Rossach nimmt junge Flüchtlinge gut auf

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In diesen Wohnhaus in Rossach lebt eine Gruppe mit zehn jungen minderjährigen Flüchtlingen aus Syrien und Afghanistan; die Integration in das Gemeindeleben verläuft laut Jugendamtsleiterin Angelika Sachtleben gut. Foto: Gabi Arnold
In diesen Wohnhaus in Rossach lebt eine Gruppe mit zehn jungen minderjährigen Flüchtlingen aus Syrien und Afghanistan; die Integration in das Gemeindeleben verläuft laut Jugendamtsleiterin Angelika Sachtleben gut. Foto: Gabi Arnold

In Rossach werden minderjährige Flüchtlinge untergebracht, die ohne erziehungsberechtigte Erwachsene in Deutschland ankommen. Für sie gelten ganz besondere Bestimmungen.

Der Ausschuss für Jugend, Familie und Senioren hat in seiner jüngsten Sitzung einstimmig die Leistungsvereinbarungen von Sprachkursen mit der Volkshochschule und Patenschaften durch die Caritas für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge beschlossen.
Mit neuen Aufgaben ist das Kreisjugendamt seit Beginn des Jahres konfrontiert. Erstmals trafen jugendliche Flüchtlinge ohne Begleitung von sorgeberechtigten Erwachsenen ein. Im Großheirather Gemeindeteil Rossach hat der Landkreis ein Haus angemietet und dort eine Wohngruppe für 15 junge Männer eingerichtet. In dieser WG leben im Moment zehn junge Männer im Alter von 16 und 17 Jahren, sie kommen aus den Krisengebieten in Syrien und Afghanistan. "Die nachbarschaftliche Einbindung der Wohngruppe funktioniert gut," so die Leiterin des Amtes für Jugend und Familie, Angelika Sachtleben.
Für weitere vier Jugendliche konnte eine Pflegefamilie gefunden werden. Der Landkreis, so Landrat Michael Busch (SPD), müsse wöchentlich weitere zwölf Flüchtlinge aufnehmen, falls er diese zugewiesen bekomme. Die Jugendlichen haben Berufsschulpflicht und besuchen deshalb die Jungarbeiterklasse.
Oberste Priorität, so Sachtleben, habe das Erlernen der deutschen Sprache, denn erst wenn die jungen Leute über die erforderlichen Sprachkenntnisse verfügen, kann ein Schulabschluss oder eine Ausbildung begonnen werden. Als Kooperationspartner wurde die VHS Coburg Stadt und Land gefunden, die einen Sprachkurs speziell für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge anbietet.
Es handele sich, so Sachtleben, um ein Modellprojekt, das greife, sobald die Jugendlichen eintreffen. Sie erhalten 15 Wochen lang an fünf Tagen einen intensiven Sprachkurs, gelehrt wird Alltagsdeutsch. "Dabei soll sich auch herauskristallisieren, in welche Richtung die Laufbahn geht." Die Jugendlichen kommen laut Sachtleben aus allen Bildungsschichten "vom Analphabeten bis zu hin zu hoch gebildeten jungen Leuten."
Kreisrat Wolfgang Schultheiß (CSU) erkundigte sich nach der Dauer des Aufenthalts der Jugendlichen, die in Rossach leben. Minderjährige, so Sachtleben, dürfen mindestens solange bleiben, bis ihre Ausbildung beendet ist. Aber: "Eine dauerhafte Perspektive kann keiner abgeben, ich wage keine Prognose."
Frank Rebhan (SPD) wollte wissen, ob es einen Plan gibt, um traumatisierten jungen Menschen zu helfen. Tatsächlich, räumte Sachtleben ein, sind unter den jugendlichen Flüchtlingen auch junge Männer mit Schussverletzungen. "Die Verletzungen haben sie als Kinder zugefügt bekommen, und ja... sie haben Traumata," so Sachtleben. Zunächst stehe der Spracherwerb im Vordergrund, denn ohne Sprachkenntnisse sei auch keine Therapie möglich. "Es besteht im Moment eine Überbrückung, aber keine Therapie." Der Caritasverband verfügt über das asylrechtliche Knowhow zur Übernahme von Vormundschaften und Pflegschaften. Diese Lösung ist laut Sachtleben wirtschaftlicher, als eigenes Personal vorzuhalten.

Weniger junge Straftäter

Die Zahl der jugendlichen Straftäter, die zu sozialen Trainingsmaßnahmen verurteilt wurden, ist rückläufig. Diese Nachricht zieht eine Neukonzeption nach sich, denn für gruppenpädagogische Aktionen entstanden lange Wartezeiten. Seit dem Jahr 2013 hat das Jugendgericht ein neues und flexibles Konzept erarbeitet, Trainingsmaßnahmen sollen zeitnah und schnell umgesetzt werden. Nur so könnten erzieherische Sanktionen wirken.
Die Grundpfeiler stellte Thomas Wedel vor: In einem Gebäude, das den vorläufigen Titel "Haus des Jugendrechts" trägt, sollen freie Träger, Polizei, Jugendstaatsanwaltschaft und Jugendgerichtshilfe zusammen arbeiten. Durch die gemeinsame Anlaufstelle hofft man, passgenaue Angebote für jugendliche Straftäter zu schaffen.
Bei drei Gegenstimmen beschloss der Ausschuss eine Empfehlung, dem bundesweiten Förderprogramm "Demokratie leben-Aktiv gegen Rechtsextremismus, Gewalt und Menschenfeindlichkeit" beizutreten. Regionalmanager Stefan Hinterleitner erklärte die Hintergründe. Das Förderprogramm ist demnach auf fünf Jahre ausgelegt, gefördert werden lokale Demokratiepartnerschaften wie "Coburg ist bunt" mit einer Summe von 55 000 Euro pro Jahr, davon 25 000 Euro zur Finanzierung einer Fachstelle.
Michael Fischer (FW) sah auf die Verwaltung zusätzliche Arbeit zukommen. Dies verneinte Hinterleitner und betonte, dass wegen des Förderprogramms keine neuen Stelle geschaffen werden.