Schlot in Coburg sagt leise Servus

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Alles verschwindet im Staub. Fotos: Privat
Alles verschwindet im Staub. Fotos: Privat
 
 
 
Brauereigelände vor dem Abriss.
Brauereigelände vor dem Abriss.
 
 
 
 
 
 
 
Nur etwa eine Stunde dauerte es, bis der Schornstein nach und nach abgetragen war. Fotos: privat
Nur etwa eine Stunde dauerte es, bis der Schornstein nach und nach abgetragen war.  Fotos: privat
 
 
 
 
 
 

Die Sprengung des Schornsteins auf dem Albrecht-Areal in Weitramsdorf war vor wenigen Wochen ein Spektakel. Als jetzt das fast 30 Meter hohe Wahrzeichen des ehemaligen Sturm's-Geländes abgetragen wurde, bekam das kaum einer mit.

Morgens um sieben war die Welt noch in Ordnung. Doch dann rückten die Abriss-Spezialisten mit ihrem schweren Gerät an. Einzige Aufgabe an diesem tristen Juni-Vormittag: Den fast 30 Meter hohen Schlot entfernen, der jahrzehntelang das Gelände der Sturm's-Brauerei in der Callenberger Straße prägte. Die Brauerei ist längst Geschichte - nun ist es auch der Schlot.

"Etwa eine Stunde haben sie gebraucht, den Schornstein nach und nach abzutragen", berichtet eine Nachbarin. Sie war so ziemlich die einzige, die das Schauspiel verfolgte - kein Vergleich also zu dem Spektakel neulich in Weitramsdorf, als der Schlot auf dem einstigen Albrecht-Areal mit einem lauten Knall und vor den Augen zahlreicher Schaulustiger gesprengt wurde.

Die Operation "Sturm's-Schlot entfernen" verlief allem Anschein nach komplett reibungslos. Mit stählernem Greifarm entfernte der Baggerführer eine Backsteinreihe nach der anderen. Nur selten krachte es mal - etwa, als mit einem kräftigen Bagger-Ruck die Metallleiter entfernt wurde, die einst vom Boden bis hinauf zum Schlot-Gipfel reichte.

Aus Sicherheitsgründen wurde auf der Callenberger Straße mehrmals von der Polizei gestoppt. Außerdem wurden bei einem benachbarten Supermarkt die ersten Parkplatzreihen gesperrt.

Wer ist der Käufer?

Eigentümerin des ehemaligen Brauereigeländes ist (noch) die Kulmbacher AG. Sie hat allerdings für das rund 6000 Quadratmeter große Grundstück bereits einen Käufer gefunden - und mit ihm vereinbart, dass die Übergabe bis zum 30. Juni "lastenfrei" - also komplett leergeräumt - erfolgt. Lediglich die Braumeister-Villa bleibt stehen.

Wer der Käufer ist, darüber schweigen sich alle Beteiligten aus. Es soll aber ein Coburger Industrieunternehmen sein, das Erweiterungsflächen benötigt. Gemunkelt wird, dass es die Firma Gaudlitz ist, die ihren Sitz direkt auf der anderen Seite der Callenberger Straße hat.

Aufschwung unter Friedrich Puff - heute wird in Kulmbach gebraut


Geschichte Anton Sturm gründete die nach ihm benannte Brauerei 1833 im Haus Ketschengasse 15. 1873 expandierte das Unternehmen in die Callenberger Straße. Friedrich Puff, der 1975 Vorstand wurde, verhalf der Brauerei zu einem enormen Aufschwung - bis 2001, als er in einem Gärbottich ums Leben kam. Noch im selben Jahr wurde "Sturm's" an die Kulmbacher Brauerei verkauft. Bis Mitte 2011 wurden die Coburger Traditionsmarken "Scheidmantel Pils" und "Sturm's Pilsener" auch noch in der Callenberger Straße gebraut; abgefüllt wurde das Bier damals allerdings bereits in Kulmbach. Seit 2012 werden die Coburger Biere auch in Kulmbach gebraut