OB-Wahl in Coburg: CSU wittert eine "historische Chance"

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Zweite Bürgermeisterin Birgit Weber gratuliert Christian Meyer zur Nominierung als OB-Kandidat der Coburger CSU.Foto: Oliver Schmidt
Zweite Bürgermeisterin Birgit Weber gratuliert Christian Meyer zur Nominierung als OB-Kandidat der Coburger CSU.Foto: Oliver Schmidt
Christian Meyer bei seiner NominierungsredeOliver Schmidt
Christian Meyer bei seiner NominierungsredeOliver Schmidt
 
Christian Meyer bei seiner NominierungsredeOliver Schmidt
Christian Meyer bei seiner NominierungsredeOliver Schmidt
 
Christian Meyer bei seiner NominierungsredeOliver Schmidt
Christian Meyer bei seiner NominierungsredeOliver Schmidt
 
Die Stimmen werden eingesammeltOliver Schmidt
Die Stimmen werden eingesammeltOliver Schmidt
 
CSU-Kreisvorsitzender Rene Boldt applaudiert Christian Meyer.Oliver Schmidt
CSU-Kreisvorsitzender Rene Boldt applaudiert Christian Meyer.Oliver Schmidt
 
CSU-Vorsitzender René Boldt (links) und OB-Kandidat Christian MeyerOliver Schmidt
CSU-Vorsitzender René Boldt (links) und OB-Kandidat Christian MeyerOliver Schmidt
 
Im Hintergrund jubelt Max Beyersdorf (weiße Ärmel) über die Nominierung. Ansonsten freuen sich (von links): CSU-Kreisvorsitzender René Boldt, Landrat Sebastian Straubel, Heike und Christian Meyer, Hans Michelbach und Birgit Weber.Oliver Schmidt
Im Hintergrund jubelt Max Beyersdorf (weiße Ärmel) über die Nominierung. Ansonsten freuen sich (von links): CSU-Kreisvorsitzender René Boldt, Landrat Sebastian Straubel, Heike und Christian Meyer, Hans Michelbach und Birgit Weber.Oliver Schmidt
 
Christian Meyer mit Ehefrau HeikeOliver Schmidt
Christian Meyer mit Ehefrau HeikeOliver Schmidt
 

Der 51-jährige Christian Meyer möchte Coburgs erster OB mit CSU-Parteibuch werden. Er präsentierte sich ganz sachlich als "Macher". Für die Seitenhiebe auf die Mitbewerber war bei der Nominierungsversammlung war der Kreisvorsitzende René Boldt zuständig.

Die Zweite Bürgermeisterin Birgit Weber geriet geradezu ins Schwärmen, als sie der versammelten CSU-Familie vorschlug, Christian Meyer zum OB-Kandidaten zu nominieren: "Er ist der Macher, den wir suchen!" Der 51-Jährige sei überparteilich anerkannt und habe "das Herz am rechten Fleck".

Anschließend machten die meisten auch ihr Kreuz an den - aus Webers Sicht - rechten Fleck: Mit 64 von 65 Stimmen wurde Meyer nominiert. Im "Bayrish Pub" brandete Jubel auf. Bei der CSU wird die "historische Chance" gewittert, erstmals in der Geschichte der Stadt Coburg den Oberbürgermeister stellen zu können.

"Freiheit statt Bevormunden"

Christian Meyer verwies in seiner Bewerbungsrede auf seine Erfahrung als Geschäftsführer der städtischen Wohnbau. "In den letzten Jahren als Chef der Wohnbau konnte ich bereits vieles entwickeln, umsetzen und bauen." Das wolle er künftig auch als OB. Denn: "Die Lust am Gestalten, an neuen Wegen und Projekten treibt mich an."

Eines seiner Lieblingsprojekte derzeit ist die Entwicklung Coburgs zur sogenannten "Schwarmstadt", also zu einer Stadt, die gezielt junge Menschen anlockt. Ebenso nannte Meyer als Ziel, Coburg zu einer "Smart City" machen zu wollen. Darunter versteht man Städte mit gesamtheitlichen Entwicklungskonzepten, die technische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Innovationen beinhalten.

Was die Wirtschaftspolitik betrifft, die für ihn "Chefsache" wäre, sagte Meyer: "Ich stehe nicht für Ideologie, sondern für Strategie. Deshalb will ich Klima schützen und Konjunktur stützen." Das machte er auch beim Thema Mobilität deutlich: Ja, er wolle zwar auch mehr Fahrradwege in der Stadt - "aber ich will, dass die Coburger selbst entscheiden können, wie sie von A nach B kommen." Seine Devise laute: "Wir brauchen Freiheit statt Bevormunden."

Meyer will Coburg auch als Gesundheits- und als Bildungsstandort "voranbringen". Konkret wünscht er sich, dass die Hochschule ein "Zentrum im Bereich der Gesundheitsausbildung" wird. Es müssten neue Felder erschlossen werden, etwa in der hochschulischen Pflegeausbildung.

An der Spitze der Stadt möchte Meyer künftig nur noch zwei (statt derzeit drei) hauptamtliche Bürgermeister haben möchte, sprach sich für einen Biergarten im Hofgarten sowie für einen Stadtstrand aus. Außerdem müsste die Jugendarbeit in den Sportvereinen besser gefördert werden. Und Sport stand auch ganz am Ende der Rede von Meyer, der in jungen Jahren ein sehr guter Sprinter war: "Als ehemaliger Leistungssportler konzentriere ich mich aufs Ziel: Ich will gewinnen!"

