"Alle Neune" hieß es im Konzert der Musikfreunde, als neun Mitglieder des Philharmonischen Orchesters Coburg selten zu hörenden Nonette interpretierten.
Es war schon ein außergewöhnliches Erlebnis, als die vier Streicher und fünf Bläser des heimischen Orchesters mit unerhörter Spielfreude, überragendem technischen Können und makellosem Zusammenspiel diese beiden Raritäten dem beifallsfreudigen Publikum darboten.
Nonette sind eigentlich die größte vorkommende Kammermusik-Besetzung und haben eine dem entsprechende Klangbreite, die schon ins Sinfonische reicht. Natürlich braucht man hier tüchtige Solistinnen und Solisten, an denen im Orchester des Landestheaters kein Mangel herrscht, wie auch wieder an diesem Abend zu erleben war.
Anspruchsvolle Solostellen
Angeführt von der koordinierten Konzertmeisterin Megumi Ikeda (Violine) musizierten Zhuo Lu (Viola), Woongwhee Moon (Violoncello), Christian Ernst (Kontrabass), Marthel Witkowski (Flöte), Philipp Grzondziel (Klarinette), Bernhard Forster (Oboe), Thomas Acker (Fagott) und Jonathan Baur (Horn).
Der aus Braunschweig stammende Geigenvirtuose Louis Spohr war ein fruchtbarer, vielseitiger Komponist. 1813 schrieb er auf Anregung eines Wiener Kaufmanns sein Nonett F-Dur op.31, ein spielfreudiges, erfindungsreiches, meisterhaft gearbeitetes Werk im spätklassischen Stil. Im gesanglichen Kopfsatz gibt es immer wieder anspruchsvolle Solostellen für alle Instrumente. Im eleganten Scherzo mit zwei Trios werden die Streicher und Bläser getrennt eingesetzt.
Nach dem dicht musizierten expressiven Adagio bringt das heiter-kapriziöse Rondo-Finale einen schwungvollen, teilweise virtuosen Ausklang. Unsere Künstlerinnen und Künstler glänzten mit einer musizierfreudigen, lupenreinen Wiedergabe des kurzweiligen, wirkungsvollen Werks, die mit viel Beifall bedacht wurde.
Reinbergers Nonett Es-Dur
In hochromantische Gefilde ging es nach der Pause mit dem 1884 entstandenen Nonett Es-Dur op.139 des aus Vaduz stammenden, hauptsächlich aber in München wirkenden Joseph Rheinberger, der ein umfangreiches Werk von der Kammermusik bis zur Oper geschaffen hat.
Anhaltender Beifall
Dichtere Stimmführung und kompliziertere Harmonik verraten den Romantiker. Auch sein Nonett ist viersätzig und von ähnlicher Länge (rund 35 Minuten Dauer) und Satzfolge, sodass es ein gelungenes Schwesterwerk zum Spohrschen darstellt. Wiederum nichts auszusetzen gab es an der überlegenen, stimmungsvollen und präzisen Wiedergabe auch dieses Werks mit seinem umfangreichen Allegro, dem historisierenden Menuett samt leicht melancholischem Trio, dem lyrischen, aber sich mehrmals zu leidenschaftlicher Gebärde aufschwingenden Adagio molto sowie dem ausgelassenen, überschäumenden Finale, das gleich mit virtuosem Violinsolo anhebt.