen Wiedergabe durch den begabten jungen Dirigenten Johannes Braun und sein klangvoll und aufmerksam musizierendes Orchester.
Viel Beifall für ein insgesamt abwechslungsreiches und künstlerisch hochwertiges Konzert!