Wie das Werk des in Untersiemau lebenden Künstlers in einer großen Schau im Forum Kunst zu erfahren ist - im Grenzbereich zwischen Gegenständlichkeit und Abstraktion.
Die große Herbstausstellung im Kunstverein Coburg verfolgt ein ehrgeiziges Ziel. Sie will das Schaffen des in Untersiemau lebenden Malers und Grafikers Robert Reiter neu beleuchten und einordnen. Aber ist eine solche Neubewertung überhaupt möglich bei einem Künstler, dessen Schaffen in der Region und weit darüber hinaus durch zahlreiche Ausstellungen bestens bekannt ist?
Dazu setzt Kuratorin Nicole Guether auf das Gegensatzpaar von Figuration und Abstraktion. Wer Reiters Kunst über viele Jahre hinweg aufmerksam verfolgt hat, dürfte allerdings schon recht bald registriert haben, dass die Definition Robert Reiters über die Beschreibung als Landschaftsmaler deutlich zu kurz greift.
Denn auch in vielen Landschaftsgemälden Reiters ist der Gestus gegenständlicher Darstellung immer wieder kombiniert mit dem Drang zur Abstraktion.
Völlig neu ist die Beschreibung von Robert Reiters Kunst über die Beschreibung dieses Spannungsfeldes also keineswegs. Allerdings führt die umfassende Ausstellung im Kunstverein sehr nachdrücklich vor Augen, wie oft sich Reiter in seinen Arbeiten an den Rand vollständiger Abstraktion vorwagt.
Malerei und Grafik
Was aber macht Reiters Kunst, die auch in manchen wichtigen Sammlungen vertreten ist, stilistisch eigenständig und wiedererkennbar? Letztlich ist es wohl die gestische Kraft, die jenseits der Frage nach Figuration und Abstraktion in seinen Arbeiten immer wieder spürbar wird - die Energie, die in kraftvollen Linien sichtbar wird. Das gilt für seine Malerei ebenso wie für Grafik, etwa für seine Kaltnadel-Radierungen.
Die aus Berlin stammende Kunsthistorikerin Nicole Guether, die seit dem Frühjahr in Coburg lebt, nähert sich dem umfangreichen Werk Reiters ganz bewusst ohne chronologischen Ehrgeiz. "Das ist keine Retrospektive", betont sie, auch wenn die zeitliche Spanne mehr als sechs Jahrzehnte umfasst - von 1956 bis 2020.
Rund 30 grafische Arbeiten und knapp 100 Gemälde geben Einblicke in stilistische Einflüsse, die Reiters Werk prägen - von Oskar Kokoschka bis zum französischen Tachismus und dem deutschen Informel.