Im Kultur-Netzwerk "Refugium Theater" engagiert sich auch Coburg. Jetzt fand der zweite dieser offenen Abende mit viel Gesang und Gelächter statt. Theaterpädagogin Luca Pauer vereinte Flüchtlinge und Coburger Bürger musikalisch bei einer lustigen Stunde.
Glaube keiner, dass das einfach sei. Doch am Ende dieser Stunde der herausfordernden Begegnung in der Reithalle gucken die meisten, die Flüchtlinge wie die Coburger, wenigstens mal vorsichtig über die Mauer ihres Misstrauens, ihrer Verunsicherung. Sie haben am Freitagabend miteinander getrommelt und gesungen, zuletzt ein bisschen getanzt, im "Freistaat Coburg", dem zum Mitmachen offenen Veranstaltungsformat des Landestheaters.
Seit unsere Selbst-Sicherheit und Bequemlichkeit durch die aus Kriegsnot geborenen Völkerwanderungen arg erschüttert werden, gibt es das Kultur-Netzwerk "Refugium Theater", in dem sich auch Coburg engagiert. Zum zweiten dieser offenen Abende, in der Theaterpädagogin Luca Pauer über diverse Helfer und Kontakte angesprochene Flüchtlinge und offen-sinnige Coburger zur musikalischen Begegnung eingeladen hat, ist die Reithalle etwa zur Hälfte gefüllt.
Zur vereinigenden Vorführung am Abend haben auch einige weitere junge Araber hergefunden.
Gesucht und gefunden
Die beachtlich vielzahlige aktive Gruppe hatte seit dem Nachmittag mit Roland Fister und weiteren Musikern des Landestheaters ausprobiert und einstudiert. Die Gemeinschaftsaktion mit dem Publikum am Abend bringt nun mitreißende rhythmische Klatschstücke hervor, sich reizvoll überlagernden Sprechgesang, dann ein "Happy Birthday" in allen verfügbaren Sprachen für Achmad, der leise gerührt lächelt in seiner spürbaren Erstarrung. Ein Besucher singt den Glückwunsch auf Paschtu.
Luca Pauer jongliert moderierend und emotional tragend zwischen den Kulturen. Sarah übersetzt ins Englische, dieser gewitzte Shahn ins Arabische.
Gebraucht wird aber auch Urdu, die Amtssprache Pakistans, und Farsi, das unter anderem von 41 Millionen Menschen im Iran und von 15 Millionen in Afghanistan gesprochen wird. Viel Drunterunddrüber und Gelächter, und doch finden alle schnell zusammen, irgendwie.
Auf dieser Basis traut sich ein Kurde, ein selbst gedichtetes Liebeslied ins Mikrofon zu singen. Der 17-jährige blitzlebendige Pakistani Shamir singt, als sei er Profi. Das traurige Liebeslied von Bulbul, (persisch für Vögel aus der Familie der Nachtigallen), das der Ältere da vorne, Omar, beisteuert, arrangiert Roland Fister zum Wechselgesang mit dem Publikum: "Auf einem Baum ein Kuckuck saß". Der wird in unserem Lied bekanntlich totgeschossen. Doch nach einem Jahr, ist der Kuckuck wieder da.
Nächste zwanglose Begegnung der Kulturen: am 18. Dezember in der Reithalle.