Schwarze Schuhcreme für den perfekten Auftritt

2 Min
Sieben Monate hartes Training liegen hinter den Lateintänzern des TV Ketschendorf, die um den Klassenerhalt in der Regionalliga Süd kämpfen. Fotos: Gabi Arnold
Sieben Monate hartes Training liegen hinter den Lateintänzern des TV Ketschendorf, die um den Klassenerhalt in der Regionalliga Süd kämpfen. Fotos: Gabi Arnold
In der Dreifachturnhalle der Pestalozzischule zeigte die Lateinformation bei der Generalprobe die ganze Palette ihres Könnens.
In der Dreifachturnhalle der Pestalozzischule zeigte die Lateinformation bei der Generalprobe die ganze Palette ihres Könnens.
 

Die Lateinformation des TV Ketschendorf feilte in der Dreifachturnhalle der Pestalozzischule an ihrem Programm. Schließlich kämpfen die Tänzer um den Klassenerhalt in der Regionalliga Süd.

Drei bis vier Stunden dauert es gewöhnlich, bis die Damen geschminkt sind. Heute, so sagt Miriam Engelhardt, sei es etwas schneller gegangen. In der Umkleidekabine der Dreifachturnhalle der Pestalozzischule verwandeln sich Tänzerinnen und Tänzer in Latinas und Latinos. Schwarze Schuhcreme in den Haaren, dunkles Make-up, Selbstbräuner oder der Besuch im Sonnenstudio gehören zum perfekten Auftritt. Schließlich kämpft die Lateinformation des TV Coburg-Ketschendorf um den Klassenerhalt in der Regionalliga Süd. Gewöhnlich sind Miriam Engelhardts Haare kurz, aber am Sonntagnachmittag sind sie schwarz gewichst und mit einem künstlichen Dutt ergänzt. "Nach der Maske erkennt man uns nicht mehr", sagt die 26-Jährige in der Pause und lacht.

Am 9. Februar fahren die Coburger Tänzer zum Auftaktturnier nach Hofheim in Hessen, um im höherklassigen Amateurtanz die ganze Palette ihres Könnens zu zeigen.
Nicht nur André Heller, Trainer der Lateinformation, ist vom Ehrgeiz gepackt, auch die Aktiven auf der Tanzfläche wollen ihr Bestes geben. "Das Mindestziel nach Saisonende ist der fünfte Platz", sagt Heller.

In den vergangenen sieben Monaten haben die Sportler ein hohes Trainingspensum einschließlich eines straffen Fitnesstrainings absolviert. Dies mache sich in der Kondition und auf Waage bemerkbar: "Insgesamt haben wir 75,5 Kilogramm abgespeckt", verrät Heller schmunzelnd. Auch eine mentale Vorbereitung gehört zum Trainingsprogramm.

Die Lateinformation des TV Ketschendorf ist laut dem Trainer noch relativ jung. "In nur zwei Jahren sind wir bis zur Regionalliga durchmarschiert", sagt er und schaut bei diesem Worten schon ein wenig stolz. Mit Blick auf die bevorstehenden Turniere sagt er: "Wir wollen ein Zeichen setzen und alles zeigen was wir können."

Die Besucher der Generalprobe bekommen die neue Choreografie zu sehen. Diese ist äußerst anspruchsvoll, das Niveau ist hoch. Temporeich und im schnellen Bildwechsel wirbeln die Tänzer über den Hallenboden, tanzen zum Beispiel Cha-Cha-Cha, Jive oder Rumba. Es sind in kurzer Zeit 40 Bildwechsel zu sehen, schwierige Pirouetten sorgen für Staunen. "Wir zeigen acht Pirouetten am Anfang und am Ende", erklärt Heller die besondere Schwierigkeit.

Im ersten Teil der Darbietung tanzen die acht Paare ohne Musik. "Es geht darum, sich ganz auf den Tanz zu konzentrieren", erklärt der Trainer. Nach einer Pause schlüpfen die Tänzer in die glitzernden Kostüme und bewegen sich zur Musik von Phil Collins und Genesis. Apropos Kostüme: Die acht Kleidersätze mussten neu angeschafft werden. "Sie kosten 5000 Euro, obwohl die Kleider gebraucht sind", verrät Heller.

Nach der Generalprobe ist er zufrieden: "Das war recht gut. Freilich gibt es kleine Wackler, aber dafür trainieren wir." Der Tanzsport der Lateinformation, so Heller, sei anstrengend und schweißtreibend. "Wer das als Kunst betrachtet, liegt falsch, es ist Sport auf Höchstleistungsniveau", betont er. Sechs Minuten Tanzen entspreche der Anstrengung eines 5000-Meter-Laufs.

Und was macht den Reiz des lateinamerikanischen Tanzes aus? Da muss André Heller nur kurz überlegen: "Es ist mehr Feuer dahinter", sagt er und schmunzelt. Im Gegensatz zu den Standardtänzen sei man bei lateinamerikanischen Tänzen eben viel mehr in Bewegung, besonders in der Hüfte. Der TV Ketschendorf biete übrigens einen Einsteigerkurs an. "Ganz talentierte Tanzschüler können es auch so schaffen", sagt Heller. Talent hin, Talent her: Viel wichtiger sind seiner Meinung nach der Wille, Fleiß und Ehrgeiz. Dem stimmt Miriam Engelhardt zu. Sie tanzt bereits seit elf Jahren mit großer Leidenschaft und besonders gerne Turniere. "Ich bin ein Fan vom Mannschaftstanz", sagt die Coburgerin. Der Zusammenhalt im Team des TVK sei eine große Stärke. Nun freut sie sich gemeinsam mit den anderen Tänzerinnen auf die Saison. Die schwarze Schuhcreme, so verrät sie, lasse sich sogar leichter aus den Haaren waschen als die gewöhnliche Faschingsfarbe.

Nach dem Auftaktturnier in Hofheim in Hessen ist die neue Choreografie in der Angerturnhalle am Samstag, 16. Februar, um 18 Uhr beim zweiten Turnier der Regionalliga Lateinformation Süd zu sehen. Dann sind die Ketschendorfer Gastgeber. Einlass ist um 17 Uhr. Es treten sieben Mannschaften aus Bayern, Hessen und Baden-Württemberg an und kämpfen um den Turniersieg.