Seit 2013 wurden keine neuen Messing-Täfelchen mehr im Gedenken an die Opfer der Nazizeit in Coburg verlegt. Der Kultur- und Schulsenat beschloss am Dienstag, die Aktion in zwei Jahren auf Kosten der Stadt wieder anlaufen zu lassen.
Rund 120 "Stolpersteine" erinnern in
Coburg an die Schicksale der Menschen, die während der Zeit des Nationalsozialismus in der Vestestadt verfolgt oder ermordet wurden. Die ersten "Stolpersteine", eine Idee des Kölner Künstlers Gunter Demnig, wurden im Sommer 2009 verlegt. Bis 2013 kamen kontinuierlich immer neue hinzu, seitdem ruht die Aktion. SPD-Stadträtin Franziska Bartl stellte im vergangenen Mai im Stadtrat den Antrag auf Fortführung des Projekts - unter Federführung der Stadt Coburg.
Betreuen soll das Projekt künftig das Amt für Schulen, Kultur und Bildung. Wie die Leiterin der Kulturabteilung, Michaela Hofmann, am Dienstag im Kultur- und Schulsenat erläuterte, entstehen der Stadt pro Verlegungsaktion Kosten in Höhe von rund 5000 Euro - unter anderem für den CEB, für das Rahmenprogramm und die entsprechenden Urkunden.
Grundsätzlich ist die Verwaltung einverstanden, allerdings unter der Voraussetzung, dass das Projekt erst 2018 fortgesetzt wird. Die Begründung: 2016 und 2017 seien die personellen und finanziellen Ressourcen der Kulturabteilung bereits anderweitig ausgeschöpft, so Hofmann. 2016 steht das Rückertjahr an, 2017 die Landesausstellung und 2016/17 auch noch die Unesco-Bewerbung.
Max Forkel (Stadtratsfraktion CSU/JC) hätte die Entscheidung am Dienstag gerne vertagt und erst 2018 darüber entschieden. Dem schlossen sich später in der Abstimmung auch Adelheid Frankenberger (SBC) und Hans-Herbert Hartan (CSU/JC) an. Hartan begründete dies damit, dass es laut Klaus Anderlik, dem Leiter des Amtes für Schulen, Kultur und Bildung, derzeit ohnehin keine Anträge gebe.
"Dann sollten wir auch erst 2018 darüber entscheiden."
Entscheidung vertagen wäre "das falsche Signal"
ÖDP-Stadtrat Klaus Klumpers widersprach, denn er fürchtete, von einer solchen Entscheidung könne möglicherweise "ein ganz falsches Signal ausgehen".
Auch Martina Benzel-Weyh, die Fraktionschefin der Grünen, wollte die Entscheidung lieber gleich treffen. Sollten bis 2018 tatsächlich keine Anträge auf weitere Stolpersteine eingehen, "können wir es immer noch sein lassen", fand Benzel-Weyh. Aber vorsorglich solle man die Möglichkeit schaffen, in zwei Jahren wieder Gedenksteine verlegen zu können.
"Wir geben als Stadt Millionen aus, und hier geht es um 5000 Euro!"
Der Beschluss wurde schließlich bei sechs Stimmen dafür und drei dagegen (Hartan, Forkel und Frankenberger) angenommen.
Die Idee für die Stolpersteine hatte Gunter Demnig schon vor 23 Jahren. Zunächst landeten seine Pläne allerdings in der Schublade. Erst einige Jahre später wurde sein Erinnerungs-Projekt doch noch Wirklichkeit. Bis Juli 2013 hatte Demnig mehr als 40 000 der kleinen Quader, die auf der Oberseite Metallplatten mit den Namen der Opfer tragen, vor deren einstigen Wohnungen und Häusern in den Boden gesetzt. Allein in Deutschland liegen Demnigs Stolpersteine in mehr als 800 Städten.
Noch immer zu wenig Klassen für junge Flüchtlinge
98 junge Flüchtlinge besuchen derzeit die insgesamt drei Übergangsklassen an der Rückertschule (82 Schüler) und der
Heilig-Kreuz-Schule (16). Zum Beginn des zweiten Schulhalbjahres, Ende Februar, werde eine vierte Übergangsklasse geschaffen, in der weitere 22 Flüchtlinge unterrichtet werden können.
Doch auch damit werden längst nicht alle Flüchtlinge im Kindes- und Jugendalter in Schulen untergebracht werden können, wie die Leiterin des Schulbereiches, Tina Lehmann, am Dienstag dem Kultur- und Schulsenat berichtete. Konkret geht es um knapp 100 Schüler, quer durch alle Altersklassen. Ein Grund sei die Tatsache, dass es nicht genug Lehrkräfte gebe, die Deutsch als zweite Fremdsprache unterrichten könnten, so Lehmann. Dabei sei Schule gerade für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge wichtig. Betreuung sei zwar gut, könne den Unterricht aber nicht ersetzen.
