Faktencheck zu "Rettet die Bienen": Coburger Bauern regen Bürger zum Nachdenken an
Autor: Jutta Rudel
Coburg, Donnerstag, 31. Januar 2019
Das Volksbegehren Artenvielfalt startet heute (31.01). Die Coburger Bauern sind besorgt, dass die Bürger vorschnell unterschreiben. In einem Faktencheck listen sie Argumente gegen das Volksbegehren auf und fühlen sich allgemein an den Pranger gestellt.
"Nein zum Volksbegehren!" - Der Bayerische Bauernverband positioniert sich gegen das Volksbegehren Artenvielfalt, bekannt unter dem Titel "Rettet die Bienen". Kreisobmann Martin Flohrschütz stellt klar: "Wir möchten betonen, dass wir nicht gegen das Anliegen an sich sind, sondern gegen die Umsetzung."
Ab heute können die Bürger in den Rathäusern für das Begehren der ÖDP unterschreiben. Er hofft darauf, dass sie vor dem Unterzeichnen nicht nur die Überschrift, sondern alle Forderungen des Begehrens gelesen haben. Die Coburger Bauern machen ihren Unmut mit einem "Faktencheck" deutlich.
Erfüllen von Umweltauflagen: Freiwilligkeit oder Verordnung?
Im Volksbegehren stehen viele Verordnungen für die Bauern. Die freiwilligen Leistungen der Landwirte würden dadurch nicht gewürdigt werden, heißt es im Faktencheck. 33 Prozent der Nutzfläche im Coburger Land werden bereits mit freiwilligen Umweltauflagen bewirtschaftet. Das sind weit mehr als das Bürgerbegehren fordert. "Mit einer gesetzlichen Vorgabe hat es noch nie funktioniert", sagt Jürgen Angermüller vom Bauernverband.
Hans Rebelein, Geschäftsführer des Bauernverbandes, stimmt zu und ist besorgt, dass es mit den Ausgleichszahlungen für freiwillige Leistungen bald vorbei sein könnte. Denn die ÖDP fordert zehn bis dreizehn Prozent Blühfläche bis 2023. "Ich kann mir nicht vorstellen, dass jeder freiwillig seine Fläche hergibt. Wenn es dann mit einem Gesetz verordnet wird, dann werden bald Geldbußen anfallen. Das ist ein Vernichtungsprogramm für kleine Betriebe".
Bio-Landwirt Sebastian Protzelt aus Merkendorf bei Gleußen warnt davor, dass "ein Großteil der Nahrung in Zukunft aus Rumänien oder Ungarn kommen wird, wo man den Anbau gar nicht mehr regulieren kann." Denn jeder Hektar, der in Deutschland aus der Produktion genommen wird, muss durch einen Hektar aus dem Ausland ersetzt werden.
Kritik an Bio-Umstellung: Marktüberschwemmung und sinkende Preise
Die geforderte Umstellung auf Ökolandbau von mindestens 20 Prozent sieht er "und andere Bio-Landwirte sehr kritsich." Er befürchtet eine Marktüberschwemmung. Mehr Bio-Produkte bedeutet gleichzeitig sinkende Preise. "Das schadet der Branche mehr als es fördert." Laut dem Kreisobmann nehme die Coburger Molkerei derzeit auch keine neuen Bio-Mitglieder an, aus Angst, wie sich der Markt entwickelt.
Fakten "viel zu dünn": Bauern als Sündenbock?
Darüber hinaus fühlen sich die Bauern generell vor den Kopf gestoßen. Die Coburger Bauern hätten zum Beispiel dazu beigetragen, dass der Verkehrslandeplatz in Neida nicht kommt. Dazu war eine Zusammenarbeit mit allen Naturschutzverbänden und den Grünen sowie der ÖDP nötig. Umso enttäuschter seien sie nun, dass es im Vorfeld des Bürgerbegehrens keine Kooperation gab. Auch suggeriert, laut Flohschütz, das Volksbegehren eine völlig falsche Vorstellung." Denn die Bienen der Imker seien in ihrem Bestand alles andere als gefährdet.