Dass die Arbeit mit den eigenen Händen tatsächlich noch goldenen Boden hat, wurde bei der ersten Nacht des Handwerks deutlich.
Unser heimisches Handwerk hat viel zu bieten! Es ist vielseitig, innovativ, modern und zeitgemäß. Dies demonstrierte sehr eindrucksvoll die erste Nacht des Handwerks und der Manufakturen in der Stadt Sesslach.
In der Stadt ist das traditionelle Handwerk noch vertreten. Mit der Firma Geiss ist dort aber auch das hochmoderne Handwerk zu Hause. 21 Handwerksbetriebe und Manufakturen aus der Stadt und ihrer um Umgebung zeigten die vielseitigen Facetten des Handwerks und warben um Nachwuchs.
In den malerischen Hinterhöfen, von denen einige sonst für den Besucher verschlossen bleiben, gab es viel zu entdecken. Im Laufe der Nacht hüllten sich der Maximiliansplatz und das Rathaus in romantisches Licht. Stadtführungen fanden regelmäßig statt und das Freie Fränkische Bierorchester spielte an verschiedenen Stellen in Seßlach zünftig auf.
Am Rande des Platzes zeigten Egon und Marko Meister von der Braugemeinschaft Lindenau das alte Handwerk des Fassbichens. Vater und Sohn haben sich dieses fast ausgestorbene Handwerk selbst angeeignet und machen dies schon seit 15 Jahren, einfach aus Freude. Wohl einer der spekatkulärsten Auftritte dieser Nacht.
Begeisterter Bürgermeister
"Ich brauche Deine Stadt", mit diesen Worten fragte Kreishandwerksmeister Jens Beland bei Seßlachs Bürgermeister Martin Mittag in Sachen Nacht des Handwerks an. "Nachdem ich ein wenig darüber nachgedacht habe, war ich von der Idee begeistert", sagt Mittag. Schnell fand der Kreishandwerksmeister mit dem Regionalmanagement und einem heimischen Kreditinstitut weitere Mitstreiter. Das Ziel sei, so Martin Mittag, diese Aktion in regelmäßigen Abständen zu wiederholen.
Auch Carolin Franz von Tourist Info Seßlach war von der Idee begeistert, und Regionalmanager Stefan Hinterleitner möchte an solch einem Tag unter dem Motto "Für die Region aus der Region", ähnlich wie bei den Genusstagen, die Leistungsfähigkeit und Vielfalt des regionalen Handwerks aufzeigen. "Wir haben mit der Nacht des Handwerks etwas tolles geschaffen", stellte dann auch angesichts des Interesses Kreishandwerksmeister fest. Er sieht eine Ausbildung im Handwerk als gute Alternative zum Studium. Auch der Meisterbrief könne übrigens später immer noch den Weg ins Studium öffnen.
Bei den Handwerksbetrieben gab es viel zu erfahren. So hat etwa jede Kettensäge des Holzbildhauers Wolfgang Schott einen eigenen Namen. Im Kunsthandwerkerhof gab es zudem eine Schneiderei, die auch historische Kleider fertigt, einen Gitarrenbauer und eine Glasbläserin. Keramische und außergewöhnliche Gartendekortaion, sowie Strickkleider wurden dort gezeigt und die Firma Beland stellte das Vergolden vor. Wie entsteht eine Bronzeskulptur? Darüber klärte Andreas Krämmer in seinem Hinterhof auf.
Eine besondere Maschine, die Brennholz reinigt, stellte Dominik Dressel vor dem Rathaus vor. Dafür hat er den oberfränkischen Erfinderpreis bekommen.
Sabine Kramer informierte über ihr Schönheitsinstitut, die Firma Otto Hauch zeigte die Vielseitigkeit des Bauhandwerks. Die Feuerwehr zeigte den Einsatz der Rettungsschere. Wer eine Ausbildung als Berufsfeuerwehrmann beginnen möchte, muss einen Handwerksberuf erlernt haben, schlug Jens Beland den Bogen zum Thema der Nacht. Um Einbruchschutz bei Fenstern ging es auf dem Maximilianplatz, bei der Firma Müller. Über das Brauwesen in der Stadt informierten die Brauhausfreunde Seßlach, in historischen Gewändern.
Handwerk im Großen
Die Firma Geiss ist mit rund 130 Arbeitsnehmern der größte Arbeitsgeber in Stadt und zählt dennoch zu den Handwerksbetrieben wie Martin Mittag erklärte. Die Firma öffnete ihre Tore und stellte ihre Maschinen vor. Außerdem bot sich die einmalige Gelegenheit selbst einmal ein Thermoformteil herzustellen. Weiterhin präsentierte sich dort die Firma Heinz Brückner, die ebenfalls um Nachwuchs warb. Dort konnte man unter Anleitung der Auszubildenden eigenhändig löten. Neben Reifen und Rädern stellte die Firma Marquart ein Elektroauto vor. Über das Fotografenhandwerk informierte Svenja Sommer. Es ist gar nicht so leicht, selbst einmal einen Buchstaben in Stein zu schlagen, wie am Stand von Mathais Setzer unterhalb des Rathauses zu erfahren war. Am Stand von Angela Francisca Endress gab es fränkische Bücher zu kaufen und viel über die fränkische Kultur zu erfahren.
Besucher wünschen sich mehr
Die vielen Besucher, die in dieser Nacht die Straßen und Gassen von Seßlach gut füllten, waren von der Nacht des Handwerks begeistert und wünschen sich eine Wiederholung. So etwa Dorothea Schaal, die sich mehr Handwerker wünscht: "Ich finde die Nacht des Handwerks total interessant. Leider gibt es zu wenige Handwerker. Denn wenn man einen Handwerker braucht muss man sehr lange warten." Oder Stefan Bätz: "Ich finde es toll, dass sich die vielen Handwerksbetriebe präsentieren und man sich zwanglos über das Handwerk informieren kann." Tim Edelmann legt gern selbst Hand an: "Ich finde es klasse, dass man sich über die verschiedenen Berufe einmal informieren und selbst etwas machen kann. Ich habe mich schon entschieden und möchte eine Lehre als Mechatroniker beginnen."