Die Zahl der in der Stadt untergebrachten Asylbewerber steigt laut Bürgermeister Mittag weiter. Der Rathauschef sorgt sich um die Zukunft der Freizeitanlage Autenhausen und lobt die Eigeninitiative der Vereine.
                           
          
           
   
          43 Flüchtlinge, darunter zwölf Minderjährige, sind aktuell in Seßlach untergebracht. Darüber informierte Bürgermeister Martin Mittag (CSU) am Montagabend bei der ersten Bürgerversammlung im vollbesetzten Seßlacher Siedlerheim. "Erst heute Morgen wurden mir für Seßlach drei weitere Neuankömmlinge angekündigt", fügte der Rathauschef hinzu. 
Zu den zwölf unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen kommen in Gemünda acht weitere Flüchtlinge. Fünf leben in der Kerngemeinde und sechs in Dietersdorf. 2014 waren 14 Asylsuchende in Seßlach untergebracht. Da die Stadt über keine geeigneten Liegenschaften verfüge, sei sie "auf die Unterstützung der Privaten" angewiesen, sagte Mittag. Der Bürgermeister warb darum, weitere Objekte anzubieten. 
Das Landratsamt miete Wohnungen für ein bis drei Jahre an, unabhängig von der Belegung.
 Wie in allen Landkreisen stiegen die Zahlen auch im Landkreis Coburg rasant an: Mitte Oktober waren 541 Flüchtlinge hier untergebracht, davon 373 dezentral, gegenüber 233 insgesamt und 162 verteilten Asylsuchenden im Vorjahr. Pro Woche kommen 18 neue hinzu (2014: 12). Von Null auf 104 stieg die Zahl der aufgenommenen Unbegleiteten. Prozentual gesehen sei deren Verteilung auf Bayern seit 2014 nicht gestiegen, betonte Mittag. Mit etwas über 15 Prozent weise der Freistaat wie im Vorjahr aber die zweithöchste Quote aller Bundesländer auf.
  
  Bald zu 100 Prozent regenerativ
 
Kommt der neue Solarpark, kann sich Seßlach rechnerisch zu über hundert Prozent aus erneuerbaren Energien versorgen, wie der Bürgermeister berichtete. 
Der Stadtrat habe dem zwischen Rothenberg und Seßlach geplanten Solarpark in unmittelbarer Nähe des Umspannwerks bereits zugestimmt. Falls der Baubeginn wie geplant im Juni 2016 erfolgt, könnte die Anlage im Herbst 2016 in Betrieb gehen. 
Ausführlich blickte der Rathauschef auf einzelne Maßnahmen in den Stadtteilen zurück und skizzierte anstehende Vorhaben. Sorgen bereitet der Stadtverwaltung seit langem die Freizeitanlage Autenhausen. Wie groß das Interesse der Bürger an ihrem Weiterbestehen ist, zeigte sich Mittag zufolge gerade bei der Gründung des Fördervereins. Um den Badebetrieb auch in Zukunft aufrechterhalten zu können, sollen nun zunächst die Kosten für die "Beseitigung der Alterserscheinungen" eruiert werden. "Wenn wir im großen Stil rangehen, wollen wir versuchen, dass der Badebetrieb nur eine Saison ausfällt", versprach der Bürgermeister. 
Saniert werden müssen auch das Backhaus in Heilgersdorf, die Friedhofszufahrt in Bischwind, Dach und obere Etage des Haues der Bäuerin in Dietersdorf und das "Glöckla" in Unterelldorf.
Dringend notwendige Straßensanierungen möchte der Kreis 2016 mit der CO 20 in Autenhausen (Bergstraße) und 2017 mit der Ortsdurchfahrt Heilgersdorf in Angriff nehmen. Die Wahrscheinlichkeit einer "großen Umgehung" von Gemünda in den nächsten 15 Jahren geht dagegen laut Mittag "gegen Null". Die Sanierung der Hattersdorfer Brücke, die mit mindestens 600 000 Euro veranschlagt wurde, hofft er mit der Sanierung der Staatsstraße verknüpfen zu können. Die "größte Baumaßnahme im Stadtgebiet für die nächsten Jahre" wird laut Mittag der Ausbau der B 303 bei Oberelldorf sein. Die Baufirma wurde bereits ausgewählt, ein Baubüro durch das Staatliche Bauamt vor Ort eingerichtet. 
Während Arbeiten im Außenbereich bis Mitte 2016 ohne Vollsperrung erfolgen könnten, müsse die Bundesstraße danach für circa ein Dreivierteljahr gesperrt und großräumig umfahren werden. 
  
  Dank für Engagement der Bürger
 
Besonders freute sich Mittag, ausgewählte Beispiele bürgerschaftlichen Engagements präsentieren zu können: "Vom Feinsten" hätten Rothenberger Bürger ihren Friedhof in Eigeninitiative instand gesetzt. In Dietersdorf sorgte die Freiwillige Feuerwehr dafür, dass das Haus der Bäuerin einen neuen Anstrich und teilweise neue Fenster erhielt, die Dorfjugend richtet den Jugendraum her. Und in Autenhausen bauten die Musikanten die Alte Schule um. "Diese Arbeiten sind über eine Firma fast nicht zu bezahlen", sagte Mittag. 
Als modellhaftes Beispiel für andere Stadtteile nannte der Bürgermeister auch den Vorstoß der Evangelischen Kirchengemeinde Heilgersdorf zur Errichtung eines Urnenfelds. 
Während die neuen Bauplätze in Seßlach und Heilgersdorf nahezu vergriffen sind, gelang es bisher nicht, neue Firmen nach Seßlach zu holen. Im Vergleich zum Vorjahr gingen die Einnahmen aus der Gewerbesteuer um 20.000 Euro leicht zurück. Da sich der Bürgermeister "das Thema selbst auf die Fahnen geschrieben hat", führt er aktuell Gespräche über eine mögliche Erweiterung des Dietersdorfer Gewerbegebiets. Wegen der hohen Kosten soll die Erschließung hier - wie bei der Erweiterung der Neubaugebiete - erst beginnen, wenn genügend Interessenten vorhanden sind. 
Nachdem die Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln durch Ansiedlung eines neuen Einkaufsmarktes gesichert erscheint, bemüht sich Mittag derzeit um die ärztliche Versorgung. "Wir brauchen einen Doktor in Seßlach", hofft der Bürgermeister auf einen direkten Nachfolger, wenn der jetzige Hausarzt aus Altersgründen in absehbarer Zeit in Rente gehen wird. Allerdings werde sich ein neuer Arzt wegen fehlender Barrierefreiheit kaum in der jetzigen Praxis am Marktplatz niederlassen können.