Beim Versuch, möglichst viele Flüchtlinge im Unterricht unterzubringen, könne man nicht immer auf das passende Alter achten, wie etwa Martina Benzel-Weyh, Grünen-Fraktionschefin und Lehrerin an der Heilig-Kreuz-Schule, aus eigener Erfahrung berichtete. Sie habe beispielsweise einen jungen Syrer mit Abitur in einer 7. Klasse sitzen. "Der sollte eigentlich schon in die Berufsschule gehen." OB Norbert Tessmer versprach, bei diesem Thema nachzufassen.
Höchstalter für Förderpreis einmalig heraufgesetzt
2013 hatte der Kultur- und Schulsenat entschieden, 2016 keinen Förderpreis der Stadt Coburg für junge Künstler im Bereich Musik zu vergeben, sondern erst wieder 2017.
Auf diese Weise habe man eine zeitgleiche Verleihung mit dem Coburger Rückert-Preis vermeiden wollen, wie die Leiterin der städtischen Kulturabteilung, Michaela Hofmann, am Dienstag in der Sitzung des Senates erläuterte. Nach den Richtlinien liegt das Höchstalter für die Bewerber um den Förderpreis bei 24 Jahren. Letztmals wurde der Preis 2010 verliehen. Teilnahmeberechtigt waren seinerzeit Bewerber bis einschließlich Jahrgang 1986. Durch die Verschiebung auf 2017 wären die Jahrgänge 1988 bis 1992 nun eigentlich zu alt für die Teilnahme. Um diesen Jahrgängen dennoch die Möglichkeit zur Bewerbung zu geben, hatte die Verwaltung vorgeschlagen, das Höchstalter einmalig außer Kraft zu setzen. Der Stadt entstehen durch diese Ausnahmeregelung keine Mehrkosten. Die Senatsmitglieder stimmten geschlossen für diese Lösung.
Um den Preis bewerben können sich Sänger, Instrumentalisten, Dirigenten und Komponisten, die "auf dem Gebiet der ernsten Musik besonders anerkennenswerte Leistungen erbracht haben".
Stadtarchiv braucht mehr Platz
Rund 1950 laufende Meter Archivgut lagern im Stadtarchiv, dazu circa 96 000 Bilder - Fotos, Alben, Dias, Glasplatten, Negative und Positive. Damit sei das Stadtarchiv eigentlich schon am oberen Ende seiner Kapazitäten, wie dessen Leiter, Michael Tröbs, dem Kultur- und Schulsenat in seinem Jahresbericht erläuterte.
Derzeit forschen seine Mitarbeiter, welche Aktenmengen in den städtischen Ämtern und Eigenbetrieben lagern, die irgendwann ebenfalls ins Archiv wandern sollen. Schon jetzt sei man bei rund 2000 laufenden Metern, Behörden wie das Bauamt noch gar nicht mitgerechnet.
"Wir sind bereits dabei, nach Objekten zur Erweiterung des Stadtarchivs zu suchen", versicherte Schul- und Kulturamtsleiter Klaus Anderlik.
Seinen Jahresbericht erstattete auch Stadt-Heimatpfleger Hubertus Habel. Neben zahlreichen Vorträgen, Führungen und Veranstaltungen hatte vor allem Habels Publikation "Straßenkämpfe: schrankenlos?" in der Zeitschrift "Schönere Heimat" überregionales Interesse ausgelöst. Anlass für die Publikation seien Anfragen aus dem Coburger Stadtrat im Vorfeld der Entscheidung über die Umbenennung der Max-Brose-Straße gewesen, so Habel. "Seit der Veröffentlichung hat es zu diesem Thema eine ganze Reihe von Anfragen aus anderen Kommunen gegeben."
... haben einen Gesichtskreis vom Radius Null und nennen ihn ihren Standpunkt.
David Hilbert
... fröhliches Mahl überhaupt ohne Frauen denkbar ist, lasse ich offen.
Erasmus von Rotterdam
Weil die Stadt verschuldet ist, spart sie beim Neujahrsempfang für ein paar Euro an Bratwürsten und hier sollen 5.000,00 € zum Fenster raus geschmissen werden.
MfG
5.000,00 € in Worten: fünftausend. Für Steine mit Messing.
Es ist über 70 Jahre her, man muss nicht ständig an Dinge erinnert werden, für die die jetzige Generation nichts kann und sich auch nicht schuldig fühlen und schon gar nicht dafür bezahlen muss.
Wir müssen an das Deutschland in der Gegenwart denken.
MfG
Was ist wenn jemand mal über einen Stolperstein stolpert und fällt? Dann ist das Gejammer groß!
MfG