Neue Resolution: Coburg sucht andere Partner

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Eine auf Initiative von MdB Emmi Zeulner (CSU) verabschiedete Resolution gegen weitere Stromtrassen kommt im Coburger Land nicht besonders gut an.

Die einst geschlossene Front in (Nordwest-)Oberfranken gegen den Bau weiterer Stromtrassen in der gesamten Region scheint zu bröckeln. Auf Initiative der Bundestagsabgeordneten Emmi Zeulner (CSU) haben am Mittwoch Kommunalpolitiker aus Lichtenfels, Kulmbach, Bamberg, Kronach, Hof und Forchheim eine Resolution verabschiedet, in der sie sich gegen den Bau neuer Trassen durch ihre Landkreise aussprechen. Nicht mit vertreten dabei: der Landkreis Coburg.
Landrat Michael Busch (SPD) mühte sich gestern sichtlich, die in Lichtenfels verabschiedete Resolution nicht als totalen Bruch darzustellen. "Die kommunale Familie", versicherte der Landrat, "funktioniert" Ursprünglich nicht von Zeulner eingeladen, habe er an der Sitzung kurzfristig doch noch teilnehmen und einen Teilerfolg erzielen können. In der Resolution steht nämlich: "Im Übrigen soll geprüft werden, ob die grundsätzliche Notwendigkeit der P44, P44 mod. und ihrer Varianten überhaupt besteht." Dieser Satz, das bestätigte auch der Lichtenfelser Landrat, Christian Meißner (CSU), dem Tageblatt auf Anfrage, sei ausdrücklich auf Wunsch des Coburger Landrates eingefügt worden. Unterschreiben wollte Busch das Schriftstück dennoch nicht - weil sich dort die vom Coburger Kreistag ausdrücklich beschlossene Absage an die Trassen P 44/P 44 mod. nicht wiederfinde. "Also hatte ich auch keine Legitimation für eine Unterschrift", sagte Busch.
Der Landkreis Coburg sieht sich dennoch, räumte Michael Busch ein, "politisch schwierigen" Entwicklungen gegenüber. So brachte Christian Gunsenheimer (Klimaschutzbeauftragter des Landkreises) am Donnerstag von einer Stromnetz-Informationsveranstaltung aus Leipzig die Info mit, dass sich dort ein offizieller Vertreter des Landkreises Kronach sehr offensiv für den Bau der Stromtrasse P 44 starkgemacht haben soll. Jene Trasse würde freilich den Kronacher Landkreis verschonen, aber durch das westliche Coburger Land (Lautertal, Meeder, Bad Rodach, eventuell auch Seßlach) nach Schweinfurt führen. Michael Busch nahm diese Information mit einem leicht resignierten Schulterzucken zur Kenntnis. "Man muss es akzeptieren, wenn sich jemand selbst der Nächste ist."
Busch will nun auf die Suche nach neuen Partnern im Kampf gegen weitere Stromleitungen gehen. Die Landkreise Haßberge und Schweinfurt rücken da in den Fokus, schließlich wären sie von der Trasse P 44 schwer betroffen. An der Seite des Landkreises bleibt natürlich auch die Stadt Coburg, wie der stellvertretende Bürgermeister, Thomas Nowak (SPD), bei der am Donnerstag eilends einberufenen Pressekonferenz Buschs versicherte. Nowak riet den Verantwortlichen für die Pläne einmal nach Dörfles-Esbach oder Rödental zu kommen: "Wenn man immer von Bündelung redet, dann ist dort viel gebündelt worden."


Es ist halt Wahlkampf

Wenn es ihm auch ein bisschen schwer fiel, so brachte Michael Busch auch Verständnis für den Vorstoß von Emmi Zeulner auf. Als Bundestagsabgeordnete mitten im Wahlkampf müsse sie die Trassenproblematik vorrangig aus Sicht ihres Wahlkreises sehen - und da gehöre Coburg eben nicht mit dazu. Auf Tageblatt-Nachfrage gelassen reagierte auch Christian Meißner auf den vermeintlichen "Bruch" zwischen Coburg und Lichtenfels. "Die Veranstaltung war fokussiert auf die MOD-Varianten, die alle den Landkreis Lichtenfels mit dem Knotenpunkt Redwitz im Visier haben und im Bundeswahlkreis von Emmi Zeulner liegen", teilte der Lichtenfelser Landrat mit. Zudem habe man mit der Resolution massive Kritik an der Bundesnetzagentur geäußert. Diese habe im laufenden Verfahren Varianten wieder als möglich eingestuft, die insbesondere von den Netzbetreibern, unter anderem auch Tennet, abgelehnt wurden, weil sie zu lange und zu unwirtschaftlich seien.