"Nicht profitabel": Traditionsbrauerei kündigt Rückzug aus Bierflaschen-Handel an

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Fränkische Brauereien kämpfen mit Flaschenmangel und niedrigem Pfand: "ist eklatant"
Der Inhaber der Rödentaler Brauerei "Der Grosch" Christof Pilarzyk (rechts) setzt sich seit Jahren für höheres Pfand ein ...
Fränkische Brauereien kämpfen mit Flaschenmangel und niedrigem Pfand: "ist eklatant"
Brauerei "Fässla" (Archivbild 2020); Rainer Lutz/infranken.de (Archivbild 2019); Collage: inFranken.de

Das niedrige Pfand beschäftigt die beliebte Brauerei "Grosch" in Rödental im Landkreis Coburg schon seit gut zehn Jahren. Nun kommt noch der Flaschenmangel dazu, der die Situation weiter verschärft. Die Bamberger Kult-Brauerei "Fässla" reagiert auf die gestiegenen Herstellungskosten und erhöht den Kastenpreis.

  • Rödentaler Brauerei "Der Grosch" kämpft mit Flaschenmangel
  • Gründe: Ukraine-Krieg, Energiepreise, niedriger Pfand
  • Brauerei hob eigenständig Kastenpfand auf 10 Euro an - und zieht sich aus Handel zurück
  • Bamberger Brauerei "Fässla" will Kastenpreis anheben

Für kleinere Brauereien wie "Der Grosch" aus Rödental nahe Coburg sind die stark gestiegenen Energiepreise sowie die Behinderung der Flaschenproduktion und des -Handels durch den Ukraine-Krieg eine ungünstige Kombination. Hinzu kommt, dass das Pfand bei weitem nicht ausreiche, um die Kosten zu kompensieren, rechnet Brauerei-Chef Christof Pilarzyk inFranken.de vor. Dies ist ein seit Jahren präsentes Thema.

Rödentaler Brauerei "Der Grosch": Niedriges Pfand "ist das eigentliche Problem"

Der Verband Private Brauereien Bayern erwartet in diesem Sommer Engpässe bei den Glasflaschen - dieses Phänomen sei normal, werde aber durch die gestiegenen Energiepreise und ein mögliches Gas-Embargo noch verschärft. Zwar habe die Brauerei "Der Grosch" derzeit noch genügend Flaschen für ihre Sorten zur Verfügung, doch Pilarzyk stimmt zu: "Der Flaschenmangel ist eklatant und war schon vor der Corona-Krise da."

Das liege unter anderem an dem viel zu niedrigen Pfandpreis. "Ich kämpfe seit zehn Jahren für höheres Pfand. Jetzt sind zudem die Preise explodiert. Wir sind jenseits der 25 Cent pro Flasche - bei acht Cent Pfand. Bei jeder Flasche, die zurückkommt, sind also 18 Cent weg." Bei einem zurückgegebenen Kasten ergäben sich 3,60 Euro Verlust. "Das ist das eigentliche Problem." Das Pfand sollte mindestens 25 Cent pro Flasche betragen, also den Wiederbeschaffungswert decken, gibt Pilarzyk an.

Mindestens auf 10 Euro solle indes das Pfand für die Kisten insgesamt steigen, was Pilarzyk bereits selbst für seine Brauerei umgesetzt habe. Die Großbrauereien und Großhändler hätten grundsätzlich die Festlegung des Pfandpreises in der Hand. Pilarzyk habe keine Erklärung, "wieso es nicht vorwärtsgeht. Wenn es so weiter geht, wird unser Pfandpreis steigen."

"Ziehen uns Stück für Stück aus dem Handel zurück": Brauerei Grosch reagiert auf Probleme im Handel 

Glücklicherweise verstünden 95 Prozent der Kundschaft die Preissteigerungen. Den anderen fünf Prozent, die sich daran störten, sage er: "Das Geld gibst du mir nur, damit du den Kasten voll erhältst. Dann bekommst du es ja wieder. Mit dem Bierpreis hat es ja gar nichts zu tun, wie manche denken."

Für die Rödentaler Brauerei fielen aktuell jährlich 10.000 Euro an Wiederbeschaffungskosten an. Wenn das Pfand höher liege, sei auch die Bereitschaft der Kundschaft höher, das Pfandgut in der Brauerei wieder abzugeben, argumentiert er. Die vielen Fremdflaschen in den zurückgegebenen Kästen kämen zudem erschwerend hinzu.

In der Corona-Pandemie habe sich die Brauerei "Der Grosch" verkleinert. Sie produziere im Jahr noch 1500 Hektoliter Bier. "Der Flaschenbierverkauf ist nicht wirklich profitabel, wie er betrieben wird. Das Recht auf günstigstes Bier führt dazu, dass die Brauereien sterben. Wir ziehen uns Stück für Stück aus dem Handel zurück und verkaufen nur noch auf Abruf", so Pilarzyk, der sich außerdem als starker Verfechter des regionalen Handels sieht.

Bamberger Brauerei "Fässla" kann Herstellungskosten nicht kompensieren - und erhöht Bierkastenpreis

Auch Roland Kalb von der Bamberger Brauerei "Fässla" beklagt die aktuelle Entwicklung. Der Flaschenpreis sei für ihn fünf Cent teurer geworden, was auf die Bombardierungen der ukrainischen Fabriken und gestiegenen Gaspreise zurückzuführen sei. 1,50 Euro Pfand gebe es für einen Kasten, plus 20 mal acht Cent für die Flaschen.

"Dann bekommen wir nur 3,10 Euro Pfand und mich kostet der Kasten im Einkauf mit Flaschen elf Euro. Ein Kasten sollte eigentlich zehn Euro Pfand kosten." Die Brauerei "Fässla" produziere jährlich 40.000 Hektoliter Bier und liefere ausschließlich an Getränkemärkte im Bamberger Umland. Einfluss auf das Pfand habe Kolb hier nicht. 50.000 Euro pro Jahr müsse er für die Wiederbeschaffung einkalkulieren.

Die Konsequenz: "Ich muss mehr Geld ausgeben. Das muss ich schlucken." Kolb wolle in Kürze den Preis eines Bierkastens von 14 auf 15 Euro erhöhen - ein "sehr humaner" Schritt. "Meine Herstellungskosten sind bedeutend teurer." Für den Kunden koste ein Kasten derweil 14 Euro ohne und 17,10 Euro mit Pfand. Für die Zukunft hoffe er, dass er seine Preise halten kann, "aber ich weiß nicht, wo die Reise hingeht."

Mehr dazu: inFranken.de hat bereits im März die Anhebung der Bierpreise behandelt. Der Artikel erklärt, wieso genau die Bierpreise steigen und wie eine weitere fränkische Brauerei damit umgeht.