Rechte Szene in Coburg: kein Grund zum Aufatmen

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Rechte Gruppierungen marschierten im Herbst in Coburg auf.
Rechte Gruppierungen marschierten im Herbst in Coburg auf.

Die "Regionalen Beratungsstelle gegen Rechtsextremismus Franken" stuft die NPD-Demo vom Oktober als Reinfall ein. Dennoch warnt sie davor, dass die Neonazis bei der Mitgliederwerbung immer modernere Wege gehen.

Die Referentin darf namentlich nicht genannt werden. Fotos? Nicht erlaubt! Denn das Thema ist brisant: Beim Vortrag im Friedensmuseum geht es um Rechtsextremismus in Franken und in Coburg. Auf Initiative von Gemeinderätin Dagmar Escher (Grüne) informiert eine Mitarbeiterin der "Regionalen Beratungsstelle gegen Rechtsextremismus Franken" über die aktuelle Entwicklung in der rechtsextremen Szene.

In Stadt und Landkreis Coburg sorgte das Sommerfest des NPD-Kreisverbandes Coburg für Aufsehen. Die Neonazis trafen sich in Rottenbach in Lautertal beim NPD-Funktionär Hermann Schwede. Hermann Schwede ist Sohn von Franz Schwede. Der wiederum war Gründer der NSDAP-Ortsgruppe Coburg und erster NS-Bürgermeister einer kreisfreien Stadt.

Bei diesem Fest, erklärt die Fachfrau, sei der "JN Stützpunkt Oberfranken" aus der Taufe gehoben worden.
Bereits wenige Wochen nach der Gründung haben die Jungen Nationaldemokraten die Demonstration in der Stadt Coburg unter dem Motto "Wir oder Scharia" mit islamfeindlichen Parolen organisiert. Nach Einschätzung der Beratungsstelle haben an dieser Veranstaltung im Oktober etwa 85 Neonazis (überwiegend aus Bayern, Thüringen und Hessen) teilgenommen. Die Einschätzung der NPD-Kennerin: "Gemessen an den Werbeaufwand, der betrieben wurde, ist dies relativ wenig. "

Coburg ist bunt

Zu beiden Veranstaltungen in Rottenbach und Coburg gab es jeweils bunte Feste als Gegendemonstration. Den Slogan "Coburg ist bunt" haben die Rechten übrigens abgeändert in "Coburg ist bunt - da Braun ja auch eine Farbe ist." Nach Einschätzung der Nürnberger Beratungsstelle ist Coburg neben Bamberg, Bayreuth, Hof und Nürnberg auch das Einzugsgebiet der Kameradschaft "Freies Netz Süd". Deren Aktivenstamm zähle etwa 150 Personen, das "Mobilisierungspotenzial" sogar 300 bis 350 Personen. Überhaupt, sagte die Referentin, könne man bei den Kameradschaften einen Zulauf registrieren - während die rechtsextremen Skinheads eher rückläufig seien.

Im Jahr 2010 sei auch der "Fränkische Heimatschutz Coburg" wiederbelebt worden. Diese Gruppierung gab es bereits in 90er Jahren. Die "Nazi-Jäger" in Nürnberg wissen: Damals stand der Heimatschutz der verbotenen Gruppe "Blood&Honour" nahe. Die heutigen Verbindungen seien nicht bekannt. Der "Fränkische Heimatschutz Coburg" organisiere zwar keine eigenen Veranstaltungen, unterstütze aber das "Freie Netz Süd". Damit stehe er der bayerischen NPD und der "Division Franken" nahe.

Autonome Nationalisten

Eine weitere Entwicklung in der rechten Szene seien die autonomen Nationalisten. Diese nutzen bewusst Antifa-Symbole oder die schwarze Kleidung der linken Szene und wandeln diese ab. Die Fachfrau aus Nürnberg weiß: "Man muss genau hinschauen - auch Neo-Nazis tragen inzwischen Palästinensertücher."

Insgesamt beobachtet die Beratungsstelle einen Imagewandel in der Szene: Die Rechtsextremisten sind im sozialen Netzwerk "Facebook" vertreten und bieten Angebote für alle Altersgruppen an. Sie greifen sogar Umweltthemen, Kindesmissbrauch oder die Zeitarbeit auf. Auch Frauen sind in der rechtsextremen Szene aktiv.
In Nürnberg hat man zwar keine Zahlen von den nicht organisierten Neonazis. Wohl aber sei festzustellen, dass der Rechtspopulismus und damit die Sympathisanten zunehmen. Im Landkreis Coburg versuche die rechtsextreme Szene zu erstarken, sei scheinbar gut vernetzt und trage ihr Gedankengut zunehmend an die Öffentlichkeit.

Probleme beim CC?

Auf Bitte eines Zuhörers um eine Einschätzung zum Coburger Convent, meint die Referentin: "Es gibt eine Problematik." In einigen Studentenverbindungen bekomme man Vorträge zu hören, die eindeutig aus dem rechten Spektrum stammen. Um welche Verbindungen es sich handelt, könne sie nicht sagen: "Dann steht der Anwalt vor der Tür." Anderseits gebe es auch Burschenschaften, die sich vom rechten Gedankengut klar distanzieren. Von losen Kontakten der NSU nach Coburg, so Referentin, sei ihr dagegen nichts bekannt.