Schwimmbäder im Kreis Coburg sorgen vor

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Diese Plakate hängen jetzt in Münchner Schwimmbädern. So etwas gibt es in Coburg aber bisher nicht. Foto: Sven Hoppe, dpa
Diese Plakate hängen jetzt in Münchner Schwimmbädern. So etwas gibt es in Coburg aber bisher nicht. Foto: Sven Hoppe, dpa
Im Neustadter Bademehr gab es bislang keine gravierenden Probleme mit Badegästen aus dem Kreis der Asylbewerber. Wenn, dann hatten sie keine Badekleidung oder sprangen verbotenerweise vom Beckenrand. Foto: CT-Archiv
Im Neustadter Bademehr gab es bislang keine gravierenden Probleme mit Badegästen aus dem Kreis der Asylbewerber. Wenn, dann hatten sie keine Badekleidung oder sprangen verbotenerweise vom Beckenrand. Foto: CT-Archiv
 
Im Aquaria in Coburg werden die Baderegeln jetzt vorsorglich in verschiedenen Sprachen ausgehängt. Foto: Archiv
Im Aquaria in Coburg werden die Baderegeln jetzt vorsorglich in verschiedenen Sprachen ausgehängt. Foto: Archiv
 

Nach Berichten über sexuelle Übergriffe reagieren Schwimmbäder vermehrt auf Asylbewerber. Im Landkreis Coburg geht man verschiedene Wege.

In einem Münchner Hallenbad soll es vergangene Woche zu einem sexuellen Übergriff durch jugendliche Asylbewerber gekommen sein. Diesen Fall nahm die Deutsche Presse-Agentur zum Anlass, eine Umfrage unter den bayerischen Schwimmbädern durchzuführen. Diese ergab, dass es in den vergangenen Jahren keinen Anstieg sexueller Übergriffe gab.

Die Münchner Stadtwerke haben mit einer bebilderten Aufklärungskampagne gute Erfahrungen gemacht. Seit 2013 klären Flyer und Plakate in sieben Sprachen über Anweisungen des Badepersonals oder scheinbare Selbstverständlichkeiten auf, etwa dass Wasser für Nichtschwimmer gefährlich ist. Es geht aber auch darum, dass Frauen weder verbal noch körperlich sexuell belästigt werden dürfen.

Ähnlich reagiert das Aquaria in Coburg. Wie Sprecher Jörn Pakoßnick-Kirchner mitteilt, habe man die Baderegeln ebenfalls mehrsprachig ausgehängt.
Zudem sei das Personal auf die neuen Gäste vorbereitet und durch Gespräche "sensibel gemacht" worden. Das alles sei vorsorglich geschehen, Vorfälle habe es bislang keine gegeben.


Keine Vorfälle im Landkreis

Im gesamten Bezirk Oberfranken sind der Polizei seit September 2015 insgesamt 22 Fälle in Badeanstalten bekannt, "bei denen ein sexuelles Motiv im Raum stand", wie Polizeisprecherin Anne Höfer auf Nachfrage mitteilt. Allerdings gelten nur "in einigen wenigen Fällen" Asylbewerber als tatverdächtig. In den Schwimmbädern im Landkreis gebe es bislang ebenfalls keine großen Schwierigkeiten mit Flüchtlingen. Armin Münzenberger, Geschäftsführer der Stadtwerke Neustadt und verantwortlich für das Bademehr, sieht bisher "keine gravierenden Probleme". Ebenso habe er auch keine Beschwerden von anderen Badegästen gehört.

Einzig die grundsätzlichen Baderegeln seien einigen anfangs nicht bekannt. So seien schon manche Asylbewerber in Unterhose statt Badehose erschienen oder seien vom Beckenrand gesprungen. Um sie auf das Fehlverhalten besser aufmerksam machen zu können, habe man die Mitarbeiter mit Unterlagen ausgestattet, auf denen die entsprechenden Anweisungen auf Arabisch stünden. Ansonsten kämen sie aber gut klar mit den Neubürgern, erzählt Münzenberger. Sollte es dennoch Probleme geben, könne man, wie sonst auch, auf den Bereitschaftsdienst zurückgreifen.

Im Rödentaler Rödenbad herrscht derweil weiter Normalität. Weder seien Vorfälle im Zusammenhang mit Asylbewerbern bekannt, noch seien besondere Vorkehrungen getroffen worden, sagt Michael Eckardt, Werkleiter der Stadtwerke. "Wir hoffen natürlich, verschont zu bleiben", aber je nach Situation werde man selbstverständlich reagieren. Verunsicherung bei seinen Badegästen kann Eckardt ebenfalls nicht spüren und daher ist er "in diesen Zeiten dankbar für alles, was im Normalbetrieb bleibt".

In München etwa hat sich die Zahl der Übergriffe in den vergangenen drei Jahren kaum verändert. Nach Angaben der Stadtwerke registrierte die Polizei im Jahr 2013 dort 19 Sexualdelikte, 2014 waren es 12. Im vergangenen Jahr wurden 19 Fälle zur Anzeige gebracht. In allen drei Jahren wurde die Hälfte der Übergriffe von Ausländern, die andere Hälfte von Deutschen begangen. In vielen anderen Städten ist die Zahl dagegen noch niedriger. Im vergangenen Jahr gab es in Nürnberg, Regensburg, Ingolstadt und Passau keine registrierten sexuellen Übergriffe.

Trotzdem reagieren die Bäder auf die aktuellen Medienberichte mit Vorsichtsmaßnahmen. "Wir haben zu gewissen Stoßzeiten mehr Aufsichtspersonal", sagte Gerhard Albert von der Stadt Nürnberg auf Anfrage. Ansonsten habe man nichts verändert. Dennoch habe es besonders seit den Taten von Köln vermehrt Sorgen gegeben, so Albert. Vor allem weibliche Besucher fühlen offenbar ein gewisses Unbehagen. Sie hätten sich über Blicke beschwert oder über Männergruppen, die sich bei der Damendusche aufhielten. Dabei seien sowohl Flüchtlinge als auch Deutsche verdächtig gewesen, betont Albert. "Den genauen Status der Personen nehmen wir ohnehin nicht auf", sagt er.

Offenbar steigt das Unbehagen unter den Besuchern. Seit etwa drei Wochen gibt es zudem ausführliches Informationsmaterial in den Nürnberger Bädern. Sicherheitshinweise in fünf Sprachen, auch Arabisch, liegen als Flyer aus. Außerdem hat Albert auf die Comics der Münchner Bäder zurückgegriffen. Die Zeichnungen verdeutlichen, dass Grabschen verboten ist. Aber auch, dass sich die Gäste vor dem Sprung ins kühle Nass mit Seife waschen müssen.

Diese Bilder gibt es ebenfalls in verschiedenen Sprachen. Das gesamte Material wird auch den großen Gemeinschaftsunterkünften zur Verfügung gestellt, so Albert.
Bei all dem betont er: Man befürchte keine Taten von Flüchtlingen, doch diese Maßnahmen helfen den Neuankömmlingen einfach dabei, sich zurechtzufinden.