Wie das 6. Sinfoniekonzert des Landestheaters dem Orchester unter Roland Kluttig Gelegenheit zu grandiosen Leistungen bot.
Um die Wende zum 20. Jahrhundert löste das dichterische Werk des belgischen Symbolisten Maurice Maeterlinck einen wahren Schaffensrausch bei den spätromantischen, im- und expressionistischen Tonschöpfern aus.
Bühnenmusik von Fauré
Vor allem sein Schauspiel "Pelléas et Mélisande" regte zahlreiche Komponisten an, sich mit dem Stoff als Oper, Schauspielmusik oder Sinfonischer Dichtung zu beschäftigen. Allein sechs Mal wurde "Pelléas" als Oper vertont. Nachdem die wohl bekannteste Vertonung des Dramas von Claude Debussy schon vor einigen Jahren im Coburger Landestheater zu hören war, konnte man sich nun auf Bühnenmusik von Gabriel Fauré und Sinfonischer Dichtung von Arnold Schönberg zu dem gleichen Stück freuen. Sechs Gesänge nach Texten des gleichen Dichters von Alexander Zemlinsky ergänzten sinnvoll die Vortragsfolge.
Schwelgerisch
Bereits 1898 schuf der französische Spätromantiker Gabriel Fauré seine Bühnenmusik zu "Pelléas et Mélisande", aus der die viersätzige Suite für Orchester erklang. Zart in den Streichern hebt das Prélude an und entfaltet sich schwelgerisch. Die beschauliche Melodie der "Spinnerin" wird von wirbelnden Figuren der Violinen umspielt. In der Querflöte erklingt der viel gespielte Ohrwurm der Sicilienne, bevor Mélisandes Tod ernst und erhaben zu Tönen wird. Das Philharmonische Orchester unter der sorgsam gestaltenden Leitung von Roland Kluttig gab hier eine erste Probe seines klangvollen, präzisen und homogenen Musizierens ab.
Es folgten sechs Gesänge nach Texten von Maurice Maeterlinck für mittlere Stimme und Orchester des Wiener Expressionisten Alexander Zemlinsky. Als Solistin hatte man die in Coburg als "Isolde" und "Salome" bestens bekannte Sopranistin Ute Döring-Florey gewinnen können, die - als Meisterschülerin von Dietrich Fischer-Dieskau - zum Wintersemester 2015/16 als Professorin für Gesang an die Universität der Künste Berlin berufen wurde.
Eindringliche Gestaltung
Die an die Grenzen der Tonalität gehenden Gesänge gestaltete sie auswendig mit deutlicher Aussprache und Expressivität ihrer tragfähigen, modulationsreichen Stimme. Seismographisch folgte das wiederum tonschön musizierende Orchester unter Kluttigs eindringlicher Gestaltung den jeweiligen Stimmungen.
Höhepunkt nach der Pause war die umfangreiche Sinfonische Dichtung "Pelleas und Melisande von Arnold Schönberg, dem späteren Schöpfer der Zwölftontechnik, hier aber noch die letzten Möglichkeiten der Tonalität in einem hochchromatischen Stil auskostend. Diese "Oper ohne Solisten" hörte man in einer reduzierten Fassung von Erwin Stein, was nicht heißt, dass die immensen Anforderungen an die Musiker des Orchesters gemildert wären.
Anhaltender Beifall
Hier war die Leistungsfähigkeit der Musiker bis ins Letzte gefordert und auch der Dirigent konnte aus dem Vollen schöpfen. Man erlebte eine konzentrierte, dichte Wiedergabe des gewaltigen Opus, die Bewunderung verdiente und mit starkem, anhaltenden Beifall belohnt wurde.
So geht es weiter im Konzert-Kalender des Landestheaters Coburg
Samstag, 30. Juni Klassik-Open-Air, Philharmonisches Orchester Landestheater Coburg, Leitung: Roland Kluttig - 20.30 Uhr, Rosengarten Coburg (Eintritt frei)
Montag, 9. Juli 7. Sinfoniekonzert - Bruckner, 8. Symphonie c-Moll, Philharmonisches Orchester Landestheater Coburg, Leitung: Roland Kluttig - 20 Uhr, St. Moriz. - Karten-Vorverkauf: Tageblatt-Geschäftsstelle, Theaterkasse