Nachdem Verkehrsplaner bereits vorgeschlagen haben, den Gemüsemarkt in eine Grünfläche umzuwandeln, sorgen nun neue Ideen für die Mohrenstraße für Wirbel.
"Das darf doch nicht wahr sein!", schimpft ein Einzelhändler, der lieber nicht genannt werden will: "Wollen die denn, dass gar kein Kunde mehr in die Innenstadt kommt?" Mit "die" meint er die Stadt Coburg, und "die" macht sich schon seit geraumer Zeit Gedanken über einen neuen Verkehrsentwicklungsplan (VEP), vereinfacht auch "Parkraumkonzept" genannt. Dessen Ziel ist es unter anderem, die Verkehrsströme sinnvoller zu lenken und zum Beispiel auch unnötigen Parksuchverkehr zu vermeiden.
Lieber die Parkhäuser nutzen
Beim Stichwort Parksuchverkehr haben die Experten der Ingenieurgesellschaft Gevas Humberg & Partner aus München, die mit der Erstellung des VEP beauftragt sind, nun die obere Mohrenstraße und die angrenzende Webergasse ins Visier genommen. Denn dort rollt täglich viel Verkehr: Autofahrer hoffen, einen der Kurzzeitparkplätze am Straßenrand zu ergattern. Besser wäre es allerdings, so die Theorie der Planer, wenn lieber gleich eines der Parkhäuser angesteuert würde. Und weil mit dem VEP auch erreicht werden soll, dass es in der Innenstadt mehr Parkplätze für Anwohner gibt, haben sie sozusagen Eins und Eins zusammengezählt: Die derzeitigen Kurzzeitparkplätze in der oberen Mohrenstraße und in der Webergasse könnten in reine Anwohnerparkplätze umgewandelt werden.
Anwohner liegen am Herzen
Ohnehin liegen die Anwohner den Planern sehr am Herzen - auch wenn dies jüngst anders gewirkt haben mag, als sie vorschlugen den Gemüsemarkt (Kapazität: rund 60 Anwohnerstellplätze) komplett in eine innerstädtische Grün-Oase umzuwandeln. Im neuen Ideenkatalog, der die Grundlage für weitere Diskussionen sein soll, sind noch mehr Parkplatz-Umwandlungen zugunsten von Anwohnern wie in der Mohrenstraße und Webergasse angedacht. Langfristig zum Beispiel auch im Oberen Bürglaß und in der Schenkgasse.
Die Planer haben ausgerechnet, dass es im untersuchten Innenstadtbereich aktuell 848 Parkplätze gibt. Davon sind 216 ausschließlich Anwohnern vorbehalten - das entspricht einem Anteil von 25 Prozent. Dieser könnte mit den besagten Maßnahmen auf 41 Prozent erhöht werden. Gleichzeitig würde die Zahl der gebührenfreien Parkplätze drastisch sinken (von 19 auf sechs Prozent), die der gebührenpflichtigen nur leicht (26 auf 24 Prozent). Komplett unangetastet blieben die Behindertenstellplätze.
Und wie geht's nun weiter? Zuletzt galt der Zeitplan, dass der VEP Mitte 2017 beschlossen werden soll. Ob dieser Termin gehalten werden kann, ist aber fraglich. Denn vorher soll es auf jeden Fall noch eine öffentliche Veranstaltung geben, bei der alle interessierten Bürger mitdiskutieren können.
Stadt will Bürger einbinden
Zum Hintergrund: Der Stadtrat beschloss 2005 einen Verkehrsentwicklungsplan (VEP), der als Zielhorizont das Jahr 2015 hatte. Deshalb soll es nun einen neuen VEP geben. Mit der inhaltlichen Bearbeitung wurden die Verkehrsexperten der Ingenieurgesellschaft Gevas Humberg & Partner aus München beauftragt. Wichtig ist der Stadt aber auch eine Einbindung aller Bürger. Deshalb finden regelmäßig öffentliche Veranstaltungen statt, bei denen jeder Bürger mitdiskutieren und auch eigene Ideen einbringen kann.
Die Parkgebühren sollen steigen
Die Verkehrsplaner der Ingenieurgesellschaft Gevas Humberg & Partner aus München haben ein Papier vorgelegt, das zahlreiche Vorschläge enthält.• Die Parkgebühr im öffentlichen Straßenraum soll von derzeit 50 Cent pro halber Stunde auf 80 Cent angehoben. In der Ketschenvorstadt und am Oberen Bürglaß sind ein Euro pro halber Stunde angedacht.
• Auf dem Anger soll es nur noch Tagespauschalen von drei Euro geben (zurzeit: 2,50 Euro). Im Parkhaus Post soll die erste Stunde zwar weiterhin kostenlos bleiben, eventuell aber nur noch nachmittags.
• Um zusätzliche Stellplätze zu schaffen, wurden verschiedene Varianten untersucht. Als "unproblematisch" wird lediglich eine Erweiterung des Parkhauses Post angesehen. Große Zweifel gibt es bei denkbaren Tiefgaragen am Gemüsemarkt ("verkehrstechnisch schwierig") oder in der Oberen Klinge/Allee. Auch einer Schlossplatz-Tiefgarage steht man skeptisch gegenüber, weil die Erschließung schwierig ist und weil sie zu weit von der Steinwegvorstadt entfernt wäre.
• Um die Nutzung von Elektroautos attraktiver zu machen, soll es in jeder größeren Anwohnerparkzone mindestens eine Ladesäule geben.
Mir fällt auf, daß es letztendlich immer wieder nur um die Erhöhung der Parkgebühren geht und weniger auf die Qualität auch der Fußgänger ankommt. Vermehrt attraktiv wird das Parken auf den schon schmalen Bürgersteigen, besonders in der Judengasse zu sehen zwischen Apotheke und Itzbrücke. Ja sogar auf der Brücke stehen mitunter 2 oder gar 3 Fahrzeuge, somit dürfte bei einer zulässigen Belastung von 3t gar kein Auto mehr darüber fahren.
Na, dann schauen wir auch mal in den Wirtsgrund. Höhe des Einkaufsmarktes ist es quasi einspurig, weil scheinbar niemandem der Weg vom direkt angrenzenden Parkplatz zuzutrauen ist. Da wird dann auf der Straße geparkt und die Sicht derer auf den fließenden Verkehr eingeschränkt bis unmöglich gemacht, die aus dem Parkplatz ausfahren wollen.
OK, da werden also für viel Geld auswärtige Theoretiker engagiert. Lasst doch unsere eigenen Verwaltungsmmitarbeiter mal freien Lauf. Ich bin mir sicher, mit deren Detailwissen wird es schneller und zielgerichteter ablaufen. Mal abgesehen davon, dass auch die Finanzen aufgebessert werden. Wäre es denn nicht auch eine Möglichkeit, in den Parkhäusern jeweils eine Etage zeitlich zu befristen (8.30 - 17.30 h als Beispiel) und diese dann für die Anwohner im Abend- und Nachtbetrieb zu reservieren? Diese sollte dann natürlich mit den geltenden Anwohnerparkausweisen gratis zu nutzen sein. Ob die Parkhäuser nun nachts quasi leer stehen oder von den Anwohnern genutzt werden, sollte dann doch egal sein.