Vor Meyers sehr sachlichen Rede hatte der CSU-Kreisvorsitzende René Boldt ein paar Seitenhiebe auf die politischen Mitbewerber verteilt. Die SPD, die in Coburg ihren OB-Kandidaten Dominik Sauerteig ja per Kampfabstimmung gekürt hatten, bezeichnete er als "auf allen Ebenen taumelnd und in sich tief zerstritten". Den Grünen warf Boldt vor, eine "wenig lebenswirkliche Bewegung" zu sein. Die meisten Attacken ritt Boldt aber auf die Wählergruppe Pro Coburg (WPC), die bekanntlich den Radiomoderator Thomas Apfel zum OB-Kandidaten nominieren wird. So erklärte Boldt, dass der künftige Coburger OB "machen statt moderieren" müsse. Als Boldt den scheidenden CSU-Stadträten dankte, sagte er: "Ihr habt so einige schwere Schlachten geschlagen, während andere im Rosengarten gegrillt haben" - eine Anspielung auf eine WPC-Aktion, bei der Grillplätze im Rosengarten gefordert wurden. Und auch die von WPC beantragte und durchgesetzte Verlängerung der Öffnungszeiten von Gastronomien im Freien griff Boldt auf: "Es nützt uns die schönste Verlängerung der Öffnungszeiten von Gastronomien im Freien nichts, wenn die Menschen in Sorge um ihren Arbeitsplatz leben müssen."

Ein weiterer Boldt-Seitenhieb ging dann wieder in Richtung SPD, die in Coburg seit nunmehr bald 30 Jahren den OB stellt: "Coburg kann noch mehr, als das in den vergangenen 30 Jahren geschehen ist", so Boldt. Coburg brauche nach "Jahren des reinen Verwaltens" einen "Macher" an der Spitze. Zudem brauche Coburg einen OB, der die kommunalpolitischen Zusammenhänge ebenso kenne wie wirtschaftliche und soziale Notwendigkeiten und die aufgrund ihres Netzwerkes in Bund und Land weiß, wo man wie das Beste für die Stadt erreichen kann.

20 Frauen und 20 Männer auf der Stadtratsliste

Erstmals in der Geschichte der Coburger CSU gibt es eine Stadtratsliste, die gleichberechtigt aus 20 Frauen und 20 Männern besteht. Das Durchschnittsalter liegt bei 47 Jahren, bei den Frauen sogar bei nur 44 Jahren. "Die CSU als vom Gegner oft als Altherrenpartei verspottete Fraktion wird es im kommenden Stadtrat nicht mehr geben", sagte ein sichtlich stolzer Kreisvorsitzender René Boldt. Die Liste sei "ausgewogen tariert". SUV-Fahrer seien ebenso vertreten wie Fußgänger, Wirtschaftskapitäne ebenso wie Studenten, Fleischesser ebenso wie Veganer - "nur eine diverse Person haben wir nicht gefunden", sagte Boldt in Anspielung auf das sogenannte dritte Geschlecht, das seit 2018 auch in Deutschland für all jene möglich ist, die sich weder als männlich noch als weiblich einstufen lassen wollen. Boldt merkte an, dass er darüber aber keine Witze machen wolle.

Die Liste wird angeführt vom OB-Kandidaten Christian Meyer. Nur drei der zehn Personen, die 2014 für die CSU in Stadtrat gewählt wurden, treten auch 2020 wieder an: Birgit Weber (2), Hans-Herbert Hartan (5) und Thomas Bittorf (13).

Die ehemalige Sprecherin der Händlergemeinschaft Zentrum, Janis Franz, steht auf 6. Gleich dahinter rangiert der stellvertretende IHK-Präsident Andreas Engel. Die von der SPD über die SBC nunmehr bei der CSU gelandete Barbara Kammerscheid kandidiert auf Platz 10.

1. Christian Meyer; 2. Birgit Weber; 3. René Boldt; 4. Christina Vatke; 5. Hans-Herbert Hartan; 6. Janis Franz; 7. Andreas Engel; 8. Antoinetta Bafas; 9. Roland Eibl; 10. Barbara Kammerscheid. 11. Patrick Löffler; 12. Annemarie Keul-Weber; 13. Thomas Bittorf; 14.Winnie Hannusch; 15. Jan Pussert; 16. Terzo Pfadenhauer; 17. André Linß; 18. Steffi Stahl; 19. Matthias Muffel; 20. Bianca Nestmann; 21. Marcel Sagasser; 22. Sigrid Graf; 23. Patrick Mohr; 24. Anna Boldt; 25.Arndt Schmidt; 26. Kerolain Frind; 27. Christian Gudde; 28. Andrea Becker; 29. Peer Medau; 30. Michaela Wagner; 31.Christoph Brockardt; 32.Cindy Hoppe; 33. Marco Cestone: 34. Kathrin Waldeck; 35.Holger Bender; 36. Rita Schubert; 37. Georgio Cumbat; 38. Helga Kilian; 39. Hans-Joachim Pfadenhauer; 40. Carolin Bote-Schönekäs